Hintergrund

Ein Ring zum Entflechten: Die Chronologie der Bremer Autobahn A 281

Wie ein Autobahntunnel durch die Weser gebaut werden soll

Bild: Radio Bremen

Seit Jahrzehnten geplant, noch immer unvollendet – die A281 soll Bremens Verkehrsinfarkt verhindern. Doch der Weg zum "einen Ring" ist streitvoll, kostspielig und lang.

Der Baustand des Wesertunnels aus Drohnenperspektive.
Auf der größten Baustelle im Nordwesten Deutschlands wird derzeit der Bau des Wesertunnels vorbereitet. Bild: Radio Bremen

Wenn für eine Baustelle eine ganze Straße verlegt wird, dann muss es sich wirklich um eine große Baustelle handeln. Und tatsächlich handelt es sich in Bremen-Seehausen, wo in diesem Sommer die Dorfstraße verlegt werden soll, um die derzeit größte Baustelle im Nordwesten der Republik.

Gebaut wird hier der zum gegenüberliegenden Flussufer nach Grambke führende Wesertunnel – das dann letzte Teilstück der A 281 im Bremer Nordwesten.

Die Großbaustelle liegt der Projektgesellschaft Deges zufolge zwar im Plan. Angesichts gesperrter Bremer Weserbrücken und täglicher Pendlerstaus kommt sie aus Sicht vieler aber wohl trotzdem um Jahrzehnte zu spät. Warum die Vollendung des Rings sich schon so viele Jahrzehnte hinzieht, zeigt diese Chronologie.

1 Erste Pläne schon 1970

Die Vorteile einer L-förmigen Eckverbindung zwischen A1 und A27 für den gesamten Nordwesten Deutschlands stellt die Bundesregierung schon 1970 fest, damals noch als "A 5" im Bedarfsplan für Bundesfernstraßen vermerkt.

Danach passiert jedoch lange nichts. Hohe Baukosten, aber auch politische Querelen verzögern den Bau der rund 17 Kilometer langen Autobahn schon zu Beginn. Erst 1983 schreibt Bremen das inzwischen als "A 281" geplante Projekt im Flächennutzungsplan des Landes fest.

2 Erst nur Teilstücke von 1995 bis 2014

Verkehr auf der A 281
Einige Abschnitte der A 281 sind bereits nach und nach fertiggestellt worden. Bild: Radio Bremen

Verwirklicht werden aber auch danach zunächst nur Teilstücke – darunter bis 1995 der zwei Kilometer lange Abschnitt zwischen Industriehäfen und Burg-Grambke.

Anfang 2008 wird zudem die rund 5,7 Kilometer lange Strecke zwischen dem Güterverkehrszentrum (GVZ) und dem Neuenlander Ring eingeweiht. Dieser Abschnitt ist heute durch die von zwei 50 Meter hohen blauen Pylonen getragene Schrägseilbrücke geprägt.

2014 wird darüber hinaus der Bau des 4,2 Kilometer langen Teilabschnitts am GVZ zwischen den Anschlussstellen Bremen-Strom und Bremen-Seehausen nach fünf Jahren Bauzeit abgeschlossen.

3 Von 1993 bis 2017 Streit um die Weserquerung

Vor allem die Pläne für die Weserquerung ziehen sich jedoch hin. Seit 1993 steht im Raum, sie im Zuge einer Public-Private-Partnership zu realisieren. Dabei hätte ein Privatunternehmen die Baukosten übernommen und diese dann durch eine Maut refinanziert. Diese Pläne zerschlagen sich jedoch. Maut oder nicht, Brücke oder Tunnel, Lärm, Umweltschutz und Wirtschaftlichkeit – darüber wird weiter debattiert.

Im Sinne der Anwohner findet sich schließlich eine politische Mehrheit für den Tunnelbau. Allerdings nicht per Bohrverfahren, sondern im kostengünstigeren Absenkverfahren, bei der die Tunnelröhren im Fluss versenkt werden. Dafür müssen jedoch sechs Wohnhäuser weichen. Die Konsequenz: Die Betroffenen klagen und ziehen bis vor das Bundesverfassungsgericht. Die Klage wird in Karlsruhe jedoch Anfang 2016 abgewiesen.

Daraufhin sagt das Bundesverkehrsministerium im April 2017 die Finanzierung zu. Woraufhin auch der Stahlkonzern Arcelor-Mittal und der Zementkonzern Holcim ihre Klagen vor dem Bundesverwaltungsgericht ruhen lassen. Von den Bauarbeiten direkt betroffen, hatten beide Konzerne zuvor ebenfalls mit dem Senat um Grundstücksverkäufe und Entschädigungszahlungen gestritten.

