Kämna kämpft für sein Comeback: "Wird ein wahnsinnig schwerer Weg"

So schlägt sich Lennard Kämna in der Reha: "Es ist kein einfacher Weg"

Bild: Radio Bremen

Der Radprofi aus Fischerhude wurde im April bei einem Verkehrsunfall auf Teneriffa schwer verletzt. Nun arbeitet er sich in der Reha zurück in den Profisport.

Wenn in den vergangenen Wochen die Tour de France im Fernsehen lief, konnte auch Lennard Kämna auf dem Sofa sitzen und hinschauen. "Ein Tropfen Wehmut", erzählt er im Gespräch mit der ARD, war allerdings schon dabei. Ohne Groll, betont er jedoch, war es für ihn möglich, die Etappen zu verfolgen. Im Mai, beim Giro d'Italia, war dies noch anders. "Den Giro habe ich nicht wirklich gucken können", räumt er ein, "weil ich selber mit so viel Herzblut da dran hing vorher. Und dann ist es auf einmal weg."

Lennard Kämna auf dem Rennrad bei einer Etappe des Giro d
Beim Giro d'Italia ist Lennard Kämna im vergangenen Jahr auf dem neunten Platz gelandet. Bild: Imago | Sirotti

Der Giro d'Italia sollte in diesem Jahr das Highlight für Kämna werden. Nachdem der 27-Jährige im vergangenen Jahr bei der Italien-Rundfahrt in der Gesamtwertung den neunten Platz belegt hatte, wollte er dieses Mal noch einen drauflegen. Gemeinsam mit Daniel Martinez sollte Kämna dabei das Team von Red Bull-Bora-Hansgrohe anführen. Einen Start danach bei der Tour de France schloss er zumindest nicht aus. Auch Olympia in Paris hatte er im Blick.

Anfang April wurde Kämna jedoch jäh aus seinen Träumen gerissen. Während einer Trainingsfahrt auf Teneriffa überfuhr ihn ein Auto. Lebensgefahr bestand zu keinem Zeitpunkt, doch Kämna zog sich zahlreiche schwere Verletzungen zu. Jochbein, Schlüsselbein, Schulterblatt, mehrere Rippen – alles war gebrochen. Die Lunge darüber hinaus geprellt.

Kämna lag auf Teneriffa vier Wochen lang im Krankenhaus

An den Unfall selbst, berichtet Kämna, kann er sich nicht erinnern. Er habe ein "sehr langes Blackout" und wisse lediglich aus Erzählungen, wie es zu diesem gekommen sei. Aufgewacht sei er erst in der Notaufnahme. Wie schwer er verletzt wurde, habe er da noch nicht direkt gespürt, weil bereits die ihm verabreichten Schmerzmittel wirkten. Kämna kam auf die Intensivstation, musste auf Teneriffa vier Wochen lang im Krankenhaus bleiben.

Kurz nach dem Unfall stellte für ihn selbst der Weg ins Badezimmer eine Herausforderung dar. Mittlerweile arbeitet er längst an seinem Comeback. Eine "schwere Phase in der Karriere", so Kämna, sei dies momentan für ihn.

Kämna: "Was mein Leistungsvermögen angeht, bin ich sehr weit unten"

Nach einer ersten Reha in Hamburg schuftet er aktuell in Salzburg. Mental, berichtet Kämna, ist er gut durch die vergangenen Monate gekommen. "Ich habe immer einen guten Spirit gehabt."

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Der Weg zurück in den Profisport: Derzeit ackert Lennard Kämna in der Reha in Salzburg. Er hofft, in diesem Jahr vielleicht noch ein Rennen fahren zu können. Bild: Radio Bremen

Nun geht es für ihn darum, den Körper zu kräftigen und wieder richtig fit zu werden. Vor kurzem musste er jedoch noch einen gesundheitlichen Rückschlag wegstecken, der ihn weitere Zeit kostete. "Der große Block 'Arbeit' liegt erst noch vor mir, was auch das Rankommen zum Leistungssport ist." Ebenjenen, daraus macht Kämna keinen Hehl, betreibt er aktuell noch nicht. Dorthin muss er erst wieder kommen.

Ich bin jetzt wirklich, was mein Leistungsvermögen angeht, sehr weit unten. Es wird jetzt ein wahnsinnig schwerer Weg, wieder zum Profisport zu kommen. Ich weiß jetzