Interview
Bremer Quiz-Champion: "Niemand mag Klugscheißer!"
Am Wochenende trifft sich die Weltelite der Quizzer zur Quiz-Olympiade in Spanien. Auch der Bremer Roland Knauff ist dabei. Warum er so viel weiß, verrät er hier.
Der Bremer Roland Knauff kam 1999 zum Studium nach Bremen – und mochte schon immer Quizze. Vor rund zehn Jahren begann der heute 45-jährige Informatiker damit, selbst Quiz-Abende für das Bremer Café Kweer im Viertel zu veranstalten. Auch dadurch wurde er zu einem der gebildetsten Köpfe der Republik. An diesem Wochenende nimmt er als deutscher Vertreter an der Quiz-Olympiade teil. Sie findet alle vier Jahre statt, diesmal im südspanischen Fuengirola.
Herr Knauff, wie bereitet man sich auf eine Quiz-Olympiade vor?
Also ich bin kein Listenlerner oder so. Ich brauche immer Kontext und Geschichten drumherum. Ich bin also eher ein Geschichtenlerner, wenn man das so sagen kann. Tatsächlich ist meine Vorbereitung für die Quiz-Olympiade ähnlich wie sonst auch: Ich schreibe selbst Quizfragen. Für unsere Abende im Café brauchen wir ja jeden Monat 80 davon. Da läuft man halt mit offenen Augen durch die Gegend und schaut bei allem genau hin, was einem an Fakten begegnet.
Sie haben also kein fotografisches Gedächtnis, oder so?
Nee, gar nicht. Ich kann mir Fakten am besten über Zusammenhänge merken. So klassisches Quizwissen ist ja zum Beispiel, die Ehefrauen von Heinrich VIII. zu kennen…
…der Anfang des 16. Jahrhunderts König von England war und es auf sechs Ehen brachte...
…für deren jeweiliges Ende es ja sogar einen englischen Merkspruch gibt: "Divorced, beheaded, died, divorced, beheaded, survived". Ich merke mir das dann aber meist noch anders. Heinrichs vierte Frau zum Beispiel, Anna von Kleve, war eine Fürstentochter vom Niederrhein, die ein Hofmaler sehr schön gemalt hatte.
Woraufhin der König gesagt haben soll, die heirate ich. Als er sie dann in natura sah, reichte er allerdings die Scheidung ein. Er blieb mit ihr aber tatsächlich gut befreundet, hat ihr ein Haus hingestellt und sie darin wohnen lassen. So merke ich mir solche Fakten.
Was waren denn bislang Ihre größten Erfolge im Quizzen?
Ich bin im vergangenen Jahr Bremer Meister im Team und im Einzel geworden. An den Deutschen Meisterschaften habe ich auch mehrfach teilgenommen. Ich bin fünffacher Deutscher Meister im Team.
Mit wem spielen Sie da zusammen?
Unter anderen mit Sebastian Klussmann und Sebastian Jacoby. Die kennen Sie vielleicht aus der ARD-Quizsendung "Gefragt – Gejagt". Mit denen habe ich auch die letzten drei Jahre in wechselnder Besetzung in der Nationalmannschaft gespielt.
Kann man damit Geld verdienen?
Also bei den Turnieren geht es nur um das Sportliche, um Medaillen oder vielleicht mal einen Pokal. Wenn man tatsächlich Geld haben will, muss man ins Fernsehen.
Wie profitieren Sie sonst von Ihrem Allgemeinwissen?
Es hilft im Alltag. Allgemeinwissen ist der Kitt der Kultur, also das, worüber man sich unterhalten und womit man etwas einordnen kann. Gerade in Zeiten, wo manche Leute sich ihre eigene Realität basteln und darin abdriften, ist es umso interessanter, sich zu fragen, was sind denn die Fakten, auf die man sich noch gemeinsam einigen kann.
Ist es schwer, kein Besserwisser zu sein?
Ja. Also für mich persönlich gilt das schon ein bisschen. Ich war das glaube ich schon immer – also ich war eher das Nerd-Kind. Ich bin jetzt aber nicht jemand, der die ganze Zeit die Leute korrigiert und sagt: Hör mal, das ist aber anders. Niemand mag Klugscheißer. Das ist ein bei uns im Verein gern zitierter Satz.
Ist das Klugscheißern denn unter Quizzern okay?
Naja, bei der Deutschen Meisterschaft in Berlin hing mal so ein Zettel mit einem Cartoon im Treppenhaus. Auf dem stand: "Klugscheißer-Treffen" und ein Pfeil "50 Meter". Da hatte jemand die 50 durchgestrichen und es zu 49,9 Meter korrigiert. Und ja, ich habe es dann auch nochmal korrigiert. Ich habe ein "Klugscheißer*innen"-Sternchen hinzugefügt, das natürlich wieder vergessen worden war. Manchmal hilft auch ein bisschen Selbstironie.
Haben Sie zum Abschluss noch einen Tipp für Menschen, die gerne ihr Allgemeinwissen aufpolieren wollen?
Ich glaube, die allerwichtigste Regel ist, dass man ein Interesse an den Dingen entwickelt. Eine Liste auswendig zu lernen, die einen überhaupt nicht interessiert, das wird nicht funktionieren. Interessant ist aber schon, dass andere Leute bestimmte Fakten offensichtlich wissen. Und wenn viele Leute etwas wissen, muss es für sie ja interessant sein. Und dann herauszufinden, warum das für andere interessant ist, macht es ja auch für einen selbst interessant.
Quelle: buten un binnen.
Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Der Vormittag, 8. November 2024, 13:40 Uhr