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Wie sich die Kosten für einen Heimplatz in Bremen zusammensetzen
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Fast 3.500 Euro kostet ein Platz in einem Pflegeheim in Bremen pro Monat: Bremens Heime sind damit bundesweit die teuersten. Woran liegt das?
Wer in Bremen einen Platz in einem Pflegeheim bezahlen muss, muss ganz schön tief in die Tasche greifen: Die Kosten liegen hierzulande rund 500 Euro über dem Bundesdurchschnitt. buten un binnen erklärt, wie sich diese zusammensetzen, was die Pflegekasse zahlt und wieso der Heimaufenthalt "günstiger" wird, je länger man dort lebt.
Wie setzen sich die Kosten für Pflegeplätze im Heim genau zusammen?
Man unterscheidet bei den Kosten für das Leben im Heim zwischen fünf wesentlichen Posten, wie die Verbraucherzentrale erklärt. Die meisten Kosten fallen üblicherweise für das pflegende und betreuende Personal an. Laut Verband der Ersatzkassen (vdek) Bremen ist dieser Posten in Bremen besonders hoch, da das Personal hier aufgrund der tariflichen Bindung mehr verdient als andernorts in Deutschland.
Den zweiten Posten bilden die Kosten für Verpflegung und Unterkunft, umgangssprachlich auch "Hotelkosten" genannt. Die Investitionskosten, volkstümlich mitunter als "Kaltmiete" bezeichnet, fallen für Maßnahmen zur Instandhaltung des Gebäudes oder auch für Umbau- und Ausbaumaßnahmen an.
Unter dem Stichwort "Ausbildungskosten" verbirgt sich der Umstand, dass sich die Heimbewohnerinnen und Heimbewohner an den Kosten für die Ausbildung von Pflegekräften beteiligen. Darüber hinaus können – je nach individueller Vereinbarung – Kosten für Zusatzleistungen anfallen, etwa für die Reparatur von Kleidungsstücken, für aufwändige Frisuren oder auch dafür, dass Heimbewohner oder Heimbewohnerinnen für private Feiern einen Raum im Heim mieten.
Kostenfaktoren für die Pflege im Heim
Was zahlt die Pflegekasse?
"Pflegebedürftige der Pflegegrade 2 bis 5 haben Anspruch auf Pflege in vollstationären Einrichtungen", heißt es im Sozialgesetzbuch. Pflegegrade, früher Pflegestufen, geben an, wie pflegebedürftig jemand ist. Pflegegrad 1 steht laut vdek für eine "geringe Beeinträchtigung der Selbständigkeit", Pflegegrad 5 für eine "schwerste Beeinträchtigung der Selbständigkeit mit besonderen Anforderungen an die pflegerische Versorgung". Wem welcher Pflegegrad zuzuordnen ist, stellt der Medizinische Dienst (MD) im Auftrag der Pflegekassen fest.
Im Sozialgesetzbuch ist geregelt, in welchem Umfang die Pflegekasse finanziell unterstützt – die entsprechenden Sätze passt der Bund regelmäßig an die Inflation an: Seit Jahresanfang sind es:
- 770 Euro bei Pflegegrad 2
- 1.262 Euro bei Pflegegrad 3
- 1.775 bei Pflegegrad 4
- 2.005 bei Pflegegrad 5
Dabei handelt es sich um Zuschüsse durch die Kassen, die vollständigen Kosten der Pflege decken sie nicht ab. Das heißt: Die Bewohnerinnen und Bewohner müssen einen Eigenanteil zu ihrer Pflege tragen. Dieser Anteil ist laut Verbraucherzentrale für alle Bewohnerinnen und Bewohner eines Heims gleich – man spricht deshalb vom "einrichtungseinheitlichen Eigenanteil (EEE)". Der EEE soll verhindern, dass sich Heimbewohner wegen steigender Kosten sorgen müssen, wenn sie aufgrund zunehmender Pflegebedürftigkeit höhere Pflegegrade bekommen.
Wichtig zu wissen: In den EEE fließen auch die Ausbildungskosten ein, die eine Pflegeeinrichtung für seine Azubis hat und die die Bewohner anteilig mittragen. Der EEE ist von Heim zu Heim unterschiedlich hoch. Jeder Träger handelt ihn, je nach Kostenstruktur, selbst mit den Krankenkassen aus. In Bremen liegt er derzeit bei durchschnittlich 1.754 Euro. Das sind rund 470 Euro mehr als im Vorjahr.
So haben sich die Kosten in Bremer Heimen entwickelt
Wieso wird das Leben im Heim für die Bewohnerinnen und Bewohner im Laufe der Jahre günstiger?
Neben den Sachkosten zahlt die Pflegekasse seit Januar 2022 Heimbewohnern auch einen so genannten "Leistungszuschlag" zu den Pflege- und Ausbildungskosten. Dieser Zuschlag fällt umso größer aus, je länger ein Bewohner oder eine Bewohnerin im Heim lebt. Konkret beträgt der Zuschlag laut Verbraucherzentrale derzeit:
- 15 Prozent des Eigenanteils an den Pflegekosten in den ersten zwölf Monaten im Heim
- 30 Prozent nach zwölf Monaten
- 50 Prozent nach 24 Monaten
- 75 Prozent nach 36 Monaten
Wie die Kosten mit der Dauer des Heimaufenthalts sinken
Wie könnte der Staat die Bewohnerinnen und Bewohner der Pflegeheime entlasten?
Die Übernahme der Investitionskosten durch die Länder – wie sie der Verband der Ersatzkassen (vdek) fordert – brächte eine direkte Entlastung der Pflegebedürftigen und ihrer Angehörigen. Laut vdek machen die Investitionskosten in Bremen 605 Euro monatlich aus. Auch die Ausbildungskosten in Höhe von 169 Euro in den Personalkosten des EEE müssten laut vdek herausgerechnet und von den Ländern übernommen werden.
Darüber hinaus fordern die Ersatzkassen eine grundsätzliche Reform, um die doppelte Belastung der Pflegebedürftigen durch steigende Eigenbeteiligung und steigende Beiträge in die Pflegeversicherung zu mindern.
Was kann man machen, wenn man sich die Pflege im Heim aus eigenen Mitteln nicht leisten kann?
Wer sich ein Heim nicht leisten kann, kann Hilfe vom Staat bekommen. Der Verband der Ersatzkassen und die Verbraucherzentrale raten Betroffenen, zunächst zu klären, ob sie einen Anspruch auf Wohngeld haben. Wer keinen Anspruch auf Wohngeld habe, dem stehe "Hilfe zur Pflege" durch das Sozialamt zu. Kinder, die mehr als 100.000 Euro Jahreseinkommen erzielen, sind unter Umständen dazu verpflichtet, Unterhalt für ihre Eltern zu zahlen.
Wie ist die Situation in der Altenpflege in Bremen?
Quelle: buten un binnen.
Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Nachrichten, 6. Februar 2025, 6 Uhr