Fragen & Antworten
Verbraucherzentrale Bremen: So könnte sich das Schufa-Urteil auswirken
Schufa-Auskünfte dürfen nicht maßgeblich für die Kreditwürdigkeit von Kunden sein, sagt der Europäische Gerichtshof. Doch was bedeutet das? Die Verbraucherzentrale klärt auf.
Zunächst einmal ändert sich nichts. Zwar hat der Europäische Gerichtshof (EuGH) Anfang Dezember entschieden, dass das Sammeln von Kundendaten durch die Schufa (Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung) unter Umständen gegen das europäische Datenrecht verstößt. Dann nämlich, wenn die Bewertung der Schufa das alleinige Kriterium dafür ist, ob ein Kunde beispielsweise einen Kredit oder einen günstigen Handy-Vertrag bekommt. Ehe sich das Urteil des obersten Gerichts der Europäischen Union aber in Deutschland auswirkt, müssen deutsche Gerichte den Richterspruch in nationales Recht überführen.
Sobald dies geschehen ist, könnten die Auswirkungen des Schufa-Urteils allerdings viele Menschen im alltäglichen Leben betreffen. Inwiefern, erläutert Annabel Oelmann, Vorständin der Verbraucherzentrale Bremen.
Wie könnte sich das Urteil des Europäischen Gerichtshofs zum Schufa-Scoring im Alltag der Menschen auswirken?
Für Bankgeschäfte werden die Auswirkungen des Urteils aus Verbrauchersicht überschaubar bleiben, vermutet Oelmann. Denn Banken verließen sich bei der Kreditvergabe auch heute üblicherweise längst nicht nur auf den Schufa-Score. "Da spielen andere Informationen eine Rolle, Informationen, die die Bank über ihre Kunden ohnehin hat: Einkünfte, Vermögenswerte und so weiter."
Anders lägen die Dinge beispielsweise bei Handy- oder Energieverträgen, die Kunden heute in der Regel schnell via Internet mit Anbietern abschließen, sagt die Verbraucherschützerin: "Da ist eher zu vermuten, dass der Schufa-Score maßgeblich ist." Den betreffenden Unternehmen werde voraussichtlich keine andere Wahl bleiben, als ihr bisheriges Vorgehen zu ändern.
"Entweder machen sie es komplizierter, so wie die Banken", erklärt Oelmann. In diesem Fall würde es aber länger dauern, bis es zum Vertragsabschluss käme. "Oder sie holen sich von ihren potentiellen Kunden die Einwilligung, dass sie den Score-Wert einholen und darauf aufbauend ihre Entscheidung treffen dürfen", beschreibt die Verbraucherschützerin eine denkbare Alternative.
Was sagt die Schufa zu dem Schufa-Urteil und zu möglichen Konsequenzen?
Das Unternehmen gibt sich gelassen. So teilt Vorstandsmitglied Ole Schröder mit: "Das weit überwiegende Feedback unserer Kunden lautet, dass Zahlungsprognosen in Form des Schufa-Scores für sie zwar wichtig, aber in aller Regel nicht allein entscheidend für einen Vertragsabschluss sind. Deshalb wird die große Mehrheit unserer Kunden Schufa-Scores weiterhin ohne Anpassung ihrer Prozesse nutzen können."
Welche Entwicklungen auf dem Kreditmarkt, die man im Auge behalten sollte, gehen mit dem Schufa-Urteil einher?
Verbraucherschützerin Annabel Oelmann geht davon aus, dass die Banken aufgrund der unsicheren Konjunkturlage Kredite in den nächsten Jahren nur mit besonderer Vorsicht gewähren werden – unabhängig von dem Schufa-Urteil. Gleichzeitig rechnet sie damit, dass die Nachfrage nach Krediten durch Privathaushalte zurückgehen wird. "Die Kreditkosten sind wahnsinnig in die Höhe geschossen", fügt Oelmann erklärend hinzu.
Dass es generell schwieriger wird, als Verbraucher Kredite zu bekommen, findet Oelmann jedoch keinesfalls nur schlecht. Die Verbraucherzentrale habe es häufig mit ratsuchenden Bremerinnen und Bremern zu tun, die zu leicht an Kredite gekommen und so in die Schuldenfalle getappt seien.
Kritisch bewertet Oelmann in diesem Zusammenhang auch "Buy now, pay later-Konzepte" (Kaufe jetzt und zahle später). Auf diese Zahlungsmethode könnte sich das Schufa-Urteil möglicherweise auch direkt auswirken, sagt Oelmann. Jedenfalls dann, wenn sie sich bei ihren Bonitätsprüfungen ausschließlich auf den Schufa-Score stützen.
Welche Konsequenzen sollten Verbraucher aus dem Schufa-Urteil ziehen?
Man sollte seinen Schufa-Score kennen, auch heute schon, bevor sich der Richterspruch des Europäischen Gerichtshofs direkt in Deutschland auswirkt, sagt Oelmann: "Jeder sollte einmal im Jahr die kostenlose Schufa-Auskunft in Anspruch nehmen."
Wer nicht versteht, wie er weshalb von der Schufa eingeordnet worden ist, der sollte diese Einordnung kritisch hinterfragen, rät sie. Oft genug komme es vor, dass der Schufa falsche Daten vorlägen. In diesem Fall müsse sich der Betroffene an das Unternehmen halten, das eine Falschmeldung an die Schufa weitergetragen hat. "Im günstigsten Fall, lässt sich das Problem mit zwei Anrufen und einer Mail beheben", sagt Oelmann. Im schlechteren Fall müsse man einen größerem Aufwand betreiben. Was aber letztlich notwendig sei, um korrekt bei der Schufa eingeordnet zu werden, erfahre nur, wer sich dort über sich selbst informiere.
Quelle: buten un binnen.
Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Rundschau, 7. Dezember 2023, 12 Uhr