Fragen & Antworten

Immer weniger Deutsche spenden — doch wie sieht es in Bremen aus?

Ein Spendenformular mit Münzen
Die Spendenbereitschaft ist gesunken. Bild: dpa

Hat 2007 noch jeder dritte Deutsche gespendet, ist es inzwischen nur noch jeder fünfte. Für den Rückgang der Spendenbereitschaft gibt es mehrere Gründe.

In den ersten drei Quartalen 2023 ist die Zahl der Geldspender so niedrig gewesen wie lange nicht. Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage des Deutschen Spendenrates. Seit 2005 habe es demnach noch nie so wenige Spender gegeben wie dieses Jahr: Rund 14 Millionen Privatleute ab zehn Jahren unterstützten gemeinnützige Organisationen, Hilfs- sowie Wohltätigkeitsorganisationen und Kirchen. Vergangenes Jahr waren es im gleichen Zeitraum noch rund zwei Millionen Spenderinnen und Spender mehr gewesen.

Gilt der Rückgang auch für Bremen?

Dass die Spendenbereitschaft eher abgenommen habe, bestätigen auch die Malteser in Bremen und Bremerhaven. Mariella Gabriel, Leiterin für Flüchtlingshilfe und soziales Ehrenamt in Bremen und Bremerhaven, beschreibt zwei Entwicklungen: Einerseits sei zwar das Engagement im Bereich der Ukraine-Hilfe groß gewesen, da habe sie sehr viel Empathie gespürt. Auf der anderen Seite sei die generelle Bereitschaft, für die Flüchtlingshilfe zu spenden, seit 2015 eher gesunken.

Die Bremer Tafel zieht hingegen ein positives Fazit für 2023. Ein Mitarbeiter berichtet, dass die Spendenbereitschaft in Form von Geld seinem Empfinden nach in den letzten Jahren eher zugenommen hat.

Wie lässt sich das allgemeine Abnehmen der Spendenbereitschaft erklären?

Religiöse Gründe waren lange das Hauptmotiv für Spenden. Da die Religiosität abnimmt, nimmt auch die Spendenbereitschaft ab, erklärt Burkhard Wilke vom Deutschen Spendenrat. Lars Kolan, Leiter der Geschäftsstelle des deutschen Spendenrates, vermutet eine Krisenmüdigkeit. Trotz eines Rückgangs der Personen, die spenden, gibt ein Spender im Durchschnitt aber immer noch sieben Mal jährlich eine Spende ab. Auch die Inflation spielt eine Rolle, erklärt Daniel Rahaus, Gründer der Spendenplattform Neopol.

Spenden muss man sich immer mehr leisten können.

Daniel Rahaus, Gründer der Spendenplattform Neopol

Ob und wieviel man finanziell unterstützen kann, hängt mit der eigenen finanziellen Situation zusammen. Das zeigt ein Bericht des Deutsches Zentralinstitut für soziale Fragen. Die Gesamtsumme der Spenden würde sich dadurch ergeben, dass Spendenausfälle im niedrigen und mittleren Einkommensbereich durch die einkommensstarken Haushalte (ab 100.000 Euro) kompensiert werden. Da spenden 60 Prozent, so Rahaus.

Wofür wird gespendet?

Mehr als drei Viertel der Spenden gehen in die humanitäre Hilfe. Den größten Anteil daran macht die Not- und Katastrophenhilfe aus. Da sieht der deutsche Spendenrat den größten Spendenrückgang für den Zeitraum Januar bis September 2023. Die Einnahmen pendeln sich bei den Zeiten vor der Pandemie im Jahr 2019 ein. Die Spenden-Einnahmen für Flüchtlinge nehmen im Vergleich zu 2022 ab, sie waren 2022 im Zeitraum Januar bis September dreimal so hoch.

Warum spenden Menschen überhaupt?

Das soziale Umfeld und persönliche Werte spielen eine Rolle, erklärt Rahaus. Die eigene Erfahrung mit Not, ein bekanntes Beispiel wie die Hochwasserkatastrophe im Ahrtal 2021, haben einen Effekt, so Kolan.

Dass es aber nicht immer die finanzielle Spende sein muss, weiß die Bremer Tafel. Ehrenamtliche Unterstützung und Sachspenden werden dort gerne gesehen.

Die einen geben Geld, die anderen geben ihre Zeit.

Dariush Ghobad, Pressesprecher der Caritas International

Das Spendenvolumen der Deutschen sagt demnach nicht unbedingt etwas über das ehrenamtliche Engagement aus.

Braucht es Krisen, damit Menschen spenden?

Es braucht zwar keine Krisen, aber mediale Aufmachung. Die Bereitschaft erhöht sich, wenn Notlagen eine Plattform gegeben wird, sagt Kolan, Leiter der Geschäftsstelle des Deutschen Spendenrats. Grundsätzlich sei die Bereitschaft zu spenden in den ersten 72 Stunden nach einer medialen Berichterstattung über eine Katastrophe am größten, sagt Caritas-Sprecher Ghobad.

Ist die Spendenbereitschaft an Weihnachten höher?

Der Dezember sei der spendenstärkste Monat, so Kolan. Die mit Abstand besten Spendenmonate des Jahres sind November und Dezember. In diesem Zeitraum werden 25 bis 30 Prozent des Spendenaufkommens eingenommen, teilen Spendenrat und Neopol mit.

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Bild: dpa

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Autorin

Quellen: buten un binnen und dpa.

Dieses Thema im Programm: Bremen Vier, 26. Dezember 2023, 15:49 Uhr