Bremerin in Namibia: Hier ist Fußball Familiensache

Nixon und Anne Marcus sowie der Bruder und Platzwart David Nakutwima
Nixon und Anne Marcus sowie der Bruder und Platzwart David Nakutwima vor dem Haus, in das die Küche rein soll.

Bremerin in Nambia: Hier ist Fußball Familiensache

Bild: Radio Bremen | Heike Zeigler

Vor vielen Jahren zog es Anne Marcus ins südliche Afrika. In Windhoek fand sie dann die Liebe. Jetzt stemmt die Familie ein besonderes Fußballprojekt.

Die heute 38-Jährige wollte vor gut 20 Jahren raus aus der Bremer Vahr und rein in die weite Welt. Sie studierte erst in Südafrika und dann in Namibia. Ihren Mann lernte sie über eine Freundin kennen. Daraus wurde dann eine fünfköpfige Familie. Und weil Ehemann Nixon selbst gern gegen den Ball tritt, kam vor fünf Jahren noch das Fußballprojekt dazu.

Wie alles begann

In dem Viertel Goreangab im Nordwesten von Windhoek stehen einfache Wellblechhütten dicht an dicht. Die Straßen sind holprig und nicht geteert. Als Nixon Marcus und sein Bruder David Nakutwima dort mal wieder vor sich hinkickten, haben die Kinder gefragt: "Kannst Du für uns eine Mannschaft machen?" Damit nahm das Fußballprojekt Riverheights seinen Lauf, benannt nach dem Hang und dem kleinen Fluss, der durch das Viertel fließt. Inzwischen kommen um die 150 Kinder regelmäßig auf das Gelände, um zu trainieren.

Afrikanische Kinder beim Fußballprojekt in Namibia posieren für die Kamera
Für die Jugendlichen ist die Fußballschule ein wichtiger Ort. Bild: Anne Marcus

"Die kommen, glaube ich, alle unheimlich gerne. Weil das mehr als ein Projekt ist. Ich glaube, für viele ist das wirklich Familie", sagt Anne Marcus. Die Bremerin bezeichnet sich selbst als eher unsportlich. Aber es fasziniere sie, wie sich ihr Mann und die Kinder und Jugendlichen in dem Viertel für Fußball begeistern.

Die 38-Jährige unterstützt vor allem im Hintergrund, indem sie beispielsweise den Social-Media-Auftritt des Projektes organisiert. Ihr Mann und sein Bruder kümmern sich um das Training und die Spiele. Nixon Marcus hat als Kind und Jugendlicher viele Jahre in der ehemaligen DDR gelebt. Und schon dort konnte er den Fuß nicht vom Ball lassen. Heute ist er Anwalt in Windhoek.

Als der Ball immer mehr ins Rollen kam

Die ersten Bälle hatte seine Kanzlei gespendet, dann ergab eins das andere. Darüber wundert sich der 51-Jährige heute noch: "Am Anfang waren um den Platz herum Dornenbüsche. Und du hast ein Mal gespielt und da waren die Bälle kaputt. So kam die Idee: Können wir nicht jemanden fragen, der uns ein bisschen die Büsche wegmacht? Und danach: Kannst Du den Platz nicht ein bisschen glätten und ebnen? Und so ist das Ganze entstanden."

Ein namibischer Bauunternehmer half ihnen, weil er von dem Projekt so begeistert war. Persönlich kam er mit schweren Maschinen angefahren und begradigte den Hang zu einer großen, bespielbaren Fläche. Der Platz ist riesig und gibt den Kindern viel Raum zum Toben und Spielen.

Die Mühe hat sich offenbar gelohnt. Nixon Marcus ist enorm stolz, wie weit es die Jungs und Mädchen aus dem Viertel schon gebracht haben. Einige von ihnen spielen inzwischen in der zweiten Liga von Namibia. Doch Fußball ist für den Namibier vor allem ein Mittel, um den Kindern Selbstvertrauen zu geben: "Wo sie hier in dieser Armut wohnen, ist die Hoffnung nicht sehr groß. Aber wenn du dann diese Erfolge hast, wo unsere Mannschaften gewonnen haben gegen etablierte Teams, das bedeutet den Kids und Jugendlichen sehr viel."

Neben dem Fuß wird auch der Kopf trainiert

Inzwischen haben sie auch einen Container aufgestellt, in dem die Kinder Hausaufgaben machen können. Das bremisch-namibische Paar hat schnell verstanden, dass Spielen und Lernen zusammengehören. Zumal Eltern ihre Kinder nicht immer auf den Platz lassen wollten, weil noch Hausaufgaben gemacht werden sollten. Und auch die Kinder und Jugendlichen wollen beides trainieren, Hirn und Muskeln, sagt Junior, 14 Jahre alt: "Bildung kommt zuerst und dann Fußball. Darum mag ich es hier."

Bremen kennt Junior zwar nicht, aber er weiß, dass aus dem hohen Norden Deutschlands Geld für ihr Projekt kommt. Vor allem eine Stiftung und ein Bauunternehmen in Bruchhausen-Vilsen unterstützen das Engagement des Ehepaars. Doch Anne und Nixon Marcus hoffen auf noch mehr Hilfe. Denn die beiden haben noch einiges vor. Für Spenden aus Deutschland haben sie auch deshalb jetzt einen Ableger ihres Vereins gegründet, den Riverheights Football Academy Germany e.V..

Die beiden haben noch viele Pläne

Ein Haus für eine Küche ist schon in Bau, das Dach fehlt aber noch. Und sie wollen noch mehr Container aufstellen. Damit die Kinder besser verteilt und in Ruhe lernen können: "Die Idee ist, dass wir verschiedene Container haben. Einen für eine Bibliothek, einen Smart Classroom oder nur Klassenräume, wo die Kids nachmittags und abends lernen können. Wenn wir die Sponsoren dafür kriegen. Dann wird es ein richtiges Education Village sein", erklärt Nixon Marcus.

Deshalb werden die beiden auch den nächsten Heimaturlaub wieder nutzen, um bei potentiellen Sponsoren für ihre Fußball-Akademie Riverheights Klinken zu putzen.

Autorin

  • Heike Zeigler
    Heike Zeigler

Quelle: buten un binnen.

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Der Nachmittag, 11. April 2025, 13:40 Uhr