Was hilft bei Depressionen, Herr Gonther?
Depressionen sind eine Volkskrankheit. Immer mehr Menschen im Land Bremen sind davon betroffen. Psychiater Uwe Gonther erklärt, woran das liegt und was helfen kann.
In der Woche ist der AOK-Fehlzeiten-Report erschienen. Darin geht es um Krankenstände unter deutschen Arbeitnehmern. Die Ergebnisse sind brisant. Wir steuern in Deutschland auf einen Höchststand zu: So viele Fehlzeiten gab es noch nie.
Ein Grund dafür: Die Zunahme an psychischen Erkrankungen – um fast 50 Prozent seit 2014. Auch die Zahlen aus dem Land Bremen sind bedenklich. Jeder zehnte Bremer, jede zehnte Bremerin ist an Depressionen erkrankt, in Bremerhaven sind es sogar 14 Prozent der Bevölkerung.
Depressionen sind zur Volkskrankheit geworden. Die Frage ist: Woran liegt das, und was lässt sich dagegen machen? Was hilft bei Depressionen? Diese Frage hat buten un binnen-Moderator Felix Krömer Uwe Gonther gestellt. Gonther ist Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie und Ärztlicher Leiter des Ameos Klinikums Bremen.
1 Wieso immer mehr Menschen depressiv werden
Uwe Gonther stellt fest, dass es viele Gründe für die Zunahme an depressiven Patientinnen und Patienten in Bremen gibt, darunter die Nachwirkungen der Corona-Pandemie. Durch sie habe sich das Leben vieler massiv verändert, gerade für viele junge Menschen. Tatsächlich sei insbesondere der Anteil der jungen unter den Depressiven deutlich gestiegen. Weitere Ursachen nennt Gonther ab Minute 3.39.
2 Was eine Depression ist
Gonther beschreibt Depression als "Bedrückung des Gemüts". Er erklärt, dass es sich um einen Sammelbegriff handele, der sich entsprechend schwer klar eingrenzen lasse. Ab Minute 4.53 versucht er es dennoch.
3 Wie sich die Gesellschaft entwickelt
Gonther bezeichnet die Depression als Volkskrankheit. Die Dunkelziffer der Erkrankten ist seiner Meinung nach deutlich höher als die Zahl der bekannten Fälle. Die Folgen sind aus seiner Sicht noch nicht absehbar. Wie dramatisch die Lage sei, sehe man auch daran, dass die Zahl der Suizide zuletzt gestiegen sei.
Allerdings sieht Gonther auch Lichtstreifen am Horizont und meint damit vor allem das wachsende Angebot an örtlichen Hilfsleistungen sowie ein gesellschaftliches Umdenken, das mit den hohen Zahlen an Depressiven einhergehe. Inwiefern, erklärt der Psychiater ab Minute 8.48. Ab Minute 13.01 führt er das Thema mit Blick speziell auf Bremen weiter aus.
4 Was eine Depression mit uns macht
Gonther erklärt, dass eine Depression den Stoffwechsel im Gehirn verlangsamt, zulasten des Antriebs, der Kreativität und der Lebensfreude. Das korrespondiere auch mit den Neurotransmittern. Allerdings sei es falsch – obwohl oft geschehen – die Zusammenhänge auf ein einzelnes Glückshormon zu beschränken. Es spielten verschiedene Botenstoffe eine Rolle. Weitere Auswirkungen der Depression beschreibt Gonther ab Minute 16.31.
Wir sehen die gedrückte Stimmung. Und wir merken, wie alle lebendigen Vorgänge auch gedrückt sind, wie alles schwerer wird.
Psychiater Uwe Gonther
5 Was Gefährdete tun sollten
Depressionen kündigen sich in der Regel an. Als ein typisches Warnzeichen beschreibt Gonther Gereiztheit. Wie sich Betroffene verhalten sollten, erklärt er ab Minute 18.24.
6 Was gegen Depressionen helfen kann
Wer unter Depressionen leidet, neigt oft dazu, die eigene Lage zusätzlich zu verschlimmern, beispielsweise durch den Konsum von Drogen. Helfen können dagegen einfache Tätigkeiten, Bewegung und die Gesellschaft von Menschen sowie eventuell auch von Bewegung. Inwiefern was außerdem hilft, erklärt Gonther ab Minute 23.52.
7 Was bringen Medikamente bei Depressionen?
In Medikamenten im Kampf gegen Depressionen sieht Gonther kein Allheilmittel. In Einzelfällen aber könnten sie helfen, gerade bei schweren Depressionen. Allzu sehr auf Medikamente verlassen würde er sich trotzdem nicht, sagt Gonther. Ab Minute 37.15 sagt er, weshalb.
Quelle: buten un binnen.
Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 12. Oktober 2024, 19:30 Uhr