Wer ist Bremerhavens neuer Tourismus-Chef und was hat er vor?
Nach Unruhe an der Tourismus-Spitze ist in Bremerhaven der neue Chef da. Wie Michael Gerber Maritimes und Stadt verbinden würde und warum er sich "relativ langweilig" findet.
Er ist der Neue – aber beileibe kein Unbekannter in Bremerhaven: Michael Gerber heißt der neubesetzte Tourismus-Chef der Stadt. Seit April ist er in Amt und Würden und hat sich erst mal einen Überblick verschafft. Jetzt geht es für ihn mit Volldampf in die Saison. Ein Porträt des 60-Jährigen, der Bremerhaven in die touristische Zukunft führen soll.
Gerber ist aus dem bayerischen Garmisch-Partenkirchen, aus der Bergwelt zurück an die Küste gewechselt – nach fünf Jahren. Es braucht noch ein bisschen, bis er komplett angekommen ist. Dennoch: "Vieles ist vertraut, das macht das Arbeiten, auch das Beginnen der Arbeit schon deutlich leichter", stellt Gerber fest. "Wenn das eine neue Stadt gewesen wäre, würde ich nicht so weit sein, wie ich heute schon sein kann." Doch spurlos ist die Zeit nicht verstrichen.
Andererseits ist in den letzten fünf Jahren eine Menge passiert. Auch wenn manche Dinge vielleicht nicht so weiterbewegt wurden, wie sie hätten werden könnten. Ich bin immer noch dabei, das eine oder andere zu entdecken, was links und rechts des Weges vielleicht liegengeblieben ist. Ich bin gut unterwegs, aber sicherlich noch nicht gänzlich angekommen – ist auch nicht möglich ehrlicherweise.
Michael Gerber, Tourismus-Chef Bremerhaven
Im Vergleich zu vorher: ähnliche Aufgabe, weniger Budget
Das wäre wohl auch zu viel erwartet. Fast 20 Jahre hat Gerber in Bremerhaven für das Stadtmarketing gearbeitet, wirkte eher hinter den Kulissen. Die Zeit in Bayern, sie war für ihn in gewisser Weise ein "sich freischwimmen". Und Bayern war für den gebürtigen Hamburger gar nicht komplett neu – obwohl der Kontrast zwischen Nord und Süd ja kaum größer hätte sein können.
Nach seinem Studium in Nordbayern habe er mit dem Posten in Süddeutschland nicht sonderlich gefremdelt, berichtet Gerber. "Ich musste nicht wieder lernen, dass die Dinger Semmeln heißen." Es habe geholfen, zuvor bereits an das bayerische Leben und die Kultur herangeführt worden zu sein. Vor allem aber hat er in Garmisch-Partenkirchen neue und mehr Verantwortung bekommen – für 80 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Das sei eine gute Schule und Erfahrung, auch für die neue Aufgabe.
Hier in Bremerhaven ist das ein vergleichbar großes Unternehmen. Das Budget in Garmisch-Partenkirchen war ein bisschen größer, aber es ist eine vergleichbar große Aufgabenstellung.
Michael Gerber, Tourismus-Chef Bremerhaven
Gerber hat sich zum Start die Zeit genommen, das Team um sich herum neu zu organisieren – schließlich sei da in letzter Zeit in der Erlebnis Bremerhaven einiges nicht so rund gelaufen. Sein Vorgänger hat nur acht Monate durchgehalten. Der Job des Tourismus-Chefs ist im Zusammenwirken mit Politik und Verwaltung eine echte Herausforderung.
Sail und Stadtgeburtstag warten auf Tourismus-Chef Gerber
Jetzt soll Gerber das Ruder rumreißen, kommt energiegeladen rüber und sagt von sich selbst, er habe durchaus auch Ecken und Kanten. Vor ihm liegen jedenfalls große Aufgaben: etwa das Windjammerfestival Sail 2025 und der 200. Stadtgeburtstag 2027. Ziel: Zu erreichen, dass die Urlauber künftig noch länger in der Stadt verweilen. Und auch die weitere Gestaltung der Innenstadt mit dem Abriss des Karstadt-Gebäudes hat er im Fokus.
Menschen brauchen einen Anlass, von A nach B zu gehen. Idealerweise wissen Sie, was sie in B erwartet und haben zumindest eine Idee, weshalb sie dahingehen wollen. Und auf dem Weg von A nach B gibt es auch links und rechts des Weges noch Dinge zu gucken. Da ist Stadtgrün alleine noch nicht stark genug als Hebel.
Michael Gerber, Tourismus-Chef Bremerhaven
Eine Idee, die ihm vorschwebt, einen ehemaligen, stadtnahen Dockbereich touristisch aufzuwerten. Ein entsprechendes Budget ist in öffentlichen Haushalten alles andere selbstverständlich, weiß Gerber. Aber wenn er so könnte, wie er gerne würde, wäre ein Ansatz das Lange-Dock wieder herzurichten und mit einem Schiffskörper zu bestücken. "Das liegt direkt auf der Sichtachse der Fußgängerzone – damit könnte man das maritime Thema auf die Innenstadtseite überführen."
Fischtown Pinguins als Positiv-Beispiel
Überhaupt geht es ihm als Tourismus-Chef auch darum, dass die Bremerhavenerinnen und Bremerhavener ihre Stadt mögen. Nur dann könne das auch nach außen strahlen – wie zuletzt beim großen Erfolg der Fischtown Pinguins als deutscher Vizemeister.
Der Stolz und das Selbstbewusstsein der Menschen hat noch mal einen ganz wichtigen Impuls bekommen. Alle, egal ob sport- oder eishockeyaffin, haben sich über den Erfolg und für die Stadt gefreut. Ein bisschen vergleichbar mit der Sail: Jeder Bürger ist an diesen fünf Tagen ein ganz wunderbarer, eine ganz wunderbare Gastgeberin. Zurzeit der Erfolge und der Vizemeisterschaft war ein vergleichbares Lebensgefühl in dieser Stadt. Das tut uns gut, weil es auch Zeiten gibt, wo das Glas manchmal eher halbleer als voll gesehen wird.
Michael Gerber, Tourismus-Chef Bremerhaven
Gerber wohnt mit seiner Frau übrigens in Bremen – wo sie damals ihr Haus gebaut haben. Grund: Er möchte sich ein bisschen Außensicht auf Bremerhaven bewahren. Und was liegt ihm in seiner Freizeit am Herzen? "Ich bin mittlerweile ein relativ langweiliger Typ geworden, weil ich ziemlich viel Zeit mit meiner Arbeit verbringe und in meiner Freizeit tatsächlich ein – wenn man so will – häuslicher Typ bin." Garten, Hund und Familie, mehr brauche er eigentlich nicht.
Seine Frau sei es, die manchmal auf etwas mehr kulturelle Aktivität dränge. "Aber ich kann gut am Sonntag lange frühstücken, Zeitung lesen, da geht der Tag so schön dahin, da bin ich froh." Unter der Woche sei er so unter Strom, dass Bremerhavens neuem Tourismus-Chef am Wochenende viel am gezielten Nichtstun liege: "Das klingt total langweilig, aber ich fühle mich dabei wohl."
Quelle: buten un binnen.
Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Der Tag, 28. Mai 2024, 13:40 Uhr