Infografik

Hier stehen Originalstücke der Berliner Mauer in Bremen

Ein originales Stück der Berliner Mauer am Bremer Hauptbahnhof
Dieses Mauersegment steht seit 2010 am Bremer Hauptbahnhof und erinnert an die deutsche Teilung.

Hier stehen Originalstücke der Berliner Mauer in Bremen

Bild: Radio Bremen | Carolin Henkenberens

Der Fall der Berliner Mauer vor 34 Jahren läutete das Ende der DDR ein. Was wenige wissen: Auch in Bremen finden sich Spuren dieser Geschichte.

Die Bilder der Menschen, die am 9. November 1989 auf die Berliner Mauer kletterten und jubelten, sind um die Welt gegangen. Der Fall der Berliner Mauer ebnete den Weg zur deutsch-deutschen Wiedervereinigung.

Schon kurz nach dem Fall der Mauer sind viele Mauerteile in Auktionen versteigert worden, stehen heute verstreut auf der ganzen Welt. Sie erinnern an das tödliche DDR-Grenzregime, aber auch an die friedliche Revolution und den Mut der Menschen.

Was wenige wissen: Auch in Bremen stehen mehrere originale Stücke der Berliner Mauer. Wir geben eine beispielhafte Übersicht, wo Sie in Bremen Mauerteile finden – und warum einige Standorte in der Kritik stehen.

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1 Mauerstück am Bremer Hauptbahnhof

An dem Platz vor dem Überseemuseum findet sich seit 2010 ein Stück der 155 Kilometer langen Mauer, die Ost- von Westberlin voneinander trennte und das damalige Westberlin wie einen Außenring umschloss. Der Anlass, das Mauerstück aufzustellen, war der 20. Tag der Deutschen Einheit, dessen offizielle Feierlichkeiten das Land Bremen ausrichtete. Damals wurde auch der Platz vor dem Museum in "Platz der Deutschen Einheit" umbenannt.

Die Gründer des Restaurants "Ständige Vertretung", Friedel Drautzburg und Harald Grunert, überließen mehreren Städten ein Mauerstück als Dauerleihgabe, auch Bremen. Die beiden waren mit dem mittlerweile verstorbenen Berliner Künstler und Bildhauer Ben Wagin befreundet. Er hat das Mauerstück künstlerisch bearbeitet.

Es zeigt eine schwarze Figur auf weißem Hintergrund. Die Farben habe der Künstler gewählt, weil er der Meinung gewesen sei, dass man die tragischen Todesfälle an der innerdeutschen Mauer nur in schwarz und weiß verhandeln kann, erklärt Simone Ewald, die als Referentin für Kunst im öffentlichen Raum bei der Bremer Kulturbehörde arbeitet. Eine Eisenkette scheint die schwarze Figur anzuketten. Ewald schätzt, der Künstler wollte so die Gewalt und das Eingepferchtsein symbolisieren.

"Ben Wagin hat ja immer wieder, wenn es Mauerstücke zu kaufen gab, zugegriffen und sie umgearbeitet", sagt Ewald. Schon 1961, zur Zeit des Mauerbaus, habe Wagin sich gegen den Mauerbau engagiert.

Kritik an dem Standort

Direkt neben dem Mauersegment steht eine öffentliche Toilette
Die Toilettenanlage in unmittelbarer Nähe zu dem Kunstwerk und Mahnmal. Bild: Radio Bremen | Carolin Henkenberens

Doch heute, 13 Jahre nach den großen Feierlichkeiten, scheint das Mauerstück in den Hintergrund gerückt zu sein. Seit September steht in wenigen Metern Entfernung eine öffentliche Toilette. Grünen-Politiker Emanuel Herold, der selbst in Chemnitz aufwuchs, hält eine Toilette neben einem Denkmal für Todesopfer der Mauer für unsensibel. "Es ist auch eine Frage der Pietät", kritisiert Herold.

