Fragen & Antworten
Hat dieses Institut den Unterricht an Bremer Schulen schon verbessert?
Seit knapp einem Jahr hat das Bremer Institut für Qualitätsentwicklung eine neue Leitung – sie arbeitet daran, dass die Schulen im Land besser werden. Eine erste Bilanz.
Wie soll das Institut die Schulen in Bremen und Bremerhaven besser machen?
Das Institut für Qualitätsentwicklung im Land Bremen, kurz IQHB genannt, sammelt Daten. Alle Sprachtests für Vorschulkinder und Erstklässler, Lernstanderhebungen für die Klassen 5 und 7 oder auch die Vera-Vergleichsstudien werden alle aus dem Institut heraus organisiert. Diese Tests gab es zwar schon vor der Gründung des IQHB in 2022, aber jetzt läuft alles an einem Ort zusammen – und die Daten werden jetzt von einem Team wissenschaftlich ausgewertet.
"Die Daten weisen auf etwas hin", sagt Institutsleiterin Susanne Kollmann. "Wir können herausstellen, sowohl auf der Systemebene als auch auf der Schul- und Klassenebene, wo es problematische Zusammenhänge gibt, aber wo wir auch Erfolgsgeschichten sehen." Das heißt konkret: Mit der Zusammenführung aller Vergleichstests und Studien in einem Institut sollen schneller Lösungen für die Bremer Bildungsmisere gefunden werden.
Woher kommt die Idee für das IQHB?
Ein ähnliches Institut gibt es bereits seit vielen Jahren in Hamburg, dort heißt es "Institut für Bildungsmonitoring und Qualitätsentwicklung". Mit der Arbeit des Instituts hat Hamburg es geschafft, von den letzten Plätzen bei Vergleichstests weg zu kommen. Deswegen hatte die Bremer Landesregierung schon im sogenannten Bildungskonsens im Jahr 2018 die Gründung eines solchen, unabhängigen Qualitätsinstituts versprochen.
Gedauert hat es bis ins Jahr 2022, und auch da konnte die Arbeit nicht sofort beginnen: Zunächst war das IQHB der Bildungsbehörde untergeordnet, der Leitungsposten war zudem lange unbesetzt. "Da wurde wertvolle Zeit vergeudet", sagt die bildungspolitische Sprecherin der CDU, Yvonne Averwerser. Das erste Jahr unter der Leitung von Susanne Kollmann zeuge aber von der erhofften Unabhängigkeit und Objektivität des Instituts.
Was hat das IQHB im ersten Jahr unter neuer Leitung gemacht?
Das Institut hat zwei Studien herausgegeben, die für viele Diskussionen gesorgt haben: Zum einen haben die Forscher aktuelle Daten zu Schulabbrechern geliefert. Es kam dabei heraus, dass zehn Prozent der Bremer Jugendlichen ohne Abschluss die Schule verlassen – das ist bundesweit die höchste Quote. Zum anderen hat die sogenannte Sprachstanderhebung von Vorschulkindern gezeigt, dass die Hälfte der Erstklässler nicht gut Deutsch spricht.
Beides sind keine neuen Erkenntnisse: Die Probleme sowohl bei den Schulabbrechern als auch bei den Sprachschwierigkeiten bei Grundschülern sind seit Jahren bekannt. Allerdings sagt IQHB-Leiterin Susanne Kollmann, es brauche diese Erhebungen, um zu verstehen, wie Sachen besser laufen können. Aus diesen Erkenntnissen können sie und ihr Team Schlüsse ziehen, ob man präventiv arbeiten und beispielsweise bestimmte Schülerinnen und Schüler mit Förderprogrammen unterstützen könne.
Aus der Studie zur Sprachstanderhebung sei deshalb das sogenannte Leseband entstanden, mit dem Kinder in den Grundschulen jeden Tag Lesen üben sollen. Die Arbeit mit dem Leseband wird vom IQHB begleitet, um schnell herauszufinden, ob es beim Deutsch lernen hilft oder ob es andere Programm braucht.
Was hat das IQHB als Nächstes vor?
Da nun die technische Infrastruktur des Institutes steht, sollen nun so viele Daten wie möglich gesammelt werden. Susanne Kollmann hofft, so ganz viele Fragen beantworten zu können: "Was passiert eigentlich in der Schule? Wie können wir Leistungen messen, welche sozialen Kriterien hängen da eigentlich mit dran? Was wirkt bei welchen Schülergruppen auf welchen Ebenen?" Diese Erkenntnisse sollen dann auch mit den Schulen und Lehrkräften besprochen werden.
Schon jetzt bietet das Institut eine Sprechstunde für die Schulen an, um aus Vergleichstests und anderen Erhebungen nötige Rückschlüsse zu ziehen. "Wenn man all das für ein ganzes Land erfassen kann und dann vielleicht auf der Individualdatenbasis, um sich dann Bildungsverläufe anzuschauen, und zu schauen, an welchen Stellen verlieren wir Schülerinnen und Schüler, wann wird’s problematisch – und dann gezielt reingeht mit Maßnahmen, das wäre optimal."
Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, 29. August 2024, 11:10 Uhr