Fragen & Antworten
Schädliches Trinkwasser: So erkennen Sie Bleirohre in Ihrem Haus
Blei im Trinkwasser kann die Gesundheit gefährden, deshalb müssen Hausbesitzer Wasserleitungen aus Blei künftig tauschen. Wie Sie diese erkennen und was zu tun ist, klären wir hier.
Trinkwasserrohre aus Blei sind zwar seit 1973 in Neubauten verboten, bis heute gibt es aber viele ältere Häuser, in denen die schädlichen Leitungen verlegt sind. Bisher mussten Bleirohre nur getauscht werden, wenn nachgewiesen wurde, dass Blei ins Trinkwasser abgegeben wird. Diese Regelung wurde mit einer bundesweiten Trinkwasserverordnung verschärft: Bis zum 12. Januar 2026 müssen alle Trinkwasserrohre aus Blei in Deutschland ersetzt werden. Schon jetzt haben Bremer Baufirmen etliche Austausch-Aufträge. Das müssen Bremer Hausbesitzer und Mieter jetzt wissen.
Was genau ist das Problem mit Bleirohren?
Blei kann über das Trinkwasser aufgenommen werden und Konzentrationsmangel und Bluthochdruck verursachen. Besonders Kinder litten darunter, erklärt das Bremer Gesundheitsressort. "Ein sich entwickelndes Nervensystem hat einen viel höheren Stoffwechsel und ist bereits für geringe Dosen des Giftstoffes anfällig", sagt Kristin Viezens, Pressesprecherin der Senatorin für Gesundheit.
Für Kinder könnten daher kognitive Beeinträchtigungen, geringe Aufmerksamkeitsleistung und eine Einschränkung der Hörfähigkeit die Folgen sein. Auch Schwangere seien besonders betroffen. Denn um den Fötus zu versorgen, wird Calcium aus den Knochen freigesetzt, auf diese Weise könne in den Knochen gespeichertes Blei in den Blutkreislauf des Fötus gelangen und neurologische Beeinträchtigungen verursachen.
In wie vielen Häusern im Land Bremen sind noch alte Bleileitungen verlegt?
Laut dem Gesundheitsressort ist der Altbaubestand in Bremen zwar hoch, es gibt aber keine Informationen darüber, wie viele Häuser mit Baujahr vor 1973 inzwischen saniert wurden.
Auch Steffen Röhrs, Obermeister der Innung Sanitär Heizung Klima Bremen, findet: "Das ist ganz schwierig zu sagen." In manchen Stadtteilen in Bremen könnten es aber 20 bis 30 Prozent der Gebäude sein. "Es ploppen jetzt aber immer mehr Fälle auf, die Zahl ist also konservativ geschätzt", betont er. Besonders in Stadtteilen mit einem hohen Altbauanteil gebe es vermehrt Bleirohre, dazu zählen in Bremen vor allem Findorff, die Neustadt und das Viertel.
Mittlerweile werden auch immer mehr Fälle in Hemelingen und Sebaldsbrück bekannt.
Steffen Röhrs, Obermeister der Innung Sanitär Heizung Klima Bremen
Auch in Bremerhaven weiß niemand, wie viele Gebäude genau betroffen sind. Mark Schröder, Pressesprecher des Magistrats, vermutet allerdings, dass vor allem Gebäude in den älteren Stadtteilen betroffen seien. Öffentliche Gebäude in Bremerhaven sowie alle Haus-Anschlussleitungen seien in der Seestadt aber bleifrei. "Aktuell haben wir vermehrt Kenntnis von Sanierungen von Bleileitungen in privaten Haushalten", sagt Schröder.
Wie kann ich erkennen, ob in meinem Haus Bleileitungen verlegt sind?
Die Gesundheitsbehörde empfiehlt, die Teile der Wasserleitung vor und hinter dem Wasserzähler zu inspizieren. Experte Röhrs rät zusätzlich, am Übergang zum Steigschacht nach Bleirohren zu suchen. Bleirohre seien häufig in weiten Bögen verlegt und hätten eine graue Farbe, erklärt die Pressesprecherin der Gesundheitsbehörde. Da Blei ein weiches Material ist, könne man die Rohre leicht einritzen. Außerdem würden leichte Schläge mit einem metallischen Gegenstand auf den Rohren einen dumpfen Klang erzeugen. Lötstellen an Bleirohren seien zudem eher wulstig und nicht glatt.
Das Problem: Nicht alle Bleirohre sind gut sichtbar. "Bleileitungen wurden früher in Wänden und Böden verlegt, deswegen sind die teilweise schwer zu erkennen", sagt Handwerker Röhrs. Er empfiehlt, eine Wasserprobe machen zu lassen und diese bei einem Labor einzuschicken. "Häufig wird bei solchen Tests aber auch fälschlicherweise Blei erkannt. Das liegt an bleihaltigen Armaturen, die bis heute im Baumarkt verkauft werden", sagt Röhrs.
Welche Konsequenzen drohen Eigentümern, die die Rohre nicht austauschen?
Eigentümer, die die Rohre nicht rechtzeitig austauschen, begehen eine Ordnungswidrigkeit. Handwerker sind seit Neuestem dazu angehalten, Bleirohre zu melden. "Wir sind mit dem Gesundheitsamt so verblieben, dass wir das nur melden, wenn der Kunde unser Angebot zum Umbau nicht ausführen lassen will", sagt Röhrs. "Denn die Frist dann nicht eingehalten wird, kann die ganze Trinkwasseranlage stillgelegt werden."
Worauf sollte man beim Umbau achten?
Eigentümer können die Frist allerdings nach hinten verschieben, wenn sie nachweisen können, dass sie vor dem 12. Januar 2026 ein Unternehmen mit dem Austausch der Rohre beauftragt haben. "Man muss definitiv mit Wartezeiten rechnen, die Auftragsbücher der Branche sind voll", sagt Röhrs. Außerdem kann die Frist um zehn Jahre verlängert werden, wenn die Eigentümer selbst in dem Haus wohnen, es nicht vermieten und keine Schwangeren oder Kinder im Haus leben.
Die Kosten für den Umbau können gravierend sein: "Das hängt davon ab, wie viele Wohneinheiten es gibt, wie die Leitungen verlegt sind und wie viele Sanierungen es bisher schon gab. Die Kosten liegen zwischen 8.000 Euro bis in den sechsstelligen Bereich", sagt Röhrs. Eigentümer können bei der Bremer Aufbaubank ein Modernisierungsdarlehen zum Austausch von Bleirohren aufnehmen, dieses wird bis zu einem Betrag von 50.000 Euro zu 100 Prozent gefördert.
Quelle: buten un binnen.