In diesem Eiscafé in Bremen-Gröpelingen dürfen nur Frauen sitzen
Inhaberin Sumeja Zumberi möchte Frauen einen Rückzugsort mitten im Stadtteil bieten. Wie die Idee ankommt und was passiert, wenn ein Mann das Café besuchen möchte.
Wenn Sumeja Zumberi Eis, Waffeln oder Smoothies für ihre Kundinnen zubereitet, dann geht es ihr dabei um mehr, als "nur die Bestellungen zu bearbeiten". Sie möchte ihnen einen Rückzugsort mitten in Gröpelingen bieten. Deshalb hat die 18-jährige Inhaberin vor rund zwei Wochen das Baresha-Eiscafé eröffnet – und das ganz konkret nur für Frauen. Denn andere Cafés im Stadtteil werden laut Zumberi so auffällig viel von Männern besucht, dass sich manche Frauen dort unwohl fühlen.
Eigentlich war die Idee, ein herkömmliches Café für alle Geschlechter zu eröffnen. Während der Planungen haben wir uns dann aber entschieden, einen Ort nur für Frauen zu schaffen.
Sumeja Zumberi über die Eröffnung ihres Cafés
"Eigentlich war die Idee, ein herkömmliches Café für alle Geschlechter zu eröffnen. Während der Planungen haben wir uns dann aber entschieden, einen Ort nur für Frauen zu schaffen", erklärt Zumberi. Angeregt haben sie Erinnerungen an ihre Heimat. Im Kosovo gebe es viele Frauen-Cafés; in Bremen hingegen nicht. Von verschiedenen Veranstaltern werden zwar regelmäßig Angebote für Frauen organisiert – ein öffentliches Café, das sich gezielt an Damen richtet, gibt es allerdings nicht, betont die Geschäftsführerin: "Frauen aus Gröpelingen haben mir erzählt, dass sie sich so einen Treffpunkt wünschen. Auch, weil sie sich dann sicherer fühlen."
Teestubenkultur in Gröpelingen
Nach Einschätzung der Gröpelinger Quartiersmanagerin Bärbel Froemel ergänzt das Baresha-Frauen-Eiscafé die Angebote im Stadtteil sinnvoll: "Das zeigt, dass Frauen einen großen Bedarf haben, sich in geschützten Räumen zu treffen, um unter sich zu sein." In Gröpelingen gebe es eine Teestubenkultur, in der sich vor allem Männer im öffentlichen Raum treffen. Ein Aspekt, der laut Froemel in anderen Bremer Stadtteilen nicht so stark ausgeprägt vorkommt: "Das gibt es eben dort, wo Menschen unterschiedlicher Herkunft zusammenkommen."
Die Quartiersmanagerin bewertet Zumberis Eiscafé als Chance. Dafür, dass Frauen im öffentlichen Raum sichtbarer und als Teil der Gesellschaft wahrgenommen werden, der auch wirtschaftlich am Leben teilhaben kann: "Aber ich sehe das Café nicht als einzigen Ort an dem Frauen sich aufhalten können." Das Ziel sei, sich frei bewegen zu können.
Männer äußern Kritik am Konzept
Bei Zumberis Kundinnen kommt die Idee "Frauen unter sich" gut an. "Die Rückmeldungen sind bisher zu rund 90 Prozent positiv, zehn Prozent negativ", sagt sie. Kritisiert werde das Konzept als diskriminierend und ungerecht – hauptsächlich von Männern. Verständnis für die Kritik hat Zumberi nicht, weil auch Herren in ihrem Café bedient werden: "Männer können bei uns alles zum Mitnehmen bestellen." Die Sitzplätze seien aber Frauen vorbehalten. Eine Ausnahme gibt es für Jungen.
Unsere Kundinnen haben sich wohl gefühlt und es hat ihnen geschmeckt
Sumeja Zumberi ist zufrieden mit den ersten Rückmeldungen der Frauen
Insgesamt ist die Inhaberin sehr zufrieden wie die ersten Tage seit der Eröffnung liefen: "Unsere Kundinnen haben sich wohl gefühlt und es hat ihnen geschmeckt." Auch die moderne Einrichtung mit floralen Details gefalle ihren Gästen. Darüber freut sich Zumberi sehr: "Ich habe selbst überlegt, wie der Innenraum gestaltet werden soll."
Die Inhaberin ist Schülerin
Unterstützung im Arbeitsalltag bekommt Sumeja Zumberi von ihrer Familie. Ohne diese Hilfe hätte sie ihre Café-Pläne nicht realisieren können. Denn die 18-jährige ist noch Schülerin – somit kann sie nicht täglich all ihre Kraft ins Geschäft investieren. Eine besonders große Stütze biete ihre Mutter, Hirmete Zumberi, mit der sie das Frauencafé gemeinsam führt: "Wir ergänzen uns sehr gut."
Quelle: buten un binnen.
Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 10. September 2024, 19:30 Uhr