Fragen & Antworten
Wie geht es mit der maroden Stadthalle in Bremerhaven weiter?
Gutachter haben Asbest gefunden und befürchten weitere Schadstoff-Funde. Die Opposition beklagt, nicht genügend Informationen zu bekommen.
In Bremerhaven ging es im Mai im Finanz- und Wirtschaftsausschuss hitzig zu. Die Frage: Soll die marode Stadthalle saniert werden oder muss ein Neubau her? Am Ende wurde mit den Stimmen der Regierung aus SPD, CDU und FDP beschlossen: Die Stadthalle wird saniert – und zwar im laufenden Betrieb. Das sei günstiger. Bis zu 40 Millionen Euro sind dafür eingeplant.
Doch nun liegen buten un binnen Unterlagen zur Schadstoffbelastung der Stadthalle vor. Das Gutachten hatte die Stadthallenleitung in Auftrag gegeben, um anschließend ein Sanierungskonzept zu erstellen. Demnach könnte die Sanierung deutlich teurer werden als geplant.
Droht ein ähnliches Szenario wie Karstadt? Der Abriss des ehemaligen Kaufhauses in der Bremerhavener Innenstadt verzögert sich durch neue Asbest-Funde immer weiter.
Wie dringend ist die Sanierung?
Die Stadthalle wurde 1974 gebaut und vor rund 30 Jahren saniert. Ende 2022 hieß es dann: Der Brandschutz reicht nicht aus. Das Bauordnungsamt hatte die Betriebserlaubnis Ende 2023 entzogen. Bis zum 30. Juni 2025 können Veranstaltungen nur noch unter bestimmten Auflagen stattfinden.
Was haben die Gutachter gefunden?
Die beauftragte Firma IGC Geoconsult fand in Teilen der Bedachung und im Fliesenkleber der Bodenfliesen in den Duschräumen Asbest. Allerdings gab es bei der Bestandsaufnahme in der Stadthalle auch Gebäudeteile, die nicht zugänglich oder verdeckt waren. Die Gutachter schließen daher nicht aus, dass möglicherweise weitere, verdeckt verbaute schadstoffhaltige Materialien gefunden werden könnten.
Was sagt die Stadthallenleitung dazu?
"Diese und weitere Erkenntnisse des Gutachtens sind nützlich, wenn es um die Planung der Sanierungsarbeiten geht. Spezielle Schutzmaßnahmen und Wege der Entsorgung können so schon im Vorfeld geplant und eingepreist werden", teilt die Stadthalle Bremerhaven Veranstaltungs- und Messe GmbH schriftlich mit. "Im Laufe der Sanierung derzeit nicht zugänglicher Bereiche können weitere Fundstellen natürlich nicht ausgeschlossen werden. Dieser Umstand muss daher auf Basis des Gutachtens ebenfalls in der Sanierungsplanung berücksichtigt werden", heißt es darin weiter.
Ist es jetzt schon gefährlich, sich in der Stadthalle aufzuhalten?
Schon jetzt schließen die Gutachter eine gesundheitsschädliche Belastung der Raumluft durch freiliegende Dämmwolle aus künstlichen Mineralfasern an vielen Stellen des Gebäudes nicht aus. Sie empfehlen eine Messung der Raumluft. Die hat die Stadthallenleitung für Mitte Oktober geplant, wie sie auf Nachfrage von buten un binnen mitteilt. Laut Stadthallenleitung wurde die freiliegende Dämmwolle in Lager- und Technikräumen gefunden. "Sobald die Ergebnisse der Prüfung vorliegen, werden entsprechende Maßnahmen eingeleitet", heißt es weiter.
Im Rahmen der durchgeführten Untersuchung wurde festgestellt, dass an vielen Stellen des Gebäudes KMF-belastete Dämmwolle freiliegt und Fasern potentiell in die Raumluft übergehen können. Eine gesundheitsschädliche Belastung der Raumluft ist nicht auszuschließen.
IGC Geoconsult GmbH
Wie reagieren die Politiker?
Die Regierungskoalition habe die Sanierung beschlossen und dabei bleibe es auch, sagt Hauke Hilz. Der FDP-Politiker kannte das Gutachten nach eigenen Angaben bislang nicht. Bündnis Deutschland fühlte sich beim Beschluss im Mai nicht ausreichend informiert, ob sich eine Sanierung wirtschaftlich lohnt. Generell würde die Opposition wenig Informationen bekommen. Das sagt auch Claudius Kaminiarz von den Grünen. "Wir befürchten jetzt zukünftig, dass die Gutachter tatsächlich noch weitere schadhafte Stellen, die mit erheblichen weiteren Kosten im Rahmen einer Renovierung verbunden wären, entdecken könnten", so Kaminiarz.
Und tatsächlich ist bei uns Grünen die Hoffnung, dass die Regierungskoalition im Anbetracht der steigenden Kosten für eine Renovierung auf einen Neubau umschwenkt.
Claudius Kaminiarz (Grüne)
Wie geht es jetzt weiter?
Laut Leitung der Stadthalle sollen bis November die Planungsbüros gefunden sein, die einen Zeit- sowie einen Kostenplan erarbeiten sollen. Da die Aufträge europaweit ausgeschrieben werden müssen, dauere diese Suche bis November, heißt es. Im Frühjahr soll dann das Sanierungskonzept vorliegen.
Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 2. Oktober 2024, 19.30 Uhr