4 Erster Wesertunnel-Spatenstich 2019

Erst 2019 findet schließlich der erste Spatenstich für die Großbaustelle an der Weser statt. So beginnen die jahrelangen Vorbereitungen auf den Tunnelbau, der als Teil des insgesamt 4,9 Kilometer langen Bauabschnitts von Bremen-Seehausen nach Bremen-Gröpelingen über die Weser führen soll.

Ursprünglich ist die Fertigstellung für 2024 geplant.

5 Trotz Baukosten-Explosion: Bund gibt 2023 grünes Licht

Die Corona-Pandemie und der russische Angriff auf die Ukraine wirbeln die Wesertunnel-Pläne erneut durcheinander. Erst 2023 ist klar: Er wird trotz weiterer Verzögerung, enormer Kostensteigerung und zwischenzeitlicher Zweifel an der Finanzierbarkeit gebaut. Waren zuvor 345 Millionen Euro Kosten eingeplant, werden sie jetzt auf mindestens 775 Millionen Euro beziffert.

6 2025: Vorbereitungen für Wesertunnel abgeschlossen

In Bremen-Seehausen soll im Sommer 2025 die Hasenbürener Landstraße verlegt sowie Autos und Fußgänger auf zwei Behelfsbrücken umgeleitet werden, damit an der Einfahrt zum Wesertunnel weitergebaut werden kann. Die Großbaustelle liege im Plan, teilt die Projektgesellschaft Deges im April 2025 mit.

7 2026: Baubeginn für den Ringschluss im Süden

Unfertige Brücke der A 281
Auch die noch unfertigen Autobahnabschnitte im Süden sollen ab spätestens Anfang 2026 vollendet werden. Bild: Radio Bremen

Im Bremer Süden soll es parallel mit dem Ringschluss der A281 vorangehen. Denn auch im Bereich Airbus und dem Bremer Flughafen gibt es noch einen ungebauten Abschnitt der innerstädtischen Autobahn. Er soll die A 281 später mit dem A 1-Zubringer Arsten verknüpfen.

Dafür muss ein Tunnel am Knotenpunkt Neuenlander Straße und Kattenturmer Heerstraße gebaut werden. Die Arbeiten könnten der Projektgesellschaft Deges zufolge Ende 2025 oder Anfang 2026 beginnen. Die Gesamtkosten für diesen Bauabschnitt belaufen sich auf geplante 328 Millionen Euro.

8 2027 werden die Tunnel versenkt

Während die Tunnelbauvorbereitungen an der Weser laufen, fertigt das Unternehmen Wayss & Freytag, eine Tochter der Bremer Zech-Gruppe, in Bremerhaven die Röhren für den künftigen Tunnel. Die ersten zwei sollen 2025 fertig sein, die letzten 2027.

Innerhalb der nächsten zwei Jahre sollen die dann sechs unterschiedlichen Tunnelelemente nach Bremen eingeschwommen werden. Das heißt, die auf dem Wasser schwimmenden Betonröhren werden über die Weser nach Bremen geschleppt und im nahe gelegenen Industriehafen zwischengelagert. Dann sollen sie ab Sommer 2027 Stück für Stück in der Weser versenkt und verankert werden.

  • So werden große Tunnelelemente für den Wesertunnel gebaut

    Bremen soll ab 2029 durch den Wesertunnel vom Verkehr entlastet werden. Um den Tunnel zu bauen, entstehen derzeit auf der Lloyd-Werft riesige Beton-Elemente.

9 Ende 2029 soll die A 281 vollendet sein

Frühestens Ende 2029 soll der Tunnel unter der Weser befahrbar sein – vorausgesetzt der parallel zum Wesertunnel gebaute letzte Abschnitt im Süden der Stadt in Höhe Flughafen ist dann ebenfalls abgeschlossen. Dann wäre, fast sechs Jahrzehnte nach den ersten Plänen, der insgesamt 17 Kilometer lange durchgängige Autobahnring fertig.

Voraussichtlich 1,55 Milliarden Euro wird das Projekt dann wohl insgesamt gekostet haben.

Rückblick: So plante die Deges die A 281 im Jahr 2019

Bild: Deges
  • Wirtschaftssenatorin Vogt zu A281: "Das ist die Lebensader für Bremen"

    Beim Bau der A281 und des Wesertunnels dürfe es keine weiteren Verzögerungen geben, fordert Kristina Vogt. Für Bremen hänge extrem viel davon ab, so die Senatorin.

Autor

Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 9. April 2025, 19:30 Uhr