Fragen & Antworten
Umstieg auf Winterreifen: Das müssen Bremer Autofahrer jetzt wissen
Von Oktober bis Ostern gehören Winterreifen ans Auto, so die Faustregel. Auch gesetzlich sind sie Pflicht. Was beim Reifenwechsel zu beachten ist, beantworten wir hier.
Erste gelbe Blätter, morgendliche Kälte, beschlagene Frontscheiben: Der Herbst grüßt zwar bereits, doch noch ist es in Bremen und Bremerhaven altweibersommerlich warm. Das kann sich jedoch schnell ändern. Autofahrer, die einem Kälteeinbruch zuvorkommen wollen, sollten schon jetzt daran denken, dass bald der Reifenwechsel ansteht.
Wann müssen Winterreifen aufgezogen werden?
Einen allgemein vorgeschriebenen Zeitpunkt für den Reifenwechsel gibt es in Deutschland laut Straßenverkehrsordnung (StVO) nicht. Der Gesetzgeber schreibt lediglich vor, dass die Ausrüstung "an die Wetterverhältnisse anzupassen" ist. Winterreifenpflicht besteht demnach nur bei schlechten Straßenverhältnissen, etwa bei Schnee, Eis und Reifglätte. Die verbreitete Faustregel, wonach Winterreifen "von Oktober bis Ostern" ans Auto gehören, hat sich laut Autoklub ACE aber bewährt, denn schon Anfang Oktober kann es zu plötzlichen Kälteeinbrüchen kommen – auch wenn es, wie derzeit in Bremen und umzu, nicht danach aussieht.
Warum sind Winterreifen wichtig?
Die Gummimischung von Sommerreifen verhärtet sich bei sehr niedrigen Plusgraden, wodurch sich die Haftung auf der Straße spürbar reduzieren kann. Bei niedrigeren Temperaturen kann der Fahrer mit Winterreifen hingegen besser bremsen und souveräner fahren. Denn Winterreifen werden aus einer weicheren Gummimischung mit zusätzlichen Rillen gefertigt, in denen sich Schnee und Matsch gar nicht erst festsetzen.
Wie lange sind Winterreifen haltbar?
Dem ADAC zufolge büßen Winterreifen ab etwa sechs Jahren einen Teil ihrer Wintereigenschaften ein. Denn die Gummimischung ist dann so hart geworden, dass der Grip bei tiefen Temperaturen nachlässt. Dann sollten sie daher ausgetauscht werden.
Bei einem Neukauf sollten die Reifen laut ADAC maximal zwei Jahre alt sein, der Auto Club Europa (ACE) empfiehlt höchstens 18 Monate. Überprüfen lässt sich das anhand der sogenannten DOT-Nummer – die vierstellige Zahl an der Reifenflanke. Die Zahl 2321 bedeutet beispielsweise, dass die Reifen in der 23. Kalenderwoche im Jahr 2021 gefertigt wurden. Entscheidend bei Reifen ist aber die Profiltiefe.
Wie tief muss das Profil sein?
Gesetzlich vorgeschrieben sind mindestens 1,6 Millimeter. "Das ist aber viel zu wenig", sagt Nils Linge, Sprecher des ADAC Weser-Ems. So rutsche man im Ernstfall länger als nötig. Experten wie er empfehlen daher mindestens vier Millimeter Profiltiefe. Dafür gibt es beispielsweise Profiltiefenmesser vom Fachmann. Ein anderer Tipp: Der silberne Rand einer Zwei-Euro-Münze ist exakt vier Millimeter breit.
Wie sollte die Fahrweise im Winter angepasst werden?
Winterreifen allein sind kein Garant für sichere Autofahrten in Bremen und umzu. Gerade in der kalten Jahreszeit mit oft witterungsbedingt längeren Bremswegen und schlechteren Sichtverhältnissen sollten Fahrerinnen und Fahrer daher vorsichtiger fahren, um zum Beispiel auf Wildwechsel, aber auch Füchse und neuerdings auch Wölfe reagieren zu können.
Langsam fahren und immer den Straßenrand im Auge behalten.
Nils Linge, Experte beim ADAC Weser-Ems
Außerdem sollten Autofahrer Abstand halten und die den Verkehr vor und hinter ihnen gut im Auge behalten. Komme es doch zu einem Unfall, sollten die Betroffenen vermeiden, in die Gegenspur zu geraten. Ansonsten heiße es: "Stehen bleiben, Warnblinkanlage an, Warnweste an, Unfallstelle sichern, Polizei anrufen und warten, bis die kommt", sagt Linge.
Mit welchen Geldbußen müssen Autofahrer mit Sommerreifen rechnen?
Erwischt die Polizei einen Autofahrer bei Schnee und Eis mit Sommerreifen, sind 60 Euro fällig. Dazu kommt ein Punkt in Flensburg. Mit 80 Euro und ebenfalls einem Punkt in der Verkehrssünderdatei müssen Autofahrer rechnen, die mit Sommerreifen unterwegs sind und andere behindern – etwa dadurch, dass sie im Straßenverkehr liegen bleiben. Dem Halter des Wagens drohen 75 Euro und ebenfalls ein Punkt.
Besteht im Winter mit Sommerreifen Versicherungsschutz?
In aller Regel ja – dem Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft zufolge bleibt der Haftpflichtschutz für Autofahrer mit Sommerreifen in jedem Fall bestehen, wenn diese im Winter einen Unfall verursachen. Das heißt, die Versicherung zahlt dem Unfallopfer den Schaden. Anders kann es unter Umständen beim Vollkaskoschutz aussehen, der den Schaden am eigenen Auto abdecken soll. Kann nachgewiesen werden, dass der Autofahrer fahrlässig mit Sommerreifen unterwegs war, kann die Versicherung die Zahlung kürzen.
Wie schneiden Reifen im Test ab?
Im aktuellen Winterreifentest des ADAC wurden jeweils 16 Reifenmodelle für SUV der unteren Mittelklasse sowie für Wagen der Kompaktklasse geprüft. Bei SUV-Reifen bekamen sieben Modelle eine gute Bewertung, sieben erhielten befriedigende und zwei mangelhafte Noten. In der Kompaktklasse waren vier Reifen gut, elf befriedigend und einer mangelhaft in der Gesamtleistung. Die mit befriedigend bewerteten Reifen zeigten Schwächen auf trockener, nasser oder winterlicher Fahrbahn. Die Premiummarken Contintental, Dunlop, Goodyear und Michelin schaffen es in beiden Größen auf die vordersten vier Plätze.
Wie werden Sommerreifen am besten gelagert?
Sommerreifen sollten im Winter trocken, dunkel und nicht zu warm gelagert werden. Optimal ist es, die Reifen auf den Felgen auf einer Palette liegend übereinander zu stapeln und abzudecken.
Reifen ohne Felge stehen dagegen besser. Sie sollten etwa alle vier Wochen etwas gedreht werden, um Dellen zu vermeiden. Noch ein Tipp: Autobesitzer sollten vor dem Abmontieren die Position am Auto mit Kreide auf den Reifen schreiben – das erleichtert die Montage im Frühjahr.
Dieses Thema im Programm: Bremen Vier, Der Nachmittag, 30. Oktober 2023, 13:25 Uhr