Wie ein Bremer Produktdesigner vor 100 Jahren Geschichte schrieb
Aus Bremen-Walle in die ganze Welt: Wilhelm Wagenfeld war ein Pionier des modernen Designs. Seine wohl bekannteste Schöpfung ist die Wagenfeld-Leuchte.
Wagenfeld absolvierte zunächst eine Ausbildung zum Industriezeichner bei der Bremer Silberwarenfabrik Koch & Borgfeld, ehe es ihn an die Bremer Kunstgewerbeschule sowie in die Künstlerkolonie Worpswede verschlug. Ab 1923 studierte er schließlich am Bauhaus, der berühmten und einflussreichen Kunstschule in Weimar.
Ein wichtiger Grundsatz des Bauhaus war die enge Verzahnung von Handwerk und Kunst. In der Metallwerkstatt angesiedelt, entwarf Wagenfeld dort 1924 eine Tischleuchte, die als Designklassiker in die Geschichte eingehen sollte.
Klare Formen ohne Kitsch
"Form folgt Funktion" ist ein Leitsatz in Architektur und Produktdesign, der im Bauhaus besonders streng umgesetzt wurde. Wie viele andere Bauhaus-Innovationen kommt auch Wagenfelds Lampe ohne schmückende Elemente aus. Kein Detail ohne Nutzen, dafür moderne Materialien. Der runde Fuß und der zylinderförmige Schaft, wahlweise aus Glas oder Metall, sowie der gläserne Schirm folgen einfachen Formen und sind bewusst simpel gehalten.
Beliebt, aber nichts für die breite Masse
Eine industrielle Serienproduktion sollte die Bauhaus-Werke auch einer breiten Masse zugänglich machen. Wagenfelds Leuchte jedoch war bereits in den 1920er-Jahren für weite Teile der Bevölkerung unerschwinglich, woran sich bis heute nicht viel geändert hat. 500 bis 600 Euro kostet die Lampe, die seit 1980 exklusiv vom Bremer Hersteller Tecnolumen in Handarbeit produziert wird.
Die Lampe, auch als Bauhaus-Leuchte bekannt, ist trotz ihres Alters nach wie vor ein Sinnbild zeitlosen, modernen Designs. Wer durch Bremens Straßen schlendert, entdeckt die Leuchte immer wieder. Nicht wenige Besitzer scheinen sie auf Fensterbänke zu stellen, auf denen sie von außen gut sichtbar ist. Dort also, wo die Tischlampe ihre eigentliche Funktion nicht erfüllen kann.
Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 10. Oktober 2024, 19:30 Uhr