Fragen & Antworten
Wie sich Bremer Urlauber vor einem Bettwanzen-Befall schützen sollten
Paris plagt ein Bettwanzen-Befall – und der könnte im Gepäck aus dem Urlaub bis nach Bremen reisen. Eine Bremer Schädlingsbekämpferin gibt Tipps.
Anfang Oktober kursieren in den Sozialen Medien Bilder von Bettwanzen – aus der Pariser Metro, dem Hotel, vermeintlich dem Kino. Videos zeigen Matratzen mit Bettwanzenkot die vor Pariser Wohnungen am Straßenrand liegen. Das Thema schaffte es schließlich auf die politische Agenda der französischen Nationalversammlung. Und in Bremen sind Herbstferien.
In Deutschland galten die blutsaugenden Spinnentiere lange als ausgerottet. Seit mehreren Jahrzehnten breiten sie sich aber wieder aus. Ein Grund: Die Menschen reisen mehr, aber auch der Handel mit Gebrauchtwaren kann Bettwanzen verbreiten. Die Wanzen seien gegen viele Insektizide, mit denen man sie bekämpft, resistent geworden, erklärt das Bundesumweltamt.
Aber was bedeutet die aktuelle Situation in Frankreich für Bremen? Eine Bremer Kammerjägerin gibt Antworten.
Was sind Bettwanzen?
Bettwanzen sind stecknadelkopfgroße Tiere und werden deshalb oft übersehen. Bei Reisen können sie also als blinder Passagier mitgebracht werden. Zuhause fühlen sich die höchstens 8,5 Millimeter großen Tiere besonders auf Matratzen wohl, da sie dort Menschen nah sind, deren Blut sie als Nahrung bevorzugen. Auch können sie auf Stoffmöbeln vorkommen oder auf gepolsterten Sitzen, beispielsweise in der Bahn.
Die Tiere verbreiten sich schnell, da sie sich in nur wenigen Tagen fortpflanzen, schreibt die Bremer Schädlingsbekämpfung GmbH auf ihrer Internetseite zum Thema "Bettwanzen".
Wie vermeide ich es, Bettwanzen aus dem Urlaub mitzubringen?
Am besten prüft man das Hotelzimmer auf Bettwanzen oder deren Kot. Der Koffer sollte im Hotel nicht direkt am Bett gelagert werden, sagt Marie Deicke. Sie ist Kammerjägerin bei der JamiroTec Schädlingsbekämpfung GmbH in Bremen.
Den Koffer sollte man in der Badewanne oder Dusche lagern. Die Schädlinge können die glatten Wände nicht hochkrabbeln.
Marie Deicke, Bremer Kammerjägerin
Gibt es extra Kofferablagen kann man diese nutzen.
Wie macht sich ein Bettwanzen-Befall bemerkbar?
Bettwanzen können gerötete Stiche am Körper hinterlassen, die einen starken Juckreiz auslösen. Sie stechen normalerweise an den Armen und den Körperteilen, die nicht von Kleidung bedeckt sind. Sie sind wenige Millimeter bis einige Zentimeter groß und können auch als Reihe von Stichen auftreten. Die Tiere beißen nachts. Aber nicht immer deuten Stiche auch auf die Wanzen hin, sagt Marie Deicke. Bei einer Vermutung sollte man auf die Spurensuche gehen.
Neben Kotspuren können auch Blutflecken auf dem Laken zu finden sein. Die kleinen Tiere entdeckt man meist erst durch die aktive Suche, nachdem man Kot- oder Blutspuren gefunden hat. Sie können sich in sehr schmale Lücken verkriechen.
Was mache ich bei einem Bettwanzen-Befall?
Bei einem Befall gilt es einen professionellen Schädlingsbekämpfer zu engagieren. Schädlingsbekämpfer können die Insekten und ihre Häutungsreste eindeutig identifizieren. Will man das Problem selbst lösen, können sich die Schädlinge im schlimmsten Fall weiter ausbreiten, erklärt die Kammerjägerin. Bettwanzen sind hartnäckig und können bis zu sechs Monate ohne Nahrung überleben.
Waschbares sollte über 60 Grad so lange und so heiß wie möglich gewaschen werden, dann sterben die Bettwanzen und deren Eier in den Stoffen ab, erklärt Marie Deicke. Beim Verdacht auf Bettwanzen solle man nicht in Panik geraten – Abzocker würden dies ausnutzen und überteuerte Hausbesuche mit Mitteln ohne Wirkung machen. Marie Deicke empfiehlt: Die Verbände "Deutscher Schädlingsbekämpfer Verband" (DSV) und "Verein zur Förderung ökologischer Schädlingsbekämpfung“ (Vfös) verfügen über Mitgliederlisten, die nach der Postleitzahl sortiert sind. Dort gelistete Kammerjäger sind auf ihre Seriösität geprüft.
Wie ist die aktuelle Situation in Bremen?
Dass es in Bremen vermehrt Fälle von Bettwanzen gibt, ist dem Bremer Gesundheitsressort nicht bekannt. Auch gehen aktuell keine vermehrten Meldungen über Bettwanzenbefall ein. Allerdings übertragen die krabbelnden Tiere nach jetzigem Kenntnisstand keine Krankheiten, deshalb sei der Befall auch nicht meldepflichtig. Wie die aktuelle Situation in Bremen aussieht, ist also unklar.
Dass Bettwanzen weltweit zunehmen, bestätigt der Biologe Björn Kleinlogel. Trotz der Situation in Paris, nehmen die Anrufe wegen dem Verdacht auf Bettwanzen in Bremen laut Marie Deicke aktuell jedoch nicht zu. Auch das Bundesumweltamt erklärt, durch die Situation in Frankreich würde der Bettwanzen-Befall hier nicht zwingend zunehmen.
Wir haben es hier mit einem Phänomen der erhöhten Medienaufmerksamkeit zu tun, das durch soziale Netzwerke ausgelöst wurde. Das bedeutet nicht, dass es in Frankreich kein Bettwanzenproblem gibt. Es hat aber nicht plötzlich einen Befallsausbruch gegeben, sondern vor allem eine rasant gestiegene öffentliche Wahrnehmung des Problems.
Umweltbundesamt
Dieses Thema im Programm: Bremen Vier, Der Morgen, 5. Oktober 2023, 06:40 Uhr.