Interview
Werder-Leistungsträgerin Sehan: "Es gibt noch deutlich Luft nach oben"
Vor dem Bundesliga-Restart liegt der Klassenerhalt für die Werder-Frauen in weiter Ferne. Trotz des beträchtlichen Punkte-Rückstands bleibt Jasmin Sehan optimistisch.
Neues Jahr, neues Glück: Nach fast zwei Monaten ohne Pflichtspiel rollt bei den Werder-Frauen wieder der Ball. Am Sonntag (16 Uhr) treffen die Bremerinnen auswärts auf Bayer Leverkusen und hoffen auf einen guten Start ins neue Fußball-Jahr. Den hat das Team von Trainer Thomas Horsch auch bitter nötig: Nach zehn Spieltagen sind die Bremerinnen immer noch ohne Sieg und liegen auf dem vorletzten Tabellenplatz. Im Interview erzählt Leistungsträgerin Jasmin Sehan, wie ihre Mannschaft die Wende schaffen will.
Frau Sehan, was macht Ihnen Hoffnung, das Ruder noch herumreißen zu können?
Hoffnung macht uns die Winterpause. Als wir wieder nach Bremen gekommen sind, waren alle von uns supermotiviert. Eine solch hervorragende Stimmung habe ich lange nicht mehr erlebt. Wenn man uns als Außenstehender auf dem Trainingsplatz sehen würde, könnte man nicht glauben, dass wir auf einem Abstiegsplatz stehen. Deswegen bin ich auch positiv gestimmt, dass wir in der Rückrunde wieder punkten werden.
Der Rückstand auf den ersten Nichtabstiegsplatz beträgt allerdings schon sechs Punkte. Wie wollen Sie das aufholen?
In der Vorbereitung haben wir uns reichlich Selbstvertrauen geholt und sind als Team noch weiter zusammengewachsen. Klar, es sind sechs Punkte, aber im Fußball ist alles möglich. Unser Ziel ist es, egal gegen welchen Gegner zu punkten. Auch gegen weit über uns stehende Mannschaften wie Wolfsburg und Bayern haben wir schon gezeigt, dass wir sogar mit den Top-Teams gut mithalten können.
Im Herbst haben Sie im Weser-Stadion vor 20.000 Zuschauern gespielt. Wie war das für Sie?
Es war ein unbeschreibliches Gefühl. Das Stadion war so voll, das war unglaublich! Vor dem Spiel in den Katakomben zu stehen und zu hören, wie 20.000 Zuschauer deinen Namen rufen, das ist schon besonders. Wenn in der Rückrunde noch mal ein Spiel im Weser-Stadion möglich wäre, würden wir uns sehr freuen.
Und wie war es danach, als Sie wieder auf dem Platz 11 auf dem Platz standen?
Das war tatsächlich etwas ungewohnt. Wir hatten gehofft, dass ein paar Ultras auch bei uns auf dem Platz 11 erscheinen würden, aber das war leider nicht der Fall. Der Platz 11 ist für uns trotzdem unser Zuhause, wieder dort zu sein, war auch schön – auch wenn nicht so viele Zuschauer da waren wie noch im Weser-Stadion.
Haben Sie dennoch das Gefühl, dass vom EM-Hype aus dem vergangenen Sommer etwas geblieben ist?
Ja, auf jeden Fall. Verglichen mit den früheren Jahren erscheinen bei unseren Heimspielen zwar nur ein paar Hundert Zuschauer mehr. Aber für die Menschen sind wir trotzdem schon deutlich interessanter geworden, als es noch etwa vor fünf Jahren der Fall war. Wir hoffen, dass wir in der Rückrunde die Zuschauerzahlen ein wenig nach oben schrauben können. Der Trend geht jedenfalls deutlich nach oben.
Und wie ist es mit den Gehältern? Kann man als Bundesliga-Spielerin vom Fußball leben?
(überlegt) Ich würde sagen: Nein. Klar, in den letzten Jahren hat sich das zwar schon weiterentwickelt, aber man kann das nicht mit den gigantischen Zahlen bei den Männern vergleichen. Als Frau kann man das einfach nicht verdienen. Wir können mit der Veränderungen in den letzten Jahren schon zufrieden sein, aber es gibt noch deutlich Luft nach oben.
Abschließend gefragt: Was ist drin gegen Leverkusen?
Die Spiele gegen Leverkusen sind immer sehr eng und sehr kampfbetont, das wird jetzt auch wieder der Fall sein. Wir werden uns aber in jeden Zweikampf reinwerfen, damit wir endlich die ersten drei Punkte nach Hause holen.
Das Gespräch führten Anja Kwijas und Jens-Uwe Krause. Aufgezeichnet von Helge Hommers.
Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, der Morgen, 3. Februar 2023, 9:10 Uhr