Die Bremer Stadtreinigung, die die Toilettenanlage in Abstimmung mit mehreren Behörden aufgestellt hat, sieht ein würdiges Gedenken nicht in Gefahr, Touristen hätten beim Besuch der Anlage das wichtige Thema direkt vor Augen. Der Standort sei wegen der Laufachse zum Busbahnhof und wegen des Verlaufs von Leitungen gewählt worden, alle beteiligten Behörden hätten den Standort als sehr geeignet bewertet.

Doch in der Bremer Politik sieht man das anders. Kommende Woche soll in der Stadtbürgerschaft diskutiert werden. Grüne, SPD, Linke, CDU und FDP fordern, dass ein neuer Standort gefunden wird oder dass das Mauerstück um einige Meter versetzt wird. Auch halten sie eine Infotafel für notwendig. Die Fraktion Bündnis Deutschland findet den Standort am Hauptbahnhof zwar auch nicht glücklich, will sich aber enthalten, weil sie die Zusammenarbeit von CDU und Linke ablehnt.

2 Mauerstück in der Überseestadt

Ein weiteres originales Stück der Berliner Mauer steht seit November 2009 in der Bremer Überseestadt. Es befindet sich am Eingang zum Hilde-Adolf-Park, nahe des Weser-Towers. Das Mauerstück ist nicht künstlerisch bearbeitet und war damals ein Geschenk des Axel-Springer-Verlages an Bremen. Der Verlag schenkte allen 16 Bundesländern ein Segment der Berliner Mauer.

In der Überseestadt steht an einem Park ein mit Graffiti besprühtes Betonsegment der einstigen Berliner Mauer
An der Kreuzung der Straßen "Auf der Muggenburg" und "Lloydstraße" steht dieses Mauersegment. Bild: Radio Bremen | Carolin Henkenberens

Der Standort in der Überseestadt wurde ausgewählt, weil hier bei den Einheitsfeierlichkeiten 2010 die sogenannte Ländermeile war, auf der sich jedes Bundesland präsentiert hat. Das erklärt eine Informationstafel zur Entstehung der Überseestadt, die an dem Park steht. Weitere Infos zur Historie der Mauer finden sich hier allerdings nicht.

Auch diesen Standort in der Überseestadt kritisieren die Bremer Parteien. Das Mauersegment stünde an beiden Orten ohne Kontext und kaum erkennbar als Denkmal, heißt es im Antrag. Zufällig befragte Passantinnen und Passanten bestätigen diesen Eindruck. Kaum jemandem ist das Mauerstück zuvor bewusst aufgefallen.

3 Mauerstücke vor Einkaufscenter

Ein mit Graffiti besprühtes Mauerstück steht neben Fahrradständern am Einkaufscenter Berliner Freiheit
An einem Einkaufszentrum in der Vahr steht dieses Mauerteil. Bild: privat

Nicht nur im Bremer Stadtkern stehen originale Berliner Mauerteile, sondern zum Beispiel auch im Bremer Westen und Osten. Diese sind nicht Teil der politischen Diskussion über neue Standorte, sondern stehen laut Kulturressort auf privatem Grund. So befindet sich in der Karl-Kautsky-Straße in der Bremer Vahr, am westlichen Eingang des Einkaufszentrums "Berliner Freiheit", etwa ein Mauersegment. 2003 wurde es aufgestellt.

Ein mit grünem, blauem und rosa Graffiti besprühtes Betonsegment steht vor Fahrradständern
Zwei der vier Segmente am Sander Center in Gröpelingen. Bild: privat

Beim Sander Center in Gröpelingen stehen gleich vier Mauerteile, jeweils zwei beieinander. Inhaber Hans Sander hat sie nach eigener Auskunft aus privatem Interesse an Geschichte ersteigert, und zwar auf einer Auktion im Rathaus Schöneberg für 2.000 Euro pro Mauersegment. Von den beiden mit Graffiti verzierten Stücken ist sogar bekannt, dass sie einst in Berlin-Süd zwischen Zehlendorf und Teltow (Potsdam) standen.

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Bild: Radio Bremen

Autorin

  • Carolin Henkenberens
    Carolin Henkenberens Autorin

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, 09. November 2023, 10.39 Uhr