Interview
Warum Blutspenden auch unter Hunden Leben retten können
Blut spenden kann nicht nur Menschen helfen. Am Samstag findet in der Tierklinik Posthausen eine Typisierungsaktion für Hunde statt. Doch nicht jedes Tier darf spenden.
Nicht nur Menschen, sondern auch Hunde können im Laufe ihres Lebens auf eine Blutspende angewiesen sein. Damit Tierärzte schnell wissen, welcher Vierbeiner als Spender infrage kommt, will die Tierklinik Posthausen ihre Kartei auffrischen. Am Samstag, 12. Oktober, können Besitzer ihre Tiere dort kostenlos testen und typisieren lassen.
Für eine Spende müssen die Hunde bestimmte Voraussetzungen erfüllen. Julia Neumann gehört zur Klinikleitung in Posthausen und erklärt im Interview, in welchen Situationen Hunde eine Spende benötigen und wie diese abläuft. Der Anreiz: Die Vierbeiner bekommen dafür einen kostenlosen Gesundheitscheck.
Frau Neumann, in welchen Situationen sind Hunde denn auf Blutspenden angewiesen?
Wir sind in Posthausen eine Notfallklinik und haben deswegen sehr viel mit Notfällen und auch mit Überweisungen von den umliegenden Haustierärzten zu tun. Deshalb haben wir häufig schwerkranke Patienten, die zum Beispiel einen Autounfall hatten und dann durch starke Blutungen sehr viel Blut verlieren.
Oder es gibt eben auch eine ganze Fülle an internistischen Erkrankungen, die zu einer Blutarmut führen können. Zum Beispiel, weil der Körper seine eigenen roten Blutzellen zerstört. Und auch das sind häufig Patienten, die dann eine Blutspende brauchen.
Wie viele Hunde brauchen so eine Spende?
Das ist insgesamt schwer zu sagen. Bei den Patienten, die wir haben, ist es natürlich so, dass die Schwerkranken konzentrierter sind.
Blutspenden kommen bei uns schon etwas häufiger vor. Wir haben das mitunter schon einmal pro Woche. Manchmal kommt es auch nur alle drei bis vier Wochen vor. Aber es ist schon etwas, was wir regelmäßig machen.
Julia Neumann, Tierärztin
Wie kann man sich eine Blutspende beim Hund vorstellen?
Im Endeffekt funktioniert das ähnlich wie beim Menschen. Hunde haben auch verschiedene Blutgruppen, aber im Gegensatz zum Menschen hat der Hund keine natürlichen Antikörper. Wenn ein Hund also noch nie eine Blutspende bekommen hat, dann könnte er theoretisch beim ersten Mal eine Spende mit einer Blutgruppe bekommen, die nicht seine eigene ist.
Wenn er aber einmal Blut mit fremder Blutgruppe bekommen hat, dann bildet er Antikörper. Das heißt, beim zweiten Mal darf das nicht mehr passieren. Dann muss er eine passende Spende bekommen. Wir versuchen natürlich trotzdem, immer mit der gleichen Blutgruppe zu spenden, um das Risiko so gering wie möglich zu halten.
Beim Hund gibt es zwei Blutgruppen: DEA 1.1 positiv und DEA 1.1 negativ. Darauf testen wir sowohl den Patienten, der die Spende erhält, als auch den Hund, der das Blut spendet. Wir bestimmen dann immer die Blutgruppe, so dass wir im besten Fall am Ende die Spende mit der passenden Blutgruppe durchführen können.
Welche Voraussetzungen muss ein Hund erfüllen, um Blut zu spenden?
Er sollte natürlich möglichst gesund sein. Vom Alter her sollte er mindestens ein Jahr alt sein, also ausgewachsen. Und dann ziehen wir die Grenze bei acht Jahren. Denn je älter der Hund ist, desto größer ist die Gefahr, dass er irgendwelche Krankheiten hat. Vom Gewicht her ist es wichtig, dass er möglichst groß ist, denn je größer der Hund ist, desto mehr Blut kann er spenden. Die Patienten sollten also mindestens 20 Kilo wiegen.
Ein Ausschlusskriterium sind für uns auch Hunde, die im südlichen Ausland waren, weil es dort bestimmte Bluterkrankungen gibt, die durch Zecken oder Mücken übertragen werden können. Wir wollen nicht das Risiko eingehen, diese Krankheiten durch eine Blutspende auf andere Hunde zu übertragen. Trächtige Hündinnen sind ebenso ausgeschlossen wie Hündinnen, die bereits Welpen zur Welt gebracht haben.
Wie oft darf ein Hund denn Blut spenden?
Wenn wir eine Spende abnehmen, sind das ungefähr zehn Milliliter pro Kilogramm Körpergewicht. Das heißt, wenn der Hund 40 Kilo wiegt, dann kann er ungefähr 400 Milliliter Blut spenden. Das Blut muss dann erst mal vom Körper wieder nachgebildet werden und deshalb sagen wir, dass ein Hund nicht mehr als zwei oder drei Mal im Jahr Blut spenden sollte.
Welche Risiken oder Nebenwirkungen können bei einer Blutspende für den spendenden Hund auftreten?
Vom Vorgang her wird das Blut an der großen Halsvene abgenommen, weil man da am besten relativ schnell eine große Blutmenge abnehmen kann.
Im schlimmsten Fall kann es an der Einstichstelle zu Rötungen oder auch mal zu einer Entzündung kommen. Das versuchen wir durch eine möglichst sterile Vorbereitung der Entnahme zu vermeiden.
Julia Neumann, Tierärztin
Es kann aber auch sein, dass die Hunde ein bisschen zappelig sind und deswegen die Nadel verrutscht, was zu einem kleinen Bluterguss führen kann. Bei Patienten, die gar nicht mitmachen, machen wir das auch mal in Narkose, wenn die Besitzer einverstanden sind. Aber in der Regel geht das sehr gut wach.
Welche Vorteile hat es für Hundebesitzer, wenn sie ihren Hund als Spender registrieren lassen?
Am Tag der Typisierung bekommt man einen kostenlosen Gesundheitscheck für das Tier. Wir machen einmal eine komplette Allgemeinuntersuchung und bestimmen die Blutgruppe.
Wenn die Hunde als Spender zum Einsatz kommen, nehmen wir einmal Blut ab und machen eine Blutuntersuchung. Auch das ist für die Besitzer kostenlos. Die Hunde, die gespendet haben, bekommen ein kleines Dankeschön in Form von Futter oder einem Spielzeug. Und im besten Fall haben wir natürlich ein Leben gerettet.
Quelle: buten un binnen.
Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 12. Oktober 2024, 19:30 Uhr