Fragen & Antworten

Diesel-Fahrer können in Bremen jetzt auch altes Fett tanken

Ist der neue Diesel wirklich umweltfreundlicher?

Bild: dpa | Frank Hörmann

Diesel hat angesichts der Belastung für Umwelt und Klima keinen guten Ruf mehr. An manchen Tankstellen gibt es seit dieser Woche eine Alternative. Ist die wirklich nachhaltiger?

Vier Bremer Tankstellen des Bremer Mineralölhandels (BMÖ) führen seit Kurzem HVO100 im Sortiment. Der neue Kraftstoff ist zwar deutlich teurer als herkömmlicher Diesel, er soll jedoch besser für die Umwelt sein. Das sollten Sie dazu wissen.

Warum soll HVO100 eine bessere Klimabilanz haben?

Das liegt an den Stoffen, aus denen er hergestellt wird – etwa aus schon benutzten Pflanzenfetten wie zum Beispiel altem Pommesfett. Das steckt auch schon im Namen des neuen Diesels: HVO steht für "Hydrotreated Vegetable Oil" – auf Deutsch: hydriertes Pflanzenöl.

Bei der Verbrennung von HVO100 wird zwar ähnlich viel Kohlenstoffdioxid (CO2) freigesetzt wie bei herkömmlichem Diesel. Aber weil der Kraftstoff aus benutzten, nachwachsenden Rohstoffen hergestellt wird, werben Mineralölkonzerne damit, dass seine Klimabilanz besser sei. Das liege an den Stoffen, aus denen er unter anderem hergestellt wird – etwa aus bereits benutzten Pflanzenfetten wie altem Frittenfett. Zudem sei die Leistung besser und der Motor bleibe sauberer, werben die Hersteller.

Wie teuer ist der neue Diesel?

Am Tag seiner Einführung am vergangenen Dienstag lag der Preis bei einer Tankstelle in Findorff nachmittags bei 1,85 Euro pro Liter – und war damit 22 Cent teurer als herkömmlicher Diesel.

Der Preis werde sinken, wenn größere Mengen das aktuell noch knappen Kraftstoffs verfügbar sind, sagt Dirk Kiebler vom Bremer Mineralölhandel. "Ich bin überzeugt, dass wenn die Nachfrage steigt, wird auch der Preis senken für HVO", sagt der Mineralölhändler. Ihm ist wichtig, dass der neue Diesel nicht mit Biodiesel verwechselt wird. Beide Kraftstoffe seien komplett unterschiedlich.

Wenn ich ein Dieselfahrzeug habe, kann ich dann ohne Probleme HVO100 tanken?

Nein. Autobesitzer sollten überprüfen, ob auch ihr Dieselfahrzeug problemlos HVO100 tanken kann. Im Tankdeckel muss die Abkürzung XTL stehen. Wenn es nicht drinsteht, sollte im Zweifelsfall der Autohersteller kontaktiert werden.

Was sagen Umweltschützer zu HVO 100?

Abgase kommen aus einem anfahrendem Auto.
Abgase sind Abgase und damit klimaschädlich – das sagt der Bremen Nabu. Bild: Imago | photothek

Der deutsche Naturschutzring, ein Dachverband der deutschen Umweltschutzorganisationen, kritisiert den Einsatz von HVO100. Neben Abfall- und Reststoffen könnten auch frische Pflanzenöle wie Palmöl Stoffe sein, die in HVO100 enthalten sind. Zudem würden viele der Abfall- und Reststoffe von weit her importiert, vor allem aus Asien. Die Umweltorganisationen kritisieren zudem die Behauptung, dass es sich um nicht anderweitig verwendbare Abfälle oder Reste handele. In Wahrheit gehe es um wertvolle, umkämpfte Rohstoffe, auf die viele Sektoren bereits heute zugreifen wollen. Manche Rohstoffe seien überhaupt kein Abfall.

"Restesprit verzögert den Ausstieg aus fossilen Kraftstoffen und ist nur eine Scheinlösung für den Verkehr", kritisiert der Naturschutzring. Er fordert eine grundlegende Mobilitätswende, der Elektroantrieb sei die bessere Alternative als HVO100.

Ähnlich sieht das der Naturschutzbund (Nabu) Bremen. Landesvorsitzender Klaus Prietzel spricht von "Greenwashing": HVO100 suggeriere fälschlicherweise, dass es möglich wäre, weiterhin Verbrennungsmotoren zu fahren. Bei HVO100 werde aber dieselbe Menge an Treibhausgasen ausgestoßen wie bei herkömmlichem Diesel, mahnt Prietzel.

Es ist ein Verbrennungsprozess und es entsteht CO2. Für das Klima ist es egal, ob das gutes oder schlechtes CO2 ist.

Mann mit Bart und Brille:  Klaus Prietzel, Vorstand BUND Bremen
Nabu-Landesvorsitzender Klaus Prietzel

Wo gibt es den Diesel überhaupt in der Region?

Erstmal bieten nur vier Tankstellen in Bremen den neuen Diesel an, in der Umgebung gibt es zwei Tankstellen, in Weyhe und Worpswede. Welche Tankstellen das sind, können Sie hier nachsehen.

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Autor

  • Till Kohlwes mit Brille und Bart lächelt in die Kamera
    Till Kohlwes

Quelle: buten un binnen.

Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 30. Mai 2024, 19:30 Uhr