Heim in Wilstedt: 48.000 Unterschriften gegen Abschiebung von Pflegern
Ein Pflegeheim in Wilstedt schlägt wegen drohender Abschiebungen von Pflegekräften Alarm. Ein Drittel der Belegschaft könnte bald fehlen – und für das Heim das Aus bedeuten.
Zehn kolumbianischen Beschäftigten eines Pflegeheims in Wilstedt droht die Abschiebung. Angehörige der Bewohner haben dagegen eine Petition gestartet. 48.000 Menschen haben innerhalb weniger Tage unterzeichnet.
Nach Angaben der Heimleitung Andrea und Tino Wohlmacher könnten die Pflegekräfte zum 14. November abgeschoben werden. Gemeinsam mit der Belegschaft des Hauses und Angehörigen der demenzkranken Bewohnerinnen und Bewohner haben die Wohlmachers deswegen am Dienstag, den 12. November, einen offenen Brief veröffentlicht, in dem sie die Aussetzung möglicher Abschiebungen fordern.
Das Schreiben ist unter anderem an Bundesarbeitsminister Hubertus Heil und Bundesinnenministerin Nancy Faeser sowie an Niedersachsens Ministerpräsidenten Stephan Weil und dessen Bremer Amtskollegen Andreas Bovenschulte (alle SPD) gerichtet. Die Unterzeichnenden verweisen darin auf einen Bericht des Bremer "Weser-Kuriers".
Bundesamt für Migration soll Asylanträge abgelehnt und Ausreise gefordert haben
Am 9. November berichtete die Zeitung, das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) habe drei der südamerikanischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bereits mitgeteilt, dass ihr Asylantrag abgelehnt wurde und sie innerhalb von 30 Tagen "freiwillig" ausreisen sollten.
"Die Pfleger und Pflegerinnen sowie eine Reinigungskraft hatten Asylanträge gestellt, die ausreichend begründet und belegt sind", heißt es in dem Brief. Sollten die Pflegekräfte abgeschoben werden, müsse das Heim schließen, warnen die Unterzeichnenden. "Die schwer demenzkranken Menschen, die dort derzeit wohnen, verlieren ihr letztes Zuhause." In dem Heim leben den Angaben zufolge aktuell 48 Menschen. Die kolumbianischen Pflegekräfte machten ein Drittel der Belegschaft aus. Das Haus sei das einzige auf Gerontopsychiatrie spezialisierte Heim der Landkreise Rotenburg und Osterholz-Scharmbeck.
Betreiber will betroffene Pflegekräfte längerfristig beschäftigen
Dem "Weser-Kurier" hatte der Betreiber Wohlmacher gesagt, vor anderthalb Jahren hätten nacheinander mehrere Menschen aus Kolumbien in seiner Tür gestanden. Er wolle diese auch langfristig beschäftigen. Ohne auf den Fall einzugehen, teilte das Ausländeramt des Landkreises Rotenburg auf Anfrage der Zeitung mit, dass das Aufenthaltsgesetz grundsätzlich voraussetze, dass bei geplanten Einreisen der jeweils korrekte Weg beschritten werde.
Nach der rechtskräftigen Ablehnung des Asylantrags gebe es als letzte Möglichkeit die sogenannte Härtefalleingabe auf Basis der Niedersächsischen Härtefallkommissionsverordnung. Es sei sinnvoll, einer Ausreisepflicht freiwillig nachzukommen und anschließend im regulären Verfahren, etwa zur Aufnahme einer Ausbildung oder zur Arbeitsaufnahme, wieder einzureisen.
Quelle: epd.
Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Nachrichten, 13. November 2024, 11 Uhr