Bremer Migräne-Arzt warnt vor Smartphone-Stress

Migräne ist einer Studie zufolge bei jungen Männern auf dem Vormarsch. Ein Bremer Experte bestätigt das – und gibt Tipps, wie der Trend gestoppt werden könnte.

Ein junger Mann hält sich die Schläfe und die Stirn
Migräne trifft immer häufiger auch junge Männer. Bild: Imago | Relax Images

Immer mehr junge Männer leiden der Krankenkasse KKH zufolge unter Migräne. Von 2006 auf 2016 stieg die Zahl der Betroffenen bei den 15- bis 19-Jährigen um rund 40 Prozent, bei den 25- bis 29-Jährigen sogar um fast 70 Prozent, schreibt die KKH anlässlich des Weltkopfschmerztages an diesem Mittwoch.

Eine Beobachtung, die der Neurologe Andreas Peikert vom Bremer Facharztzentrum Neurologicum teilt. Insgesamt sei der Anteil der Männer unter den Migränepatienten am Neurologicum zwar nur leicht gestiegen – im Vergleich zu 2017 im bisherigen Jahr 2018 von 18,5 auf 19 Prozent. "Die Zahlen der KKH passen aber zu meiner Wahrnehmung, dass vor allem die Zahl junger Männer deutlicher zugenommen hat", sagt Peikert. Es sei auffällig, dass immer häufiger männliche Schüler zu seinen Patienten zählten.

Was soziale Medien mit Migräne zu tun haben

Gerade bei jungen Männern begründet Peikert die Zunahme an Patienten mit einer beunruhigenden Entwicklung. "Die Verdichtung des Lebens, die Erreichbarkeit rund um die Uhr und die Möglichkeit, sich dauernd und überall mit etwas beschäftigen zu können, führt gerade bei der Generation Social Media zu Stress. Dieser Stress kann auch Migräne auslösen." Peikert empfiehlt seinen Patienten – zumindest bei leichter Migräne – daher oft: "Einfach mal eine Pause machen und das Smartphone abschalten."

Zudem sei vielen Menschen gar nicht klar, dass sie unter Migräne leiden, sagt der Neurologe. Dabei sei die Diagnose eigentlich anhand einfacher Kriterien möglich.

So diagnostizieren Ärzte Migräne in drei Schritten

So diagnostizieren Ärzte Migräne in drei Schritten
Bild: Radio Bremen

Menschen mit Migräne seien praktisch nicht mehr fähig, alltäglichen Dingen nachzugehen, sagt Peikert. Dies unterscheide das Leiden beispielsweise auch von Spannungskopfschmerzen. "Bei letzteren kann es je nach Veranlagung schon helfen, Pfefferminzöl an die Schläfe zu reiben, ein Glas Wasser zu trinken oder den Kopf zu kühlen." Bei manchen helfe auch ein Spaziergang an der frischen Luft.

Migräne sei hingegen genetisch bedingt und hänge eng mit den Umweltbedingungen der Patienten zusammen. "Wenn beispielsweise Schüler zu uns kommen, dann rede ich erst einmal länger mit ihnen", sagt Peikert. Die Art der Kopfschmerzen zu diagnostizieren sei dabei nur ein Aspekt, Migränesymptome wie Schmerzen, Sprach- oder Sehstörungen auf Ursachen zurückzuführen ein weiterer. Als Arzt verschaffe man sich einen Überblick über das Leben der Patienten. "Ist er 24 Stunden online, hat er Leistungsdruck?" So sei es für Migräne typisch, am Wochenende aufzutreten, wenn beispielsweise der Schul- oder Berufsstress nachlasse.

Neben der Smartphone-Pause rät Peikert seinen Patienten auch zu Ausdauersport, statt den ganzen Tag vor dem Computer zu verbringen. "Dies kann auch heißen, dass jemand dreimal die Woche eine halbe Stunde Fahrrad fährt, um wieder einen klaren Kopf zu kriegen."

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Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Der Morgen, 5. September 2018, 9:20 Uhr