Fragen & Antworten

Kontrollierter Pyro-Einsatz – kann das in Bremen funktionieren?

Werder-Ultras haben im Gästeblock des Stuttgarter Stadions hell leuchtende Pyrotechnik entzündet.

.FDP will generelles Pyrotechnik-Verbot in Bremer Fußballstadien kippen

Bild: Gumzmedia | Andreas Gumz

Das Abbrennen von Pyrotechnik ist in Fußballstadien verboten. Dennoch wird sie verwendet und spaltet Fans wie Vereine. Ist ein Pilotprojekt in Bremen die Lösung?

Fackeln, die mit bis zu 2.000 Grad Celsius abbrennen, Leuchtraketen, dicke, farbige Rauchschwaden – für viele Fußballfans, besonders jene aus der sogenannten Ultra-Szene, gehört Pyrotechnik jeglicher Art zum Spaß am Spiel dazu. Für andere dagegen hört genau bei diesem Thema der Spaß auf.

In diese jahrelange Streitdebatte um Verbote, Straf- und Gegenmaßnahmen hat die Bremer FDP nun einen Vorschlag zur Legalisierung von Pyrotechnik eingebracht. "Pyrotechnik ist kein Verbrechen. Jedenfalls nicht, wenn es kontrolliert und sachgemäß gezündet wird", erklärte deren sportpolitischer Sprecher Ole Humpich. Ist der Vorschlag ein Schritt in die richtige Richtung?

Wie ist die aktuelle Situation in den Fußball-Stadien?

Das Abbrennen von Pyrotechnik ist verboten. Allerdings ist es für die Polizei und die Ordnungskräfte in den Stadien oft schwer, dieses Verbot durchzusetzen. Immer wieder wird Pyrotechnik eingeschmuggelt und während des Spiels in den Fanblöcken abgebrannt.

Mitunter müssen Schiedsrichter Spiele unterbrechen, wenn Feuerwerkskörper auf den Rasen fliegen, die Rauchentwicklung zu stark ist oder Gefahr für andere Zuschauer droht. Auch Werder Bremen ist davon immer wieder betroffen und muss regelmäßig Strafzahlungen leisten, die das DFB-Sportgericht verhängt. Mittlerweile summieren sich diese Strafen für Werder auf sechsstellige Bereiche.

Was schlägt die Bremer FDP vor?

Die Fraktion der FDP in der Bremischen Bürgerschaft hat einen Antrag eingebracht, um das kontrollierte Abbrennen von Pyrotechnik zu legalisieren. Das soll in einem sechsmonatigen Pilotprojekt mit mindestens sechs Aktionen geschehen. Laut Ole Humpich, Sprecher für Sport bei der FDP-Fraktion Bremen, soll es "in Absprache mit Fanvertretern, Vereinen und dem Bremischen Fußballverband bei Spielen am Weser-Stadion auf Platz 11 oder im Stadion am Panzenberg" in bestimmten abgesperrten Bereichen getestet werden. Allerdings nur mit Rauchfackeln, die nicht unter das Sprengstoffgesetz fallen. Vorbild ist dabei der sogenannte Chemnitzer Weg.

Ein Werder-Fan zündet beim Fanmarsch in Berlin eine Rauchfackelt, die dichten grünen und weißen Rauch ausströmt.
Rauchfackeln dieser Art wären in kontrolliertem Einsatz beim Pilotprojekt erlaubt. Bild: dpa | Paul Zinken

Was ist der Chemnitzer Weg?

Damit sind Pyro-Aktionen der Chemnitzer Ultras gemeint, die in Absprache mit Verein, Fans, Polizei und Ordnungsamt beim Einlaufen der Mannschaften Bengalische Feuer kontrolliert in einem abgesperrten Bereich im Block abbrannten. Daraus entstand ein Konzept genannt Chemnitzer Weg, auf das sich nun auch die Bremer FDP bezieht. Kern des Konzepts ist größtmögliche Sicherheit aller Beteiligter, ausschließliche Verwendung von Rauchfackeln und dass der Spielbetrieb nicht gestört wird.

Wie reagiert Werder Bremen auf den Vorschlag?

Grundsätzlich zeigt sich Werder Bremen offen für das Pilotprojekt. Das erklärte Sport-Geschäftsführerin Anne-Kathrin Laufmann dem Multimediaportal "Deichstube". Jedoch mit der Einschränkung: "So ein Pilot-Projekt gilt es allerdings im Vorfeld mit allen relevanten Protagonisten abzustimmen und zu prüfen."

Welches Problem bleibt trotzdem?

Eine tatsächliche Legalisierung von Pyrotechnik wäre auch der Chemnitzer Weg nicht. Denn verwendet werden in den Stadien vor allem jene Pyros, die unter das Sprengstoffgesetz fallen. Laut des Antrages der FDP sei "Pyrotechnik dabei Ausdruck der emotionalen Hingabe der Fans für ihren Verein. Die Stimmung in den Stadien, auch erzeugt durch Pyrotechnik, ist Teil der Faszination Fußball." Da aber auch oft die Sicherheit anderer Zuschauer wie auch der Spieler im Stadion durch Pyro-Aktionen gefährdet wird, gibt es kontroverse Diskussionen darüber, wie weit diese "Faszination Fußball" ausgelebt werden sollte.

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Autorin

Dieses Thema im Programm: Bremen Vier, Nachrichten, 13. Juni 2024, 16 Uhr