Erlebbar in Bremerhaven: So wird unser Leben ohne Öl, Gas und Kohle
Eine neue Klimahaus-Ausstellung gibt Einblicke in die Forschung zur Energiewende. Dabei können Besuchende interaktiv erfahren, was die Energie-Revolution konkret bedeutet.
Energiewende – dieses zukunftsweisende Thema fehlt momentan in kaum einer Nachrichtensendung. Aber wie könnte die Wende weg von Erdöl, Kohle und Gas überhaupt aussehen? Genau dieser Frage widmet sich nun die neue Ausstellung "Power2Change – Mission Energiewende" im Klimahaus Bremerhaven. Ein Besuch vor Ort.
Zu Beginn der Ausstellung heißt es: Einchecken und das Chip-System aktivieren, das Besuchende durch die Ausstellung begleitet. "Es geht darum, was denke ich eigentlich über die Energiewende?", erklärt die wissenschaftliche Ausstellungsleiterin Susanne Nawrath. Die Schau solle klarmachen, dass große Herausforderungen bevorstehen, die aber auch lösbar seien und auch schon aktiv gelöst würden – und, dass viel wissenschaftliches Know-How drinstecke.
Vier interaktive Stationen zur Energiewende
"Power2Climate" ist in vier interaktive Medienstationen aufgeteilt, die verschiedene Wege für die Energiewende in Industrie, Wirtschaft und Verkehr zeigen. "Vernetzen" behandelt die notwendige Infrastruktur für den Transport erneuerbarer Energien. "Verteilen" informiert, wie Energie gespeichert und Industrie effizienter werden kann. "Verwerten" zeigt, dass Abgase auch sinnvoll genutzt und als Rohstoffe weiterverwendet werden können. "Verwandeln" widmet sich klimaneutralem Transport für Waren und Personen. In jedem Bereich können Besuchende per Chip über den gewünschten Weg in die Klimaneutralität abstimmen.
"Wir fangen immer an mit einem Exponat, an dem man rumspielen kann", sagt Nawrath. Los geht es mit einer kleinen Anlage mit drei Hebeln. Dahinter Bildschirme mit Zahnrädern, die für Stahl-, Zement- und Chemieindustrie stehen. Hebel ziehen heißt: Verzicht auf Kohle, Gas und Öl. Drehen sich die Zahnräder weiter?
Wenn man die Stahlindustrie auf einen Betrieb ohne fossile Brennstoffe einstellt, wird tatsächlich kein CO2 mehr frei. Macht man das in der Zementindustrie, wird zwar weniger CO2 frei – aber es wird immer noch CO2 frei. Das lässt sich nicht vermeiden. Lässt man in der chemischen Industrie fossile Brennstoffe weg, passiert gar nichts mehr. Dann kann sie nicht mehr arbeiten.
Susanne Nawrath, Wissenschaftliche Ausstellungsleiterin, Klimahaus Bremerhaven
Abgase sinnvoll nutzen
Nun gilt es, diese unvermeidlichen Abgase zu nutzen, um daraus neue Rohstoffe entstehen zu lassen. "Zum Beispiel Methanol, das braucht man für Frostschutzmittel, aber auch für Matratzen", erklärt Nawrath und fährt fort: "Ethanol für Parfüm und Deo, Propanol für Autolacke aber auch Trockenshampoo."
Auf einem Schreibtisch können die Besuchenden digital Menschen kennenlernen, die zur Energiewende forschen: Woran forschen sie und was treibt sie an, was beschäftigt sie aber auch persönlich? Und das nicht ohne Hintergedanken, sagt Nawrath: "Vielleicht begeistert das ja junge Menschen sich auch zu überlegen in die Forschung zu gehen."
Energiewende: Kraftanstrengung, aber möglich
Und Forschungsobjekte gibt tatsächlich es einige zu sehen. Teils können sie sogar mithilfe eines Tablets animiert werden. Aber nicht nur schauen, klicken und hören ist möglich. "Man kann zum Beispiel auch sehen wie anstrengend es ist Strom zu erzeugen", erklärt Nawrath. Und zwar mit Handarbeit und einer Kurbel. Dabei wird deutlich, wie hoch die Gesamtstromerzeugung in Deutschland im Vergleich ist. "Wenn es so einfach wäre, würden wir es ja auch anders machen."
Spätestens am Ende von "Power2Change" ist klar: Für die Energiewende ist eine Kraftanstrengung nötig. Doch die Ausstellung lässt Besuchende nicht deprimiert zurück. Vielmehr zeigt sie auf: Die Mission ist machbar und das auf verschiedenen Wegen. Welcher dabei der persönliche Favorit ist, das lässt sich jetzt interaktiv im Klimahaus Bremerhaven herausfinden.
Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Der Morgen, 18. Januar 2023, 6:40 Uhr