Infografik

Schneller über die Straße? Diese 7 Fakten sollten Fußgänger kennen

Per Rad, zu Fuß oder am Steuer durch Bremen: Wem gehört die Straße?

Bild: dpa | Patrick Seeger

Kaum ist die Ampel auf Grün gesprungen, ist sie gefühlt schon wieder rot – und der Frust groß. Aber wie lang sind die Grünphasen tatsächlich? Und welche Taster lohnt es sich zu drücken?

Insgesamt über 260 Fußgängerampeln gibt es im Land Bremen, um genau zu sein 214 in Bremen und 48 weitere in Bremerhaven. Wir haben die wichtigsten Fakten zu ihnen allen zusammengesucht.

1 Bringt es überhaupt etwas, auf die Taster zu drücken?

Kinderhand betätigt den Signalgeber einer Fußgängerampel
Wo die Taster angebracht sind, sollte man sie auch drücken. Bild: Imago | MiS

In der Regel schon, sagt das Bremer Amt für Straßen und Verkehr. An den Kreuzungen in Bremen ist der Verkehr demnach immer in eine Haupt- und eine Nebenrichtung eingeteilt. In die Hauptrichtung werden die Fußgängerampeln automatisch grün, wenn auch der Verkehr Grün hat. Darum sind hier meist nur Blindentaster angebracht und keine Taster, die die Grünphase anfordern. Die Fußgängerampeln für die jeweils andere Richtung, also die Nebenrichtung, werden allerdings nur grün, wenn Fußgänger den Taster drücken.

2 Sind die Grünphasen bei den Bremer und Bremerhavener Fußgängerampeln besonders kurz?

In den Richtlinien des Bundesverkehrsministeriums ist festgelegt, dass die Ampel mindestens fünf Sekunden grün sein muss. Davon abgesehen hängt die Länge der Grünphase davon ab, wie breit die Straße ist, die man überqueren will. Denn die Freigabezeit sei in Bremen so lang, dass rechnerisch mindestens zwei Drittel der Strecke zurückgelegt werden kann. Das ist sogar länger, als von den Richtlinien vorgegeben: Laut diesen müsste nämlich nur die halbe Strecke zurückgelegt werden können. In Bremerhaven ist das so: Hier ist so lange Grün, bis rechnerisch die Hälfte der Strecke geschafft ist. Das sagt das Amt für Straßen- und Brückenbau.

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Neben der Länge der Grünphase weisen die Ämter aber auch darauf hin, dass eine Straße auch zu Ende überquert werden darf, wenn die Ampel nach Betreten der Fahrbahn wieder auf Rot springt. Denn es gibt eine sogenannte Schutz- oder Zwischenzeit. Das bedeutet, dass die Ampel für die Autofahrer nicht sofort auf Grün springt, wenn die Fußgängerampel rot wird, sondern für einige Sekunden alle Ampeln Rot zeigen.

3 Wie wird überhaupt entschieden, welche Verkehrsteilnehmer wie lange Grün haben?

Dazu nutzt Bremen ein sogenanntes "verkehrsadaptives Steuerungsverfahren". Einfacher gesagt: Das heißt, dass auch die aktuelle Verkehrssituation an der jeweiligen Ampel eine Rolle spielt. Unter anderem mit Induktionsschleifen unter dem Asphalt, Radarüberwachung und Wärmebildern wird ermittelt, wie viel auf den Straßen, Fuß- und Radwegen los ist. Danach entscheidet die Technik dann für jede Ampelschaltung neu, in welcher Reihenfolge und wie lange die verschiedenen Verkehrsteilnehmer Grün haben. Auch in Bremerhaven wird das Ampelprogramm je nach Verkehrslage ausgewählt.

