Neues Heizungsgesetz: Welche Heizung ist die richtige, Herr Röhrs?

Das Gebäude-Energie-Gesetz war einer der Aufreger des Jahres. Welche Auswirkungen hat es nun wirklich? Darüber spricht Felix Krömer mit Steffen Röhrs von der Innung Sanitär, Heizung, Klima.

Es gab jede Menge Streit um das Gebäude-Energie-Gesetz, ehe dieses in der vergangenen Woche im Bundestag beschlossen wurde. Die vergangenen Monate waren auch für die Fachbetriebe turbulent, denn viele Bremerinnen und Bremer wussten nicht, wie es nun für ihre Heizung weitergeht – und haben sich deshalb Sorgen gemacht.

Steffen Röhrs hat als Obermeister der Innung Sanitär, Heizung, Klima in Bremen all dies hautnah erlebt. Er betreibt selbst in der Stadt einen Fachbetrieb und hat viele Gespräche mit verunsicherten Bürgern geführt. Im Interview mit Felix Krömer spricht er über seine Erlebnisse, die Auswirkungen des neuen Gesetzes und Preise für den Einbau einer Wärmepumpe.

1 Wie haben die Kunden die Odyssee um das neue Gesetz aufgenommen?

Kaum ein Gesetz zuvor hat öffentlich für derart viele Diskussion und für ein so großes Maß an Verärgerung gesorgt wie das Gebäude-Energie-Gesetz. Über Monate bezeichnete der Boulevard dieses als "Heiz-Hammer". Noch vor der Sommerpause wollten die SPD, die Grünen und die FDP das Gesetz gemeinsam im Bundestag beschließen. Hier intervenierte Anfang Juli jedoch das Bundesverfassungsgericht. Erst seit der vergangenen Woche gibt es nun Klarheit.

Übrig geblieben ist vom ursprünglichen Entwurf nicht allzu viel. Trotzdem hat das Gesetz in den vergangenen Monaten vielen Verbrauchern jede Menge Nerven gekostet. Diese Erfahrung hat auch Röhrs gemacht. "Die Heizung ist eigentlich immer ein un-emotionales Thema. In dem Fall wurde es emotional", berichtet er. Dies kenne er, scherzt er, eigentlich nur von Badezimmern.

Viele Falschaussagen über das Gesetz hätten für Verunsicherung gesorgt. Häufig habe er im Austausch mit den Kunden deshalb auch als Psychologe agieren müssen, weil diese große Ängste vor den Auswirkungen gehabt hätten. Einige hätten deshalb im Gespräch sogar geweint. Wie er die finale Fassung des Gesetzes inhaltlich bewertet und was genau seine Kunden befürchteten, erzählt Röhrs direkt zu Beginn des Interviews ab Minute 01:16.

2 Wer muss ab 2024 jetzt seine Heizung austauschen?

Das Gebäude-Energie-Gesetz hat bei vielen Bürgern die Sorge geweckt, dass sie zum 1. Januar 2024 für eine enorme Summe ihre intakte Heizung austauschen müssen. "Die offizielle Grenze lautet 31. Dezember 2044. Bis dahin dürfen fossile Energieträger noch genutzt werden", stellt Röhrs klar. Sobald eine Heizung 13 Jahre alt ist, sollte laut dem Fachmann aber zumindest über einen Austausch nachgedacht werden.

Wer alsbald wirklich vom Gebäude-Energie-Gesetz betroffen ist, was ab wann explizit in Bremen gilt und welche Bedingungen beim Einbau einer neuen Gasheizung erfüllt werden müssen, erläutert Röhrs ab Minute 08:03.

3 Wie entwickeln sich beim Heizen die Öl- und Gaspreise?

Die im vergangenen Jahr explodierenden Energiekosten haben viele Bürger vor große Probleme gestellt. Wenngleich sich die Situation – auch dank der Gaspreisbremse – etwas beruhigt hat, schwillt weiterhin die Sorge mit, dass es nochmal zu einem deutlichen Anstieg kommt. Viele Verbraucher sind daher auch verunsichert, wenn sie derzeit neue Verträge mit Energieanbietern abschließen.

"Es ist extrem schwer", betont Röhrs hinsichtlich einer Prognose der Preisentwicklung. Diesbezüglich verweist er auf die Kalkulation der Bundesregierung, die in den kommenden Jahren von einem mittleren Gaspreis von 14 Cent pro Kilowattstunde ausgeht. Dies liegt deutlich über dem Niveau vor dem Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine und auch über der aktuellen Gaspreisbremse. Diese deckelt den Gaspreis auf zwölf Cent pro Kilowattstunde für 80 Prozent des Vorjahresverbrauchs, läuft jedoch am 30. April 2024 aus.

Ab welchem Preis pro Kilowattstunde Gas eine Wärmepumpe für Verbraucher wirtschaftlich ist, verrät Röhrs ab Minute 18:07.

4 Was kostet der Kauf einer Wärmepumpe?

Viele Summen kursierten in den vergangenen Monaten und sorgten für die Befürchtung, dass in Folge des Gebäude-Energie-Gesetzes das Eigenheim verkauft oder ein hoher Kredit für die Umrüstung der Heizung aufgenommen werden muss.

Röhrs ist sich sicher, dass in 98 Prozent aller Gebäude eine Wärmepumpe eingebaut werden kann. Bei zu günstigen Angeboten mahnt er jedoch zur Vorsicht. "Es gibt auch sehr viele unseriöse Machenschaften. Das erleben wir jeden Tag“, berichtet er aus dem Alltag.

Diesbezüglich verweist er auf den Fall eines Kunden, der nur vermeintlich ein Schnäppchen gemacht hat. Mit welchen Kosten bei seriösen Anbietern für eine Umrüstung derzeit zu rechnen ist, worauf bei einer Umrüstung geachtet werden muss und ob eine Kombination mit Photovoltaik sinnvoll ist, wird ab Minute 25:21 besprochen.

5 Kann die Nachfrage nach Wärmepumpen überhaupt gestillt werden?

Wärmepumpen waren plötzlich sehr begehrt, woraufhin auch die Lieferzeiten zugenommen haben. Deshalb war Geduld gefragt. Bei den Herstellern gab es Engpässe, die laut Röhrs mittlerweile jedoch der Vergangenheit angehören.

Das Problem sei allerdings, dass die Monteure fehlen. Als nicht gerechtfertigt empfindet Röhrs es, wenn deshalb nun die Fachbetriebe gescholten werden. "Das Personalthema ist natürlich ein heißes Thema. Wir werden da so ein bisschen in eine Ecke gedrückt", sagt Röhrs. Auch seine Branche, räumt er ein, leide unter dem Fachkräftemangel.

Für 500.000 einzubauende Wärmepumpen pro Jahr fehle momentan einfach das Personal. Deshalb muss eifrig ausgebildet werden. "Der Job wird wieder sexy", freut Röhrs sich. Wie lange aktuell in Bremen auf den Einbau einer Wärmepumpe gewartet werden muss, ist Thema ab Minute 31:19.