Wieso ein Bremer Supermarkt eine stille Stunde einführt
Der Edeka im Weserpark führt als erster Supermarkt in Bremen die "Stille Stunde" ein. Das Angebot soll reizempfindlichen Menschen das Einkaufen erleichtern.
Eine Stunde einkaufen ohne Durchsagen, ohne Hintergrundmusik und ohne Piepsen der Scanner an den Kassen. Das geht ab sofort jeden Mittwoch von 8 bis 9 Uhr im Edeka im Weserpark. In dieser Stunde wird nicht nur auf Musik verzichtet, sondern auch das Einräumen der Regale wird leise gestaltet oder fällt ganz weg. Das Geschäft ist der erste Supermarkt in Bremen, der die sogenannte Stille Stunde einführt.
Das Angebot der "Stillen Stunde" richtet sich vor allem an Menschen, die sich durch akustische Reize im Alltag belastet fühlen. Für Menschen mit Autismus, ADHS oder Hochsensibilität kann ein Einkauf eine besondere Herausforderung darstellen. Der Leiter des Supermarkts hofft, diesen Menschen damit ein erleichtertes Einkaufserlebnis bieten zu können. Aber auch bei anderen Einkäufern kommt das Angebot gut an. Sie freuen sich über die Stille.
Für Marktleiter Rainer Ehme ist die "Stille Stunde" eine Herzensangelegenheit. Eine Stammkundin habe ihn auf das Angebot hingewiesen.
Wir möchten Menschen mit reizempfindlichen Symptomen eine Plattform bieten. Damit sie bei uns einkaufen können.
Rainer Ehme, Marktleiter Edeka center Weserpark
Angebot soll Menschen mit Autismus das Einkaufen ermöglichen
Auch Ria Pleister und Imke Leiß vom Verein Autismus Bremen begrüßen die "Stille Stunde". Sie wissen, dass Supermärkte für manche Menschen ein Albtraum sein können.
Für Menschen auf dem Autismus-Spektrum kann das Einkaufen schnell zu einer kompletten Überforderung führen.
Imke Leiß vom Verein Autismus Bremen
Viele Menschen, die sie mit ihrem Verein begleiten, würden solche Situationen eher vermeiden. Manche würden mittlerweile sogar komplett auf das Einkaufen verzichten, weil sie sich dieser Reizflut nicht aussetzen können, erzählt Imke.
Dieses Dilemma betreffe aber nicht nur Menschen auf dem Autismus-Spektrum, fügt Ria hinzu. Auch Menschen mit ADHS seien betroffen. Und auch darüber hinaus gebe es noch viele andere Menschen, für die so eine Reizüberflutung eine Belastung darstelle.
Gibt es jetzt öfter eine "Stille Stunde"?
Die Mitarbeiter des Edeka-Marktes wollen auch über die "Stille Stunde" hinaus versuchen, die Lautstärke beim Ein- und Ausräumen zu minimieren. Auch sie genießen die Ruhe.
Die Kundinnen und Kunden wünschen sich bereits eine Ausweitung des Angebotes. Eine Stunde pro Woche reiche nicht, finden auch Ria und Imke. Sie wünschen sich eine "Stille Stunde" in den Abendstunden, da berufstätigen Menschen dieses Angebot bisher nicht wahrnehmen können.
Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 18. November 2023, 19:30 Uhr