"Wir sind bekloppt": So bauen Bremerhavener ihre Welt im Keller nach
Für ihr Hobby wurden Mario und Sohn Florian Giwanski nicht immer ernst genommen. Trotzdem steckt in ihrem Keller in der Seestadt jede Menge Leidenschaft.
Modellbau ist ein Hobby, das besonders drei Dinge erfordert: Fingerspitzengefühl, Kreativität und Geduld – und die Geduld kann man durchaus mal verlieren. "Dafür habe ich in meinem Keller in einem Geheimfach eine Flasche Whiskey stehen", sagt Mario Giwanski und lacht. Das helfe für einen kleinen Beruhigungsmoment. "Dann läuft das wieder."
Wie viel Zeit verbringt ein Ottonormalverbraucher so im Keller? Kurz die Wäsche hochholen oder den Müll runterbringen – insgesamt wohl nicht allzu viel. Mario Giwanski aus Bremerhaven dürfte diese Frage mit "mehrere Stunden die Woche" beantworten.
Kindisches Hobby? "Ihr seid bekloppt"
Wenn er von seinem Hobby erzähle, hielten die Leute das oft erstmal für kindisch. "Wenn sie dann die große Anlage sehen, dann ist die erste Aussage: 'Ihr seid bekloppt'", berichtet der 53-Jährige und muss zugeben: "Da haben sie recht, wir sind bekloppt." Dieses "bekloppt sein" gehört für ihn dazu. Man müsse ja nicht immer der Norm entsprechen, könne sich kreativ austoben. "Da gibt es verschiedene Möglichkeiten – und das ist unsere."
Miniaturwelt im Bremerhavener Keller
"Wir", das sind Mario Giwanski und sein 26-jähriger Sohn Florian, der an der Modellbauanlage im Keller kräftig mitgearbeitet hat. Vater Mario ist für die Technik zuständig, Florian baut gerne Gebäude, Bäume und Straßen in Miniatur. "Wir haben hier einen Rangierbahnhof nachgebildet", erklärt Mario Giwanski. "Ich bin ein Freund von langen Güterzügen." Er sammelt schon seit 45 Jahren. Beide besitzen knapp 600 Triebfahrzeuge und 5.000 Waggons.
Miniaturwelt im Maßstab 1:160
Mario Giwanski schaltet die Hauptstromversorgung ein. Dann setzt sich der Zug in Bewegung, fährt aus dem Rangierbahnhof und passiert den Hauptbahnhof. So wie im Keller in Bremerhaven sah es früher einmal auf alten Bahnanlagen im Ruhrpott aus. Nachgebaut im Maßstab 1:160. Aber warum eigentlich alte Bahnhöfe?
Vergleich mal den Bahnhof in Bremerhaven 2023 mit dem von 1965, 1970. Du wirst sehen: Der ist scheiß-langweilig geworden. Da ist nix mehr. Der hatte eine Güterabfertigung, eine Post. Davon ist nix übrig. Das Bahnleben war generell früher spannender.
Florian Giwanski, Modellbauer
Beim Bauen hat der Sprössling eine ganz spezielle Lieblingsfarbe: "Gerade Bremerhaven ist ja auch nicht farbenfroh, da ist vieles grau in grau." Mit Grau ließe sich die Realität widerspiegeln, daher sei das seine Farbe für alles. Nach dem Architekturstudium in Bremen hat Florian Giwanski sein Hobby zum Beruf gemacht. Nun arbeitet er bei einer Modellbaufirma im Allgäu. "Früher in der Schule belächelt, jetzt bist du Abteilungsleiter in der zweitältesten Firma der Branche, quasi einer der Bausteine der Branche, das ist schon ganz spannend."
Modellbau zieht auch auf Instagram
Florian Giwanski darf sich offiziell Modelleisenbahner bezeichnen. Er würde sich gerade bei jüngeren Leuten mehr Interesse für Modellbau wünschen. Auf seinem Instagram Account "florian1zu160" schauen ihm mittlerweile fast 20.000 Menschen über die Schulter.
Ich habe gesagt: Ey, ich mache das, ich möchte es zeigen. Ich möchte Leuten was mitgeben. Davon lebt dieses Hobby. Anderen Leuten zu zeigen, was man kann, sich Ideen abzugucken und zu inspirieren. Dass es jetzt so gut mit dem Kanal läuft, freut mich natürlich.
Florian Giwanski, Modellbauer
Zuletzt waren Vater und Sohn sogar bei RTL zu sehen. Alles drehte sich um Modellbau. Mario Giwanski war dabei wichtig zu zeigen, dass das ein Hobby für "normale Menschen" ist. Seine Kernaussage: "Mensch traut euch mal was, daddelt nicht nur am Handy, PC oder Tablet. Versucht mal was handwerklich auf die Beine zu stellen." So wie Vater und Sohn in Bremerhaven.
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Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Das Wochenende aus Bremerhaven, 5. Februar 2023, 11:50 Uhr