Fragen & Antworten
Wie das Wegwerfen von Zigaretten in Bremen bestraft wird – und wie oft
Kippenfänger in Bremen – Gegen Umweltverschmutzung
Weggeschnippte Kippenstummel schaden der Umwelt und verursachen hohe Entsorgungskosten. Wer in Bremen erwischt wird, kann von Polizei und Ordnungsdienst zur Kasse gebeten werden.
Warum sind weggeworfene Zigaretten schädlich?
Das liegt vor allem am Filter. Denn dieser hat die Aufgabe, die Giftstoffe einer Zigarette zu sammeln, erklärt Hanna-Lena Oer, Mitarbeiterin im Meeresschutzbüro des Bunds für Umwelt und Naturschutz (BUND) in Bremen: "Unter den 7.000 Schadstoffen im Filter sind nachweislich 50 krebserregende Substanzen."
Problematisch ist, dass viele Kippenstummel, die auf den Straßen landen, über Umwege ins Meer gelangen. "Bereits ein benutzter Zigarettenfilter auf 1.000 Liter Wasser verursacht erkennbare Effekte bei kleinen Wassertieren wie Wasserflöhen", betont Oer. Zudem bestünden gewöhnliche Filter nicht wie häufig angenommen aus Papier, sondern aus Kunststoff. "Das Material zerfasert in der Umwelt und wird zu Mikroplastik", sagt Oer.
An Nord- und Ostseestränden haben Zigarettenstummel einen enormen Anteil am Müllaufkommen.
BUND-Mitarbeiterin Hanna-Lena Oer

Wie viele Zigaretten werden überhaupt weggeworfen?
Einer Studie des Verbands kommunaler Unternehmen zufolge werden in Deutschland pro Jahr zwischen 100 und 140 Millionen Zigarettenstummel auf Straßen und in der Natur entsorgt. Das sogenannte Zigaretten-Littering (der englische Begriff "littering" bedeutet im Deutschen so viel wie "wegwerfen") verursacht den Kommunen demnach Kosten in Höhe von jährlich rund 225 Millionen Euro.
Wie viele Zigaretten in Bremen weggeschnippt werden, lässt sich nicht erfassen, teilt die Stadtreinigung auf Nachfrage von buten un binnen mit. Denn Zigarettenstummel werden als sogenannter Streumüll ausgezeichnet. "Darunter ist dann auch jeglicher anderer Streumüll (To-Go-Verpackungen et cetera), daher ist keine Trennung möglich", so eine Sprecherin.
Der BUND hat aber bei einem "Kippenmonitoring" im Viertel untersucht, wie viele Zigarettenstummel auf der Straße landen. Das Ergebnis: Pro Tag fanden sich im Schnitt rund 50 Zigaretten in einem Umkreis von 100 Metern. "Das Wegwerfen von Kippen auf der Straße scheint ein gesellschaftlich akzeptierter Automatismus zu sein", stellt BUND-Mitarbeiterin Oer fest.
Welche Strafe droht für das Wegschnippen von Zigarettenstummeln?
Wer in Bremen beim Entsorgen von Kippen auf der Straße oder in der Natur erwischt wird, kann vom Ordnungsdienst oder der Polizei mit einem Verwarngeld in Höhe von 50 Euro belangt werden. Bis vor drei Jahren lag der Betrag bei 20 Euro. Im Zuge des neuen "Bußgeldkatalogs für den Umweltschutz in Bremen" wurde das Verwarngeld im Mai 2022 erhöht.
Der Betrag muss innerhalb von acht Tagen überwiesen werden, ansonsten wird ein Bußgeldbescheid erlassen. Hinzu kommen dann weitere Verwaltungskosten in Höhe von 28,50 Euro. Der Gesamtbetrag beläuft sich in dem Fall auf insgesamt 78,50 Euro.
Für Polizisten oder Mitarbeiter vom Ordnungsdienst besteht aber ebenso die Möglichkeit, nur eine Mahnung auszusprechen. Dabei komme es "auf die individuelle Situation an", teilt ein Sprecher des Innenressorts mit. Demnach liegt es im Ermessen der Beteiligten, ob ein Verwarngeld fällig wird oder ob eine mündliche Verwarnung ausreicht.
Wie oft werden solche Vergehen geahndet?
Im Jahr 2022 zählte das Bremer Umweltressort 103 Fälle, bei denen für das Wegwerfen von Zigaretten ein Verwarngeld gezahlt wurde. Im vergangenen Jahr wurden nur noch 74 Fälle verzeichnet. Warum die Zahl rückläufig ist, bleibt unklar. Laut Ressort hat die abnehmende Tendenz vielfältige Gründe. "So kann beispielsweise auch der Wechsel zu wiederverwendbaren E-Zigaretten Auswirkungen auf die Fallzahlen haben", sagt die Sprecherin.
Wie hoch fällt die Strafe in anderen Städten aus?
Das ist unterschiedlich: In Baden-Württemberg etwa liegt laut SWR der Bußgeldrahmen zwischen 50 und 250 Euro, in Hamburg werden 40 Euro fällig. In Berlin hingegen soll der Betrag Medienberichten zufolge von 55 auf 250 Euro angehoben werden. "Je höher die Strafe ausfällt, desto mehr würde das Zigaretten-Littering vermutlich als ernsthaftes Problem anerkannt werden", vermutet BUND-Mitarbeiterin Oer. Allgemein fehle es aber vor allem an Aufklärung.
Gesteigertes Bewusstsein in der Öffentlichkeit könnte dazu führen, dass die Kippen gar nicht erst in diesen Massen in der Umwelt entsorgt werden.
BUND-Mitarbeiterin Hanna-Lena Oer
Rückblick: Bremen putzt sich raus: Stadtteile kämpfen beim Kippenmarathon
Quelle: buten un binnen.
Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Der Morgen, 27. März 2025, 08:40 Uhr