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Bremer Gesangslehrerin: "Stimmtraining ist vergleichbar mit Sport"
Wie tief und wie hoch ein Mensch singen kann, wird vom Stimmumfang definiert. Und den kann man verbessern – wie das geht, erklärt eine Bremer Gesangslehrerin.
Sänger wie Prince oder Mariah Carey begeistern ihre Fans nicht nur mit ihren großartigen Stimmen, sondern auch mit ihren gewaltigen Stimmumfängen, genannt "vocal range". Der Stimmumfang bezeichnet den Bereich zwischen dem höchsten und dem tiefsten Ton, die ein Mensch singen kann. Bei Instrumenten wird dieser Bereich Tonumfang genannt.
Ein durchschnittlicher Mensch hat einen Stimmumfang von anderthalb bis zwei Oktaven. Mit Stimmtraining können bis zu drei oder mehr Oktaven erreicht werden, erklärt die Bremer Gesangslehrerin Stephanie Müller. Popstar und Ausnahmetalent Mariah Carey schafft spektakuläre fünf Oktaven. Damit übertrifft sie sogar den Tonumfang mancher Instrumente wie der Geige (vier Oktaven) oder Gitarre (dreieinhalb Oktaven).
Der Stimmumfang in Höhe und Tiefe kann durch Gesangsunterricht erweitert werden. In ihrem Gesangsunterricht ermittelt Müller den Stimmumfang ihrer Schüler zuerst durch Einsingen. Hierbei gibt sie auf dem Klavier eine Tonleiter vor, die dann vom Schüler nachgesungen wird. So kann geschaut werden, wie hoch die Sängerin oder der Sänger kommt. Mit Hilfe verschiedenster Techniken, wie zum Beispiel Atemübungen, lässt sich die Stimme weiter trainieren.
Es ist doch erstaunlich, wie sehr sich eine Stimme in Umfang und Klangvariabilität im Laufe des Stimmtrainings erweitern kann – hier ist Gesang vergleichbar mit Sport.
Stephanie Müller, Gesangslehrerin und Sängerin aus Bremen
So unterscheiden sich die Tonumfänge eines Menschens von denen eines Musikinstruments
Da viele Opern mit einem großen Tonumfang komponiert wurden, erfordert besonders der klassische Gesangbereich eine große "vocal range". Da würde Popstar Carey vermutlich also auch eine gute Figur abgeben.
Die Stimmlagen: Vom scheppernden Bass bis zum zwitschernden Sopran
Wie hoch ein Ton ist, hängt davon ab, wie schnell die Stimmbänder auf und zu flattern. Grundsätzlich kann man sagen, dass kürzere Stimmbänder leichter in die Höhe gelangen und längere leichter in die Tiefe, erläutert Müller. Da die Stimmbänder von Frauen kürzer sind und schneller vibrieren, können Frauen höher singen als Männer.
Jeder Sänger besitzt eine individuelle Stimmlage. Die Stimmlage beschreibt den Tonbereich, von hoch bis tief, in dem sich die Gesangsstimme wohlfühlt. Je nachdem wie hoch oder wie tief jemand singen kann, unterteilt man in der klassischen Musik in die Frauenstimmen: Sopran (hoch) , Mezzosopran (mittel) und Alt (tief) und die Männerstimmen: Tenor (hoch), Bariton (mittel) und Bass (tief).
Der individuelle Stimmumfang bestimmt, in welcher Stimmlage sich die Stimme wohlfühlt. Je größer der Stimmumfang desto vielseitiger die Stimmlage. Beispielsweise Mariah Carey könnte aufgrund ihres überdurchschnittlichen Stimmumfangs sowohl Stücke für Alt als auch für Sopran singen.
Mariah Careys Konkurrenz aus der Tierwelt
Auch in der Tierwelt lassen sich Stimmumfang und Stimmlagen feststellen. Die Stärke oder Höhe beziehungsweise Tiefe der Stimme hängt bei Tieren von ihrer Größe ab. Denn große Tiere haben auch einen großen Kehlkopf. Das bedeutet: Je kleiner die Tiere sind, desto höher und feiner ist die Stimme.
Der Stimmumfang von Säugetieren liegt zwischen drei und vier Oktaven. Die Tiere bringen oft Töne hervor, die sich von der Höhe und Tiefe maßgeblich unterscheiden. Eine Katze schnurrt zum Beispiel in einer tiefen Tonlage, miaut aber in einer hohen.
Mariah Careys größte Konkurrenz aus der Tierwelt ist die Fledermaus, mit einem Stimmumfang von sieben Oktaven. Diesen erreicht sie durch besondere Strukturen in ihrem Kehlkopf.
Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 20. November 2023, 19:30 Uhr