Marineschule Bremerhaven hat neuen Namen – wer war Admiral Brommy?
Aus "Marineschule Bremerhaven" wird "Admiral Brommy Kaserne" – zu Ehren des ersten Oberbefehlshabers der Reichsflotte an dessen 220. Geburtstag. Eine Spurensuche.
Brake hat eine und Bremerhaven, Oldenburg und Wilhelmshaven auch, sogar Berlin – eine Brommystraße. In Bremen gibt es einen Brommy-Platz. Und in Bremerhaven wird nun die Marine-Operationsschule in "Admiral-Brommy-Kaserne" umbenannt. Aber: Wer genau war das und warum heißen Straßen, Plätze und Kasernen nach dem Mann? Die Spurensuche beginnt in der Brommystraße in Bremerhaven-Geestemünde.
Die Brommystraße ist eine kleine Seitenstraße mit Kopfsteinpflaster. Eine getigerte Katze guckt misstrauisch aus einer Erdgeschosswohnung aufs Trottoir. Das Straßenschild gibt keine Erklärung zum Namenspatron. Aber vielleicht kann ein Mann weiterhelfen, der im Unterhemd aus dem Fenster seiner Hochparterre-Wohnung lehnt und eine Zigarette raucht.
Brommy: manchen bekannt, anderen egal
Also: Wer war Brommy? "Das weiß ich nicht", sagt der Anwohner. "Das ist uninteressant für mich." Und der ältere Herr mit dem karierten Regenschirm? "Brommy, das war ein Admiral – das weiß man einfach, wenn man in Geestemünde wohnt." Eine, die noch viel mehr über Brommy weiß, ist Ruth Schilling, die Direktorin des Deutschen Schifffahrtsmuseums (DSM) in Bremerhaven.
Admiral Brommy war der erste Oberbefehlshaber der ersten, der allerersten deutschen Marine. Das heißt, 1849 hat die damalige Nationalversammlung eine Marine installiert, die sich im Konflikt mit Dänemark bewähren sollte.
Ruth Schilling, DSM-Direktorin
Im Jahr zuvor, 1848, hatte die Revolution von Frankreich aus auf den Deutschen Bund übergegriffen und in den deutschen Fürstentümern die alte Ordnung umgestürzt. Die provisorische Regierung in Frankfurt stand im Krieg mit Dänemark um die Vorherrschaft in Schleswig-Holstein und sah sich gezwungen, eine Flotte aufzubauen. Den Auftrag dafür bekam Karl Rudolf Brommy – für den das eine Herzensangelegenheit gewesen sei, erzählt Schilling.
Wie Bromme zu Brommy wurde
Brommy habe sich gezielt für den Job ins Gespräch gebracht. Im März 1849 wurde er Oberbefehlshaber der Nordseeflotille, die in Brake an der Unterweser stationiert war. Über die nötige Erfahrung verfügte er – immerhin hatte Brommy zuvor schon im jungen Nationalstaat Griechenland in der Marine gearbeitet, als Offizier und im Marineministerium.
Es ist einfach die Nationalstaatswerdung, auf die ganz Europa ganz fasziniert guckt, und auch gerne unterstützt. Insofern war Griechenland zu der Zeit ganz kosmopolitisch und ein Schauplatz für viele Europäer, die sich da engagiert haben, unter anderem auch er.
Ruth Schilling, DSM-Direktorin
Ursprünglich kam Brommy aus Sachsen, 1804 wurde er in der Nähe von Leipzig geboren, und eigentlich hieß er auch gar nicht Brommy, sondern Bromme. Einer von vielen Sachsen und Thüringern in der deutschen Seefahrt sei er gewesen, erzählt Schilling. Nach seiner Navigationsausbildung in Hamburg fuhr er unter anderem auf amerikanischen Handelsschiffen – und aus seinem deutschen Namen Bromme wurde das amerikanischer klingender "Brommy". Oberbefehlshaber der deutschen Flotte blieb er nicht lange.
Das war so kurzlebig wie leider viele politische Träume, die mit 1848 verbunden waren.
Ruth Schilling, DSM-Direktorin
Brommys Flotte nur einmal im Gefecht
Nur ein einziges Seegefecht – gegen die Dänen – bestritt Brommys Flotte. Nach dem Ende der Revolution und der Wiederherstellung des Deutschen Bundes wurde sie ab 1852 aufgelöst. Im preußischen Ständestaat hatte man für Brommy keine Verwendung – er war nicht adelig, vielleicht hing ihm auch noch das Etikett der Revolutionszeit an? 1860 starb er in Bremen-Burglesum.
Die Nationalsozialisten vereinnahmten Brommy später für sich. Eine Kaserne in Brake und ein Räumboot wurden nach ihm benannt, seine Figur spielte eine Rolle in einem Propagandafilm von 1941, in Oldenburg trug ein Lokal der SA seinen Namen. Möglicherweise eignete sich Brommys Person dafür, weil er damals schon nicht mehr breit bekannt war und man viel in ihn hineinprojizieren konnte, vermutet Schilling, eine erfundene Tradition. Brommy biete aber heute gerade vor dem Hintergrund der zeitpolitischen Umstände viele Anknüpfungspunkte, findet sie – etwa: wie man Demokratie und Marine verbinde.
Insofern finde ich es eigentlich gut und wichtig, dass man mit seiner Person an diese Anfänge der deutschen Marine erinnert, die sonst komplett überlagert wird, durch die Kaiserzeit und auch durch die beiden Weltkriege und die damit verbundenen Erinnerungskulturen.
Ruth Schilling, DSM-Direktorin
Darum geht es auch bei der Umbenennung der Kaserne heute – man wolle nicht nur Brommy als Oberbefehlshaber der ersten Reichsflotte von 1848 ehren, sondern die Verbundenheit mit den Idealen von Freiheit und Einheit zum Ausdruck bringen, teilt die Marine mit.
Quelle: buten un binnen.
Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 10. September 2024, 19:30 Uhr