Corona-Pandemie: eine Bilanz in Zahlen für Bremen und Bremerhaven

3 Jahre Corona: Die Bremer Bilanz

Bild: Imago | Richard Wareham/Hartwig Lohmeyer/Joker

Was bleibt nach drei Jahren Pandemie in Bremen und Bremerhaven? Von A wie Allgemeinverfügungen bis Z wie Zuschauerverbot, diese Fakten geben einen Überblick.

Im Frühjahr 2020 gab es bereits in vielen Ländern Covid-19-Erkrankungen, seit Ende Januar auch in Deutschland. Was die Pandemie in den vergangenen drei Jahren für Bremen und Bremerhaven bedeutet hat, fassen wir hier in zehn Zahlen und Fakten zusammen.

1 Fast 250.000 registrierte Corona-Fälle in der Stadt Bremen

Für Bremen wurde der erste Corona-Fall am 1. März 2020 vom Robert-Koch-Institut (RKI) bestätigt. Eine Person hatte das Virus von einer Iran-Reise mitgebracht. Der erste Bremer Todesfall, der mit Covid-19 in Verbindung gebracht wurde, ereignete sich am 26. März 2020.

Seither sind für die Stadt Bremen 247.126 Corona-Fälle (Stand: 19. Januar) gemeldet worden. Die Zahl der Menschen, die mit oder an der Krankheit gestorben sind, liegt aktuell bei 666. Umgerechnet auf die Einwohnerzahl Bremens von derzeit 563.290 Bürgerinnen und Bürgern (Stand: Ende 2021) verstarben somit in den vergangenen drei Jahren knapp 0,12 Prozent oder grob umgerechnet jeder 833. Mensch in der Stadt Bremen im Zusammenhang mit einer Corona-Erkrankung.

2 Mehr als 50.000 registrierte Fälle in Bremerhaven

Bremerhaven meldete am 10. März den ersten Corona-Fall. Ein 39-Jähriger hatte das Virus aus einem Skiurlaub in Österreich mitgebracht. Am 3. Mai gab die Seestadt den ersten Todesfall bekannt, der mit dem Virus in Zusammenhang gebracht wurde.

Bis Mitte Januar dieses Jahres sind für Bremerhaven 53.304 Corona-Fälle (Stand: 19. Januar) gemeldet worden. Die Zahl der Menschen, die mit oder an der Krankheit gestorben sind, liegt in der Seestadt aktuell bei 241. Umgerechnet starben in den vergangenen drei Jahren somit gut 0,21 Prozent der Bremerhavenerinnen und Bremerhavener im Zusammenhang mit einer Covid-19-Infektion. Auf die Einwohnerzahl Bremerhavens von derzeit 113.173 (Stand: Ende 2021) Menschen bezogen, entspricht das grob jeder 476. Person.

3 Mehr als 60 Verfügungen, mehr als 30 Verordnungen

Plakate erinnern an die Einhaltung der Maskenpflicht (Symbolbild)
Mehr als dreißig Corona-Verordnungen sind im Land Bremen seit Ausbruch der Pandemie in Kraft getreten. Bild: dpa | Boris Roessler

Mit der Pandemie begann auch in Bremen die Zeit der Corona-Maßnahmen. Die ersten von mehr als 60 Allgemeinverfügungen wurden im März vom Ordnungsamt angeordnet. Die erste Corona-Verordnung wurde am 3. April 2020 erlassen. Mehr als 30 weitere sollten folgen – und zusätzlich knapp 150 Änderungsverordnungen. Sie regelten unter anderem Schutzmaßnahmen wie Isolation, Quarantäne, Testnachweise, Maskenpflichten und Abstandsregeln. Sie wurden immer wieder dem Infektionsgeschehen, aber auch bundespolitischen Entscheidungen angepasst.

Am 22. März verkündete Bremen zudem die erste von später drei Corona-Basisschutzmaßnahmenverordnungen, die deutlich lockerere Schutzmaßnahmen als bis dahin vorsah. Mitte Januar hat sich der Senat schließlich darauf verständigt, die dritte Corona-Basisschutzmaßnahmenverordnung zum 2. Februar 2023 aufzuheben. Somit wird es ab dem 2. Februar 2023 nach knapp drei Jahren keine landesrechtlichen Corona-Maßnahmen mehr geben.

