Neue Choreo, neues Team: Grün-Gold startet Countdown zur Tanz-DM
Am 9. November will die Bremer Lateinformation ihren Titel verteidigen. Kein Selbstläufer nach einem Umbruch im Team. Und Trainer Albanese hat die Choreo umgekrempelt.
Der Ton ist rauer geworden, denn die Zeit drängt langsam. "Nein, das war wieder falsch und zu hektisch, was soll das?", ruft Roberto Albanese einem seiner Tänzer genervt zu. Aber auch zwei andere waren zu früh dran bei diesem Bildwechsel. Noch sitzt längst nicht alles bei ihrer Choreografie.
Und bei einer Lateinformation geht es eben vor allem um Synchronität. Darum, mit den acht Paaren eine harmonische Einheit auf dem Tanzparkett zu sein. Das Team vom Bremer Grün-Gold-Club zeigt das seit 20 Jahren auf Weltklasseniveau und tanzt dabei seit langem in seiner eigenen Liga.
Erneuter Umbruch in der Formation
Dass das jedoch kein Selbstläufer ist, sondern immer wieder von neuem viel Schweiß, Schinderei und große Hingabe dahintersteckt, war beim öffentlichen Training am Montagabend in der Sporthalle der Bremer Gesamtschule West zu sehen. Keine zwei Wochen mehr, dann finden am 9. November in Ludwigsburg die Deutschen Meisterschaften statt.
Grün-Gold will dort seinen 19. DM-Titel gewinnen, doch wieder musste die Formation im Frühjahr personelle Wechsel verkraften. Vier erfahrene Tänzerinnen und Tänzer haben das A-Team aus beruflichen Gründen nach der vergangenen Saison verlassen. Einer davon der langjährige Kapitän Michel Spiro.
"Freedom and Peace" mit völlig neuem Gesicht
Wieder Umbruch, wieder Neustart. Für Erfolgstrainer Albanese nichts Neues, aber immer wieder eine Herausforderung. Mit seiner Choreografie "Freedom and Peace" gewann Grün-Gold seinen 13. WM-Titel, dazu die DM und die Bundesliga. In ihrer zweiten Saison präsentiert sich die Hochgeschwindigkeits-Choreografie, die mit jeder Menge Höchstschwierigkeiten gespickt ist, jedoch mit einem völlig neuen Gesicht.
Eigentlich ist es eine neue Choreografie, ich habe fast alles überarbeitet.
Roberto Albanese, Trainer Grün-Gold-Club
Die Musik ist die gleiche geblieben, aber viele Bilder hat Albanese verändert und zudem die Achterreihe bei den Roundabouts, einem der Highlights der Choreografie, von der rechten Seite in die Mitte der Fläche verlegt. "Freedom and Peace" wirkt nun in vielen Teilen runder, vom Anspruch hat sie nichts eingebüßt.
Korrigieren, kritisieren, motivieren
Das spüren auch die 16 Tänzerinnen und Tänzer bei dieser Trainingseinheit, zu der viele ihrer Freunde und Angehörigen gekommen sind. Immer wieder unterbricht das Trainertrio, zu dem auch Uta Albanese und Sven Emmerich gehören, korrigiert, kritisiert, aber motiviert das junge Team auch.
"Wir haben uns gestern beim Teamabend die Choreo vom letzten Jahr angeschaut und haben dann ihre Choreo zum Vergleich gesehen", erzählt Albanese: "Da haben sie sich erschrocken, wie viel deutlich schneller, aktiver und physisch stärker und genauer sie jetzt eigentlich schon aussehen."
Sechs Monate Arbeit an neuer Choreo
Seit einem halben Jahr arbeiten sie nun schon intensiv an der alten Choreo im neuen Outfit. "Ich habe Schritt für Schritt Neues ausprobiert", sagt Albanese, dem dieser Prozess, Neues zu kreieren, eigentlich großen Spaß macht. "Aber der Anfang macht keinen Spaß. Ich überlege mir Dinge, die ich geil finde, aber wenn ich sie der Mannschaft präsentiere, merke ich oft: Das ist nichts für diese Mannschaft."
Doch die neue Choreo hat sich gefunden und seit zehn Wochen wurde intensiv daran gefeilt. An jedem Wochenende nimmt das Team seither Trainingslager in Kauf, das Pensum ist enorm neben Schule, Studium oder Beruf. Am kommenden Wochenende tanzt die Lateinformation noch eine Show in Braunschweig, dort wird es eine echte Generalprobe vor Publikum. Wichtig vor allem für jene sechs Tänzerinnen und Tänzer, die noch nie bei einer Deutschen Meisterschaft getanzt haben.
Am Ende läuft es bei Grün-Gold rund
Zwei komplette Durchgänge von sechs Minuten tanzt Grün-Gold an diesem Abend. Beim ersten lief noch nicht alles rund, einige tanzten ein wenig zu verhalten. Doch Albanese bestärkt sie, fordert sie auf, mutiger aufzutreten. "Diese Power und die Kraft im Ausdruck zu zeigen, dass man so weit weg ist von allen anderen, das war noch nicht zu sehen", erklärt er seiner Mannschaft, schließlich ist man 18 Mal Deutscher Meister und 13 Mal Weltmeister. Dieses Selbstbewusstsein muss das Team ausstrahlen. "Aber es muss von innen heraus kommen."
Und das tat es im zweiten Durchgang dann auch. Den tosenden Applaus vom Rang holten sie sich nach zwei schweißtreibenden Stunden Training verdient ab. Mit neuer Choreo, neuem Team ist der Grün-Gold-Club nun auf dem Weg, es der Konkurrenz wieder extrem schwer zu machen, an ihnen vorbeizuziehen.
Quelle: buten un binnen.
Dieses Thema im Programm: Sportblitz, 29. Oktober 2024, 18:06 Uhr