Kommentar

Grundsteuererklärung im Land Bremen – ein bürokratischer Wahnsinn

Frau sitzt verzweifelt vor ihrem Laptop
Frust bei der Grundsteuererklärung? Keine Ausnahmefälle – auch nicht in Bremen. Bild: dpa | Shotshop | Madhourse

40.000 Menschen im Land Bremen haben trotz Fristende ihre Grundsteuererklärung noch nicht abgegeben. Vollstes Verständnis dafür hat Online-Redaktionsleiter Thorsten Reinhold.

Die Grundsteuererklärung ist ein bürokratischer Wahnsinn. Warum? Weil das Ausfüllen alles andere als einfach ist, außer für Steuerauskenner. Ich bin keiner und habe mich selbst daran versucht. Fristgerecht habe ich die Erklärung erledigt, war danach aber selbst erledigt. Ohne Youtube würde ich wahrscheinlich auch zu den 40.000 gehören. "Schnell, unkompliziert, kostenlos", wirbt das Bundesfinanzministerium für die vermeintlich einfache Ausfüllvariante im Netz. Pustekuchen.

Irgendwann fragt das digitale Programm – immerhin digital und nicht auf Papier – nach den Geburtsdaten der Miteigentümerinnen und Miteigentümer bei einem Mehrfamilienhaus. Woher soll ich das wissen? Vermutlich war ich da beim Ausfüllen schon falsch unterwegs. Mag sein. So weit darf es aber gar nicht erst kommen.

 

Wie kann es sein, dass das Finanzamt mich nach dem Einloggen bei Elster (Elektronische Steuererklärung) auffordert, meine Steuer-ID einzugeben? Die ist doch der Finanzverwaltung bekannt. Das gilt auch für die meisten Daten rund um die Immobilie. Warum werden Eigentümer – unter Androhung von Strafe – verpflichtet, die Arbeit der Finanzverwaltung zu machen? Und warum so kompliziert? Wir sind im Jahr 2023.

Wie wäre es beim nächsten Mal mit einer App? "Hallo Herr Reinhold, schön, dass Sie uns helfen, die Daten zu ihrer Grundsteuererklärung für Sie zu vervollständigen." So begrüßt mich das Programm und fordert mich auf, die vorliegenden Daten zu überprüfen oder zu ergänzen – in maximal fünf Minuten und mit Null-Fehlerwahrscheinlichkeit.

Elster Oberfläche für die Grundsteuererklärung
Die Grundsteuererklärung kann man immerhin digital abgeben. Bild: dpa | Rolf Kosecki

 

Stattdessen habe ich auch noch "Boris" kennengelernt. Kennen Sie nicht? Kannte ich vorher auch nicht. Boris steht für Bodenrichtwertinformationssystem. Boris verrät mir den Quadratmeterpreis des Bodens, auf dem die Immobilie steht. Das System spuckt dann oft sogar zwei Werte aus. Und nun? Ist doch alles ganz einfach, oder?

Lieber Staat, wer auf Namen wie Elster und Boris kommt, der kann doch wohl auch eine wirklich einfache Grundsteuererklärung möglich machen. Einen Namen habe ich auch schon: Hase – "Hast du schnell erledigt".

Bremer Finanzamt hilft bei "Aufschieberitis" der Grundsteuererklärung

Bild: Radio Bremen

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Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 30. Januar 2023, 19:30 Uhr