4 Fast 3 Jahre Maskenpflicht in Bussen und Bahnen

Nicht viel später als andere, aber doch als letztes Bundesland, kündigte Bremen am 22. April 2020 eine Maskenpflicht an, die dann am 27. April 2020 in Kraft trat. Diese Maskenpflicht begleitete die Menschen fast drei Jahre lang – vor allem bei Fahrten mit Bussen, Straßenbahnen und Zügen.

Im Land Bremen bekamen die Bürgerinnen und Bürger den Stoffschutz zwischenzeitlich sogar kostenlos gestellt. Im November 2020 erhielten zunächst Risikogruppen im Alter ab 65 Jahren zehn kostenlose FFP2-Masken. Anfang Februar bekamen dann alle Bremerinnen und Bremer fünf Masken per Post zugestellt.

Nach und nach fiel jedoch die Maskenpflicht in immer mehr Bereichen wie zum Beispiel in Schulen oder im Einzelhandel. Zuletzt ist sie im öffentlichen Nahverkehr bei einigen Menschen, die den ÖPNV nutzen, allerdings kaum noch durchsetzbar gewesen.

Bremen hat sich daher in Absprache mit Niedersachsen darauf verständigt, die Maskenpflicht im öffentlichen Personennahverkehr ab dem 2. Februar abzuschaffen. Nach drei Jahren gilt sie somit nur noch an medizinisch besonders kritischen Orten wie in Krankenhäusern und vielen Arztpraxen.

5 Mehr als 1,8 Millionen Dosen im Land Bremen verimpft

Lange galt das Bundesland Bremen, bezogen auf die Einwohnerzahl, als Deutscher "Impfmeister". Die Quote von mehr als 80 Prozent an Menschen mit mindestens einer Erstimpfung im Sommer 2022 – inzwischen liegt sie bei über 90 Prozent – ging jedoch auf einen Berechnungsfehler zurück. Dies zeigte eine Studie des Robert-Koch-Instituts (RKI). Denn gemessen an seiner Einwohnerzahl hatte Bremen laut RKI im Juli 2022 nur eine Quote von etwas über 70 Prozent. Der Grund: 17 Prozent der Erst- und Zweitimpfungen hatten dem RKI zufolge Menschen aus dem Bremer Umland bekommen.

Die Zahl der bislang im kleinsten Bundesland an Bremerinnen und Bremer sowie an Menschen aus dem niedersächsischen Umland verabreichten Impfdosen liegt aktuell bei 1.821.404 (Stichtag: 20. Januar).

6 Kinderimpfzentrum verabreicht rund 12.000 Impfungen

Seit dem 14. Dezember 2021 wurden auch erstmals Kinder im Alter von fünf bis elf Jahren im Land Bremen geimpft, nach dem die Ständige Impfkommission (Stiko) dies zuvor empfohlen hatte. Nach einem Jahr und rund 12.000 Impfungen hat das Bremer Kinderimpfzentrum seine Pforten allerdings wieder geschlossen. Der Grund: Die Nachfrage war zuletzt zu gering.

7 Bremens Clubs knapp 2 Jahre dicht

Getestet, geimpft, genesen – dieser Dreiklang hat die Corona-Maßnahmen lange geprägt. Nur Wochen nach Ausbruch der Pandemie in Deutschland galt auch in Bremen seit dem 24. März 2020 ein Kontaktverbot – mit massiven Auswirkungen auf Hotels, Gaststätten, Sport- und Kultureinrichtungen. Die Folge: Fast zwei Jahre lang blieb es in Bremens Clubs und Musikspielstätten still und leer. Erst am 4. März 2022 durften sie wieder öffnen.

Dennoch kamen die meisten Clubbetreiber finanziell halbwegs glimpflich durch die Pandemie. Das lag auch an Bundesprogrammen wie den Überbrückungshilfen oder "Neustart Kultur" sowie an Bremer Förderungen wie dem Streaming-Projekt "Club100", das vom Wirtschaftsressort bezahlt worden ist.

