Fragen & Antworten

Insektenpulver in Lebensmitteln jetzt erlaubt: Das sollten Sie wissen!

Neue Proteinquelle: Bremer Startup stellt Snacks aus Grillen her

Bild: Imago | blickwinkel

Eklig oder die Zukunft? Was nach Dschungel-Prüfung klingt, unterstützt seit Dienstag ein EU-Gesetz: Hausgrillen dürfen als Pulver in Lebensmittel gemischt werden.

Sie liegen schon als Protein-Riegel an der Kasse, als Brotaufstrich oder als gewürzter Snack: Grillen. Ab diesem Dienstag darf die sogenannte gemeine Hausgrille nach Mehlwürmern und Wanderheuschrecken auch in Pulverform EU-weit in unser Essen gemischt werden.

Was bedeutet die neue EU-Regelung genau?

Die EU-Zulassung von Hausgrillen in Pulverform stärkt einerseits die Produzenten und gibt ihnen anderseits auch Auflagen. Dazu gehören unter anderem Allergen-Hinweise. "Lebensmittel mit Insekten gab es auch vor der neuen EU-Regelung, nur eben nicht pulverisiert", erklärt Sonja Pannenbecker von der Bremer Verbraucherzentrale.

2021 wurden bereits Mehlwürmer und Europäische Wanderheuschrecken per EU-Verordnung als Lebensmittel zugelassen. Für acht weitere Insekten gibt es schon Zulassungsanträge.

Welche Lebensmittel enthalten jetzt schon Insekten?

Die neuartige Zutat kommt beispielsweise schon in Nudeln oder Eiweißriegeln vor oder auch mal als Zutat im Müsli. Außerdem gibt es Schokolade mit Insekten und sie werden völlig erkennbar als gewürzte Snacks verkauft.

Die Sorge, dass Insektenmehl nach der Zulassung nun unbemerkt überall untergemischt wird, ist laut Ernährungsexpertin Pannenbecker unbegründet. Denn: Insektenmehl ist zurzeit noch sehr teuer. Wenn es in Lebensmitteln vorkommen sollte, dann mit expliziter Kennzeichnung und als Werbung.

So macht es auch ein Bremer Start-Up. Für ihre Insektenstreichwurst und Insektensoßen gibt es deutschlandweit Abnehmer. "Gerade verarbeitete Lebensmittel regen Menschen an, das zu probieren", beschreibt Florian Berendt. Auch Insektenmehl produziert das Team um den Agraringenieur, jedoch noch nach einer vorherige Übergangsregelung, die es ebenfalls erlaubt, aus Insekten Lebensmittel herzustellen.

Wie müssen Insekten in Lebensmitteln gekennzeichnet werden?

Insekten in Lebensmitteln sind kennzeichnungspflichtig. Wie das gemacht werden muss, sagt die neue EU-Regelung. Wer auf die Zutatenliste guckt, findet dort einen Hinweis auf das Insektenmehl: "...teilweise entfettetes Pulver aus Acheta domesticus (Hausgrille)". Wie groß der Hinweis sein muss, dafür gibt es jedoch keine Vorgabe.

Nahaufnahme von zwei Händen, die eine Grille halten.
Ein Bremer Start-Up produziert bereits Grillenstreichwurst. Bild: Radio Bremen

Welche Vorteile haben Lebensmittel mit Insekten?

Insekten enthalten viel Eiweiß, einen hohen Anteil an ungesättigten Fettsäuren und werden in anderen Ländern schon längst als Snack gegessen. Auch Vitamine und Mineralstoffe wie beispielsweise Kupfer, Eisen, Magnesium, Mangan, Selen und Zink kommen in den Krabbeltieren vor. Sie sind also eine weitere Vitamin- und vor allem Proteinquelle, so die Ernährungsexpertin.

Im Vergleich zu Fleisch ist die Insektenproduktion auch umweltfreundlicher, so Berendt. Sie verbraucht weniger Futter, Wasser und Platz. So könnte nachhaltigere Fleischersatzprodukte mit einem tierischen Protein entstehen, erklärt der Agraringenieur.

Gibt es auch Nachteile?

Ja. Besonders Menschen, die gegen Schalen- und Krustentiere, Hausstaubmilben und Weichtiere allergisch sind, sollten vorsichtig sein. In solchen Fällen können Speiseinsekten eine entsprechende, teils gefährliche allergische Reaktion auslösen.
Da es ein neuartiges Lebensmittel ist, wissen das viele Allergiker noch nicht, so Pannenbecker.

Wie steht die Bremer Verbraucherzentrale zu Insekten in Lebensmitteln?

Wenn ein neues Produkt auf den Markt kommt, dann muss man noch einiges Bedenken. "Was uns als Verbraucherzentrale noch etwas fehlt, ist die eindeutige Zubereitungsempfehlung", so die Referentin für Lebensmittel und Ernährung. Zwar ist das bei Insektenpulver nicht so kritisch, aber bei ganzen Insekten. Bei falscher Zubereitung kann das ein Risiko sein: Wenn das Produkt vor dem Genuss beispielsweise nicht erhitzt wird, kann es sein, dass manche Bakterien wie beim Fleisch nicht abgetötet werden.

"Unklar ist auch der Einsatz von Arzneimitteln oder anderen Chemikalien bei der Zucht", so Pannenbecker. Auch an den Hygienevorgaben für Speiseinsekten müsse noch nachgebessert werden.

Autorin

Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 24. Januar 2023, 19:30 Uhr