4 Werden die Ampeln schneller grün, wenn man die Taster mit dem Blindenzeichen drückt?

Eine Hand drückt den Anforderungsknopf an einer Blindenampel.
Die Blindentaster lassen die Ampel nicht schneller grün werden. Bild: dpa | Andrea Warnecke

Die kurze Antwort: Nein. Die längere Antwort: Nein, denn die Taster mit dem Bildenzeichen, also den drei Punkten in einem Kreis, sind nur dazu da, blinden und sehbehinderten Menschen beim Überqueren der Straße zu helfen. Durch das Drücken eines Knopfes an der Unterseite des Tasters wird das akustische Signal der Ampel aktiviert: Dann gibt es einen Hinweiston, wenn die Ampel auf Grün springt. So wissen Blinde, dass sie die Straße überqueren können. Außerdem vibrieren die Taster zusätzlich, um auf die Grünphase hinzuweisen.

5 Was bedeutet der Knopf an der Unterseite der "normalen" Ampeltaster?

Ein Sehbehinderter drückt den Anforderungsknopf an einer Ampel.
Die Knöpfe an der Unterseite sind für Blinde gedacht. Bild: Imago | Funke Foto Services

Auch an der Unterseite von "normalen" Tastern, mit denen Grün angefordert werden kann, ist ein Knopf angebracht. Auf diesem kann man einen Pfeil ertasten. Auch dieser Knopf ist nur für blinde und sehbehinderte Menschen gedacht. Er lässt die Ampel nicht schneller auf Grün springen als das Drücken der Vorderseite des Tasters. Durch den Pfeil erfahren Blinde, in welcher Richtung der Fußgängerüberweg liegt. Außerdem können die Knöpfe vibrieren oder akustische Signale geben, wenn die Ampel auf Grün springt.

6 Gibt es noch andere Wege, wie Ampeln merken, dass jemand die Straße überqueren möchte?

Ein gelber Drucksensor an einer Ampel.
Dieser Taster an der Knochenhauerstraße muss nicht gedrückt werden. Bild: Radio Bremen

Bei den meisten Ampeln lässt sich Grün, wenn überhaupt, mit den gewohnten Tastern anfordern. Allerdings gibt es auch einige neuere Hightech-Lösungen, in Bremen zum Beispiel an der Ampel Knochenhauerstraße. Hier gibt es einen berührungslosen Taster, der die Menschen erkennt, wenn sie auf die Ampel zulaufen.

Außerdem werde an dieser und auch an weiteren Fußgängerampeln laut dem Amt für Straßen und Verkehr Wärmebildkameras verwendet. Hier gehe es aber nicht darum, Grün anzufordern, sondern zu erkennen, ob noch weitere Personen auf die Ampel zulaufen und die Ampel darum noch länger grün bleibt.

7 Gibt es Pläne, den Verkehr an Ampeln für Fußgänger im Land Bremen angenehmer zu gestalten?

Immer wieder wird das Wort "Verkehrswende" in der Politik erwähnt, und in diesem Zusammenhang auch das Ziel, den Fokus weg vom Autoverkehr hin zum Fuß- und Radverkehr zu lenken. Darauf verweist auch das Bremer Amt für Straßen und Verkehr: In dem für Bremen beschlossenen Verkehrsentwicklungsplan sei auch die Stärkung des Fußverkehrs vereinbart worden.

Eine Fußgängerampel mit Countdown in Bochum
Solche Countdowns sind in Bremen und Bremerhaven nicht praktikabel, sagen die Ämter. Bild: dpa | Rolf Vennenbernd

Konkrete Maßnahmen oder Ideen nennen die Ämter in Bremen und Bremerhaven allerdings nicht. Countdown-Ampeln, wie sie in einigen anderen Städten verwendet werden, seien in Bremen und Bremerhaven zum Beispiel nicht praktikabel: Einerseits haben Pilotversuche laut dem Bremer Amt für Straßen und Verkehr gezeigt, dass Countdowns die Fußgängerampeln nicht sicherer machen: Menschen neigten dazu, schon kurz vor Ende des Countdowns die Straße zu betreten.

Andererseits passen die Ampeln in Bremen und Bremerhaven sich wie oben beschrieben an den aktuellen Verkehrsfluss an. Darum könne es dann vorkommen, dass der Countdown sich sprunghaft verändert, wenn die Ampeltechnik die Grün- oder Rotphase an den Verkehr anpasst.

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Autorin

Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 14. Oktober 2023, 19:30 Uhr