Interview

"Wir neigen eher dazu, den Partner als das Konto zu wechseln"

Eine Frau hebt Geld ab.

Bremer Verbraucherschützerin: "Kontowechsel ist keine große Sache"

Bild: dpa | Benjamin Nolte

Was tun, wenn die eigene Bank, die Gebühren immer weiter erhöht? Die Bremer Verbraucherschützerin Oelmann erklärt, wie Kunden die richtige Bank für sich finden.

Dafür, dass Verbraucher ihr Geld an ein Bankinstitut verleihen, gab es vor einigen Jahren noch Geld in Form von Zinsen. Aber die Zeiten haben sich geändert. Die viertgrößte Sparkasse Deutschlands, die Sparkasse München, ist jetzt, was Kundenfreundlichkeit angeht, unangenehm aufgefallen. Sie wollte mehr Gebühren erheben, zum Beispiel fürs Geldabheben.

Dr. Annabel Oelmann
Annabel Oelmann ist die Vorständin der Verbraucherzentrale Bremen. Bild: Radio Bremen | Martin von Minden

Das hat nicht nur bei den Kundinnen und Kunden für Unverständnis gesorgt, sondern auch bei den Verbraucherzentralen. Der Rat aus Bayern: Wechselt die Bank. Im Interview mit Bremen Zwei erklärt Annabel Oelmann von der Verberbraucherzentrale in Bremen, wie man die richtige Bank findet und wie die Zukunft der Bankenbranche aussehen könnte.

Hätten sie das den Verbraucherinnen und Verbrauchern hier im Norden auch geraten, die Bank zu wechseln?

Tatsächlich ja. In dem Moment muss überlegen, ist es mir den Preis wert? Und gerade wenn die Gebühren so weit nach oben gehen, kann man sich schon die Frage stellen, brauche ich das wirklich? Oder ist ein anderes Model oder eine andere Bank für mich das Richtige?

Die Proteste gegen die neuen Kontomodelle haben Wirkung gezeigt. Die Sparkasse München ist zurückgerudert. Geldziehen bleibt bei ihren Automaten kostenlos. Aber wer sagt mir, dass die Sparkassen nicht bald auf neue Ideen kommen, um Geld zu machen?

Dafür gibt es erstens keine Garantie. Und zweitens ist der Druck so hoch, dass die Wahrscheinlichkeit sehr groß ist. Wir sehen schon seit Jahren, dass die Banken und Sparkassen die Kontoführungsgebühren jetzt erst wieder eingeführt haben.

In den 2000er-Jahren war es tatsächlich überall umsonst. Weil man konnte das Geschäft mit den Krediten und mit den Wertpapieren machen. Das hat aber nicht mehr funktioniert. Und es wurde wieder die Kontoführungsgebühr eingeführt. Nur bei reinen Online-Banken, da gibt es das Konto weiterhin kostenlos.

Aber mal ehrlich: Sind andere Banken nicht genauso einfallsreich, wenn es darum geht, den eigenen Profit zu steigern?

Also einfallsreich sind natürlich alle. Trotzdem gibt es noch komplett kostenlose Angebote. Und: Es gibt in der Regel einen Kontowechselservice. Es ist gar keine so große Sache. Und trotzdem ist diese Hemmnis groß.

Das Hauptproblem ist eigentlich, dass wir Deutschen eher dazu neigen, den Ehepartner zu verlassen, als das Bankkonto zu wechseln.

Annabel Oelmann, Vorständin der Verbraucherzentrale Bremen

Wonach treffe ich denn für mich überhaupt die richtige Wahl?

Wie beim Lebenspartner ist das völlig unterschiedlich. Der eine sagt: 'Ich brauche die Filiale vor Ort. Ich möchte gern jemanden haben.' Dann habe ich natürlich eine Filialbank, wo das Entgelt auch teurer ist und auch sein muss.

Oder ich sage: 'Also ehrlich, Bank, wann habe ich die das letzte Mal betreten? Ich gehe zum Geldautomaten und ziehe meine Kohle da.' Dann kann ein reines Online-Modell durchaus die richtige Variante sein.

Und es kann im Leben auch tatsächlich wechseln. Und das ist kein Problem. Wenn ich dann später irgendwann merke, dann kann ich mich im Zweifel immer noch mal wieder umschauen.

Es geht aber auch darum, dass das Filiale- und Automatennetz flächendeckend erhalten bleiben sollte. Damit werben die Sparkassen. Mein Eindruck ist aber, den Automaten an jeder Ecke, den gibt es gar nicht mehr, oder?

In der Stadt schon. Da habe ich wirklich noch eine sehr gute Versorgung. Aber je ländlicher ich komme, wird die Luft ganz schnell ganz dünn. Und das ist das große Problem, was wir haben.

Auf der einen Seite hängen natürlich Kosten an so einem Automaten dran und erst recht an einer kompletten Filiale. Die Preise sind schon deutlich gestiegen.

Wir sind gerade in so einer Zwischenzeit zwischen klassischer Bankfiliale und Online-Banking. Und das ist sozusagen schon seit 20 Jahren erkennbar und es ist halt ganz deutlich zu spüren, dass das Filialnetz nach unten geht.

Die Verbraucherzentralen einiger Bundesländer, vor allem der Länder im Süden, die fordern teilweise sogar eine Verstaatlichung. Sie sind da aber skeptischer, oder?

Ich sehe zumindest nicht den Sinn. Die Frage ist: Brauchen wir noch den öffentlichen Auftrag der Sparkassen, brauchen wir verstaatlichte Banken? Ich würde sagen, wir haben eine sehr große Auswahl.

Vielleicht muss man überlegen, dass es so eine Art Grundversorgung geben muss für Menschen, die zum Beispiel ohne weiteres kein Girokonto kriegen. Da kann es noch einen Bedarf geben. Aber ansonsten muss man sich fragen, ob das System der Sparkassen mit dem öffentlich-rechtlichen Auftrag so noch adäquat und modern ist.

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Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Der Vormittag, 24. Juli 2023, 10:10 Uhr