Feuertaufe bei Tanz-DM bestanden: Grün-Gold-Club trotzt dem "Bammel"

Mit sechs Neulingen ging die Bremer Lateinformation in Ludwigsburg ins Rennen. Doch nur der Start war holprig, dann tanzte der GGC wieder in seiner eigenen Liga.

Als auf der großen Leinwand endlich die Wertungen aufblinkten, gab es in der "Kiss-and-cry"-Area kein Halten mehr. Die Tänzerinnen und Tänzer des Grün-Gold-Clubs schrien sich ihre Erleichterung von der Seele und fielen sich überglücklich in die Arme.

Das neue Team von Trainer Roberto Albanese hatte dem immensen Druck standgehalten und sich am Ende mit fast zwei Punkten Vorsprung vor Blau-Weiss Buchholz durchgesetzt. Das sind Welten im Tanzsport. Der 19. DM-Titel, gar der 17. in Folge – also alles wie immer? Ein Selbstläufer ist dieser nächste Seriensieg jedoch keinesfalls gewesen.

"Denen ist der Bammel gegangen"

Denn dass die Bremer Lateinformation bei dieser Deutschen Meisterschaft am Ende wieder so dominieren würde, war zum Turnierbeginn am Samstagnachmittag noch nicht unbedingt zu erwarten gewesen.

Das Team, bei dem sechs Mitglieder integriert wurden, die zum ersten Mal auf so großer Bühne tanzten, zeigte in der Vorrunde Nerven. Ein Patzer beim Roundabout – und die Verunsicherung war da.

Es sind bei uns heute junge Kinder drin gewesen, denen echt der Bammel gegangen ist. Das habe ich am Morgen schon gemerkt. Aber sie haben es gut gemacht. Und man muss es erstmal hinbekommen, wenn man nie auf so einer Fläche vor so einem Publikum gestanden hat.

GGC-Trainer Roberto Albanese bei buten un binnen

Und der Druck in der Grün-Gold-Formation, des 13-maligen Weltmeisters, hat noch einmal eine andere Dimension als anderswo. Das bekommt jeder zu spüren, der neu dazukommt. Die Frischlinge im Team merkten es beim Turnier in Ludwigsburg sofort. "Sie haben diesen Druck, nicht Zweiter oder Dritter werden zu können, sondern Erster werden zu müssen", erklärte Albanese: "Das ist ein ganz anderer Druck."

Finalergebnis DM der Lateinformationen 2024:

Ab der Zwischenrunde fehlerlos

Aber Albanese und seinem Trainerteam mit seiner Frau Uta und Sven Emmrich gelang es, die Mannschaft wieder aufzubauen, sie neu zu motivieren und zu fokussieren. Keine leichte Aufgabe während der fast vierstündigen Pause zwischen der Vor- und der Zwischenrunde. "Das ist wirklich das Schwierigste, über diesen langen Turniertag die Spannung zu halten", so Albanese.

Aber besonders die erfahrenen Tänzerinnen und Tänzer in der Formation waren bei dieser DM nun gefordert und in der Zwischenrunde zeigte Grün-Gold dann wieder das vertraute, selbstbewusste Gesicht. Der Durchgang mit der runderneuerten Choreografie "Freedom and Peace" lief fehlerlos. Und im Finale konnte sich die Formation noch einmal steigern, als es am meisten darauf ankam. Nicht nur die Frischlinge hatten ihre Feuertaufe mit Bravour bestanden.

Das Gesamtpaket war heute so dermaßen überzeugend, dass so ein Fehler nicht ins Gewicht fiel.

GGC-Trainer Roberto Albanese bei buten un binnen

Buchholz kommt nicht an Grün-Gold heran

Grün-Gold hatte einmal mehr die mit Abstand anspruchsvollste Choreografie gezeigt und als einzige Formation in allen vier Wertungskategorien Technik, Bewegung zur Musik, Teamharmonie und der Choreografie selbst mehr als acht Punkte erhalten (8,0, 8,54, 8,79, 8,92).

Blau-Weiss Buchholz wollte die Bremer mit "On the Floor" herausfordern und erhielt in Teamharmonie und für die Choreografie ebenfalls gute Bewertungen (8,38 und 8,46). Allerdings lagen sie technisch und bei der Musikalität (7,58 und 7,96) in der Bewertung deutlich hinter Grün-Gold.

"Wir freuen uns riesig, dass wir uns für die WM qualifiziert haben. Eine neue Choreo ist ja immer ein Wagnis und die muss man erstmal sicher auf die Fläche bringen. Und die Mannschaft hat heute super abgeliefert, aber wir haben in allen Kleinigkeiten natürlich noch Luft nach oben."

Buchholz-Trainerin Franziska Becker bei buten un binnen

Grün-Gold schon bereit für die WM

So blieb der Vorsprung deutlich bei dieser DM und die Bremer fühlen sich schon bereit für die WM am 7. Dezember in Wien. "Da erwarte ich mir aber noch einen Sprung", betonte Albanese, "wir haben noch gute vier Wochen bis zur WM Zeit, da werden wir noch stabiler werden."

Doch das Team hat den richtigen Willen für Höchstleistungen auf dem Parkett. Das hatte Albanese in den vergangenen Monaten gespürt. Und so ist er zuversichtlich, dass Grün-Gold auch seinen Weltmeistertitel verteidigen kann. "Wir werden das schon hinbekommen", meinte der Erfolgscoach.

Die Mannschaft ist sehr ehrgeizig im Training, das heißt, ich kann sie extrem stark rannehmen und viel fordern. Das wird die Stärke dieser Mannschaft werden. Natürlich muss sie jetzt auch mental wachsen. Aber mit heute bin ich schon sehr zufrieden.

GGC-Trainer Roberto Albanese bei buten un binnen