Wie den Tanz-Weltmeistern der Spagat zwischen Schule und Sport gelingt
Das Bremer Grün-Gold-Paar Bayraktar und Kuraite ist mit 15 Jahren schon top. Dass ihre Noten auf dem Parkett und in der Schule gut sind, ist nicht selbstverständlich.
Gerade noch standen sie ganz oben auf dem Podium, den glänzenden Pokal in den Händen, strahlend vor Stolz. Weltmeister über die zehn Tänze, Yigit Bayraktar und Lukrecija Kuraite vom Bremer Grün-Gold-Club hatten ihren Titel bei den Junioren II mit einer herausragenden Leistung verteidigt.
Und das, nachdem die beiden 15-Jährigen bereits im Juli den WM-Titel im Lateintanz holten und danach das seltene Triple beim Grand Prix in Stuttgart mit Siegen in Latein, im Standard und den zehn Tänzen. Im Anschluss wurde das Tanzpaar noch Vizeweltmeister im Standard und nun wieder Weltmeister – was für ein Kraftakt in so kurzer Zeit.
Schuften für den großen Traum
Doch dieses straffe Programm stemmen die beiden bereits seit fast fünf Jahren. So lange tanzen Yigit Bayraktar und Lukrecija Kuraite zusammen. Und so lange dauert schon ihr Spagat zwischen Leistungssport und Schule. Für Freunde bleibt auch nicht viel Zeit.
Klar habe ich oft auch Lust mit meinen Freunden rauszugehen. Aber ich bin eher ein Trainingslöwe. Ich gehe zum Fitness, zum Boxen und zum Tanzen. Denn am Ende weiß ich, dass es mir helfen wird für meine Zukunft.
GGC-Tänzer Yigit Bayraktar bei buten un binnen
Für diese Zukunft im Turniertanz sind Bayraktars Eltern gar vor vier Jahren mit der Familie von der Türkei nach Bremen umgezogen. Hier sahen sie die besten Chancen für ihren Sohn und die frühen Erfolge machen den zunächst schweren Schritt inzwischen leichter.
Unterstützung von Familie, Schule und Trainer
Die Familie unterstützt Yigit Bayraktar bei allem, doch die treibende Kraft ist er selbst. "Weltmeister bei den Erwachsenen werden und später selber Tanz unterrichten", das wünscht sich der Teenager. Und dafür trainiert er vier bis acht Stunden täglich. Pendelt zwischen Bremen und Klaipeda in Litauen, wo seine Tanzpartnerin lebt und ebenfalls pendelt.
Mal trainieren sie für zwei Wochen in Bremen, mal in Litauen. Gut, dass sich ihre Familien freundschaftlich verstehen und dieses Nomadenleben zwischen zwei Trainingsorten und weltweiten Turnieren bisher noch gemeinsam mit ihnen als eine Familie mitgehen. Auch ihr Trainer Roberto Albanese geht den komplizierten organisatorischen Aufwand mit und ist froh, dass die Schule in Bremen ebenfalls mitspielt.
Wir haben zum Glück mit der Schule Ronzelenstraße sehr sehr viel Verständnis, dass sie uns diesen Freiraum geben. Das ist schon ein purer Luxus und mit ein entscheidender Faktor, warum wir diese Leistung produzieren können.
GGC-Trainer Roberto Albanese bei buten un binnen
Flexibler Stundenplan und Online-Unterricht
Mit den strengen Vorgaben einer Ganztagsschule wären diese sportlichen Höchstleistungen nicht möglich, ist sich Albanese sicher. Die sportbetonte Schule Ronzelenstraße bietet den knapp 360 Leistungssportlerinnen und -sportlern unter den 900 Schülerinnen und Schülern an, sich online zum Unterricht zuzuschalten und Lehrstoff und Tests nachzuholen, denn etwa 50 von ihnen sind wie Yigit Bayraktar auf internationalen Turnieren dabei und müssen reisen.
Auch der 15-Jährige bekommt seinen ganz eigenen Stundenplan, der flexibel angepasst wird, sollten sich Termine oder Flüge verschieben. Alle Lehrer ziehen mit, organisieren Hausaufgaben, Videokonferenzen im Klassenraum oder Online-Einzelunterricht.
Dreimal Gold: 15-jähriges Bremer Paar schreibt Tanzgeschichte
Yigit Bayraktar und Lukrecija Kuraite vom Grün-Gold-Club haben es als erstes deutsches Tanzpaar überhaupt geschafft, in allen drei Wettbewerben, Junioren II Standard, Junioren II Latein und der Junioren II Kombination, Gold zu gewinnen. So ein Triple hat es nun erst zum 19. Mal gegeben. Es muss im selben Jahr und in einer Altersgruppe gelingen.
Quelle: Radio Bremen | Kirklys Event
Selbstdisziplin und Privatstunden
Und für Yigit Bayraktar funktioniert diese Balance und die Selbstdisziplin. "Meine Noten sind gut", sagt er mit einem Lächeln, "jetzt bin ich in der 10. Klasse und es kommt die Projektarbeit und der Abschluss, da muss ich Gas geben." Für seine Tanzpartnerin Lukrecija Kuraite ist das Lernen dagegen komplizierter geworden.
In Klaipeda bekam sie zunächst auch die Möglichkeit zu Online-Unterricht. "Meine alte Schule war erst skeptisch, aber als sie merkten, dass meine Noten gut waren, waren sie zufrieden", erzählt die 15-Jährige, "an meiner neuen Schule habe ich gerade keinen Online-Unterricht. Deshalb habe ich Privatunterricht, wenn ich in Bremen bin." Bestnoten in der Schule und auf dem Parkett – Yigit Bayraktar und Lukrecija Kuraite arbeiten hart dafür, dass der schwierige Spagat gelingt.
Quelle: buten un binnen.
Dieses Thema im Programm: Sportblitz, 8. Oktober 2024, 18:06 Uhr