8 64,5 Millionen Tonnen: Güterumschlag leidet noch an Corona-Folgen

Die Lage der Wirtschaft im Land Bremen lässt sich auch am Güterumschlag in den Häfen Bremens und Bremerhavens ablesen. Hier war der Umschlag zunächst von 69,4 Millionen Tonnen im Vor-Corona-Jahr 2019 auf 66,5 Millionen Tonnen im Jahr 2020 gesunken. 2021 sah die Hafenbilanz jedoch schon wieder positiver aus. Da wurde an den Kajen und Terminals in Bremen und Bremerhaven ein seeseitiger Güterumschlag von 69,7 Millionen Tonnen Massen- und Stückgut erzielt – also mehr als 2019.

Dass aber auch im dritten Corona-Jahr die Störungen in den globalen Lieferketten noch nicht behoben gewesen sind, zeigte das vergangene Jahr. Denn 2022 sanken die Umschlagzahlen erneut. So lagen die Im- und Exporte über das Meer nur noch bei rund 64,5 Millionen Tonnen – ein Rückgang von 7,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Lieferstörungen wurden laut Häfenressort vor allem durch die chinesische "Null-Covid-Politik" verursacht. Gleichzeitig beeinflussten aber auch die Sanktionen gegen Russland und die Kriegsfolgen die weltweiten Warenströme und die Containerlogistik.

9 Werder: Aus 8,8 Millionen Euro Verlust werden 6,3 Millionen Euro Gewinn

Abstieg, Fast-Insolvenz, Pandemie? In der Profifußballabteilung des SV Werder Bremen ist von fehlenden Millioneneinnahmen, die Bundesliga-Abstieg und pandemiebedingte Zuschauerverbote in der Vereinskasse hinterlassen haben, heute kaum noch die Rede.

Die Pandemie kostete den Fußballklub zwar viele Millionen Euro. Denn erst im Februar 2022 waren wieder Fans im Stadion zugelassen – zunächst jeweils 10.000 in den Zweitligaspielen gegen Karlsruhe und Ingolstadt. Inzwischen spielt Werder jedoch wieder vor ausverkauftem Haus in der Ersten Liga, wo es auch sportlich läuft. Dies spiegelt sich auch in der Bilanz des Vereins wider. Lagen die Verluste in der Saison 2020/21 noch bei 8,8 Millionen Euro, erwirtschaftete Werder in der vergangenen Saison einen Gewinn von 6,3 Millionen Euro.

10 Senat bekämpft Pandemie-Folgen mit 1,2 Milliarden Euro Schulden

Die Corona-Pandemie ist seit dem Frühjahr 2020 auch eine Herausforderung für Bremens Finanzen. Um die Folgen der Pandemie für Gesellschaft, Kultur und Wirtschaft zu mildern, hat sich das Land stark verschuldet. Zentrales Element: Der zu Beginn der Pandemie im April 2020 ins Leben gerufene Bremen-Fonds. Seit Beginn der Corona-Pandemie hat der Bremer Senat, kreditfinanziert, über ihn rund 1,2 Milliarden Euro bereitgestellt.

Das Geld ist unter anderem in die Finanzierung öffentlicher Betriebe wie der BSAG geflossen, aber auch in Corona-bedingte Mehrausgaben für Sozialleistungen und Maßnahmen, um die Bremer Innenstadt attraktiver zu machen. Bremerhaven profitierte vom Bremen-Fonds unter anderem durch einen Zuschuss für Brennstoffzellenbusse und ebenfalls von Geldern zur Entwicklung der Innenstadt.

Die letzten 42 vom Bremen-Fonds finanzierten Maßnahmen wurden im Sommer 2022 beschlossen. Die Rückzahlung der Corona-Schulden soll ab dem Jahr 2024 beginnen. Die jährlichen Raten liegen dann bei rund 40 Millionen Euro im Jahr.

Bremer Senat fasst Beschluss zum Nachtragshaushalt 2023

Bild: Radio Bremen

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Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 22. Janaur 2023, 19:30 Uhr