Letzter Groschen gefallen: Telekom schaltet Bremens Telefonsäulen ab
Seit dieser Woche können Bremerinnen und Bremer nicht mehr an öffentlichen Münztelefonen telefonieren. Damit endet das Zeitalter der Telefonzelle – zumindest fast.
In 160.000 Telefonzellen klimperten deutschlandweit einst die Münzen. In Bremen dürften es, dem Bevölkerungsanteil entsprechend, in den 1990er Jahren noch rund 13.000 gewesen sein. Erst Groschen und Pfennige, seit der Jahrtausendwende auch Euro und Cent.
Während das eingeworfene Geld herunterzählte, mussten sich nicht nur Bremerinnen und Bremer stets kurzfassen: "Wir sind gut angekommen", "Ich vermisse dich", "Denkst du an die Katze?" und vor allem, "Mein Geld ist gleich alle", waren Standardsätze – bevor das Gespräch mit einem Klimpern und Klötern im Telefonkasten abbrach.
Das Ende dieser Zeit kam im Vergleich dazu eher leise. Seit den 1990er Jahren haben Handys von Unternehmen wie Motorola, Nokia, später Samsung und schließlich Apple die Telefonzellen ersetzt. Die letzte in Deutschland wurde bereits 2018 abgebaut.
Was bis heute bleibt, sind die magentafarbenen Säulen, die von der Telekom betrieben werden. 12.000 sind es dem Konzern zufolge bundesweit, rund 100 dürften es noch in Bremen sein. So genau weiß das niemand – nicht mal die Telekom.
Nutzung geht gegen Null
"Die Nutzung der öffentlichen Telefonie geht gegen Null", sagt eine Telekom-Sprecherin auf Nachfrage von buten un binnen. Es gebe rund 3.800 Standorte, an denen im letzten Jahr kein einziges Gespräch geführt worden sei.
Wenige Euro Umsatz im Monat stünden in keinem Verhältnis mehr zu Betriebskosten, Standmiete, Reinigung und der Beseitigung von Schäden, die auch durch Vandalismus und Diebstahl entstünden. "Darüber hinaus ist die Beschaffung von Ersatzteilen immer schwieriger", sagt die Sprecherin.
Deshalb will der Konzern die letzten "Telefonstellen", wie sie offiziell heißen, nun endgültig abschalten. Für die Münzfunktion gilt das seit dieser Woche. Nur das bargeldlose Zahlen wird voraussichtlich noch bis Ende Januar 2023 möglich sein. Dann ist auch damit Schluss.
Neues Gesetz ermöglicht Abschaltung
Einsprüche dagegen muss die Telekom nicht befürchten. Denn seit der Änderung des Telekommunikationsgesetzes Ende 2021 ist sie als Grundversorger nicht mehr verpflichtet, den Bestand öffentlicher Telefonstellen zu erhalten. Zuvor musste der Konzern stets die betroffene Kommune befragen, wenn sie eine Steele abbauen wollte. Das war allerdings schon bisher eine Formalie. In Bremens Verwaltung wird nicht einmal eine Liste der abgeschalteten Telefone geführt.
So ganz werden die Säulen aber wohl auch in Bremen nicht verschwinden. Denn die Telekom plant, bundesweit rund 3.000 von ihnen als sogenannte "Small Cells", also kleine Antennen für die Verbesserung des örtlichen Mobilfunks, weiter zu nutzen. Für Bremen dürften das rund 25 sein.
Sammler, die noch auf der Jagd nach alten Telefonzellen sind, kommen hingegen schon jetzt zu spät. "Es gibt keine Telefonhäuschen mehr bei uns zu kaufen", sagt eine Telekom-Sprecherin auf Nachfrage.
Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 21. November 2022, 19:30 Uhr