Interview
Welche Geschichten der Bremer Black Story Month erzählt
Mit dem 1. Februar startet jährlich der Black Story Month in Bremen – organisiert von der Schwarzen Community. Ein Ziel: Für Rassismus sensibilisieren.
Die Initiative "Zukunft ist bunt" organisiert mit einem Kollektiv aus mehreren Schwarzen Menschen seit fünf Jahren die Veranstaltungen. Einen Monat lang werden Räume geschaffen für die Erfahrungen und Lebensrealität der Schwarzen Community.
Sheeko Ismail hat den Black Story Month als Gründungsmitglied für Bremen ins Leben gerufen. Sheeko kuratiert Ausstellungen und plant Veranstaltungen.
Sheeko, Welche Bedeutung hat der Black Story Month für die Schwarze Community in Bremen?
Der Black Story Month steht für Empowerment.
Wir schaffen einen Raum, in dem die Schwarze Community selbstbestimmt ist.
Sheeko Ismail, Gründungsmitglied des Black Story Month
Wir wollen inspirieren. Es geht um das Erfolge feiern, in einer Welt, die von Kolonialer Kontinuität immer noch geprägt ist.
Was bedeutet Koloniale Kontinuität?
Der Begriff umfasst vieles. Ich kann nicht alles dazu kurz und schnell erklären. Der Begriff wird heutzutage unter anderem in der Literaturwissenschaft und Politikwissenschaft genutzt. Um es mit ein paar Sätzen etwas klarzumachen: Es geht um die Herrschaft von weißen. Der Begriff beschreibt die Ausbeutung des globalen Südens durch den globalen Norden auf der Welt.
Bei Ausbeutung geht es da um die wirtschaftliche, kulturelle und gesellschaftliche Ausbeutung. Das passiert auf verschiedene Art und Weise bis heute. Koloniale Kontinuität zieht sich durch alle Bereiche. Das macht der Black Story Month auch sichtbar.
Welche Geschichten wollen Sie erzählen?
Der Monat macht auf die Verdrängung von Gruppen an den Rand der Gesellschaft aufmerksam. Er stammt aus den USA, dort als Black History Month bekannt. Das war für uns die Inspiration.
In Bremen ist es das gleiche Konzept - in einer anderen Form.
In den USA geht es um die afroamerikanische Perspektive – hier ist es die Schwarze deutsche/afrodiasporische Perspektive, um die es geht. Das ist eine andere Lebensrealität.
Rechtsextreme Parolen und Fremdenfeindlichkeit werden öffentlich ausgetragen. Wie geht es Ihrer Community in den aktuellen Zeiten?
Der Rechtsextremismus ist kein neues Problem, seit Jahrzehnten macht dieses Land Rechtsextremismus salonfähig. Ich persönlich bin dankbar für die Menschen, die auf die Straße gehen und ein Gesicht gezeigt haben. Ich frage mich aber:
Bleibt das so, dass Menschen auf die Straße gehen? Ist das einmal auf die Straße gehen und dann nichts mehr machen?
Sheeko Ismail, Gründungsmitglied des Black Story Month
Auch die Politik muss die Demokratie schützen. Menschen mit Rassismus-Erfahrung wird nicht zugehört. Was es wirklich in mir auslöst? Da kann und will ich nur für mich sprechen. Es ist eine Mischung aus Angst, Hoffnung und Verzweiflung. Wir müssen endlich dekolonisieren. Rassismus ist ein strukturelles und institutionelles Problem.
Was wünschen Sie sich von der Politik?
Es braucht mehr Repräsentation und Anerkennung uns gegenüber. Auch der Perspektive von Schwarzen. Viele Projekte erhalten keine staatliche Unterstützung. Bremen gibt uns keine staatliche Unterstützung für den Black Story Month. Ich habe viele Wünsche, von A bis Z. Ich möchte, dass Behörden Verantwortung übernehmen.
Was wünschen Sie sich von Bremern und Bremerinnen?
Ich wünsche mir Zivilcourage. Sensibilisiert euch für Anliegen der Schwarzen Community, reflektiert. Besucht Veranstaltungen von Schwarzen.
Sheeko Ismail, Gründungsmitglied des Black Story Month
Der Black Story Month bietet ein vielfältiges Programm wie eine Lesung in der Bremer Stadtbibliothek oder auch die Veranstaltung in der Bremer Kunsthalle am 13. Februar um 18 Uhr zur Frage "Wie kuratiert man antirassistisch".
Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 3. Februar, 19.30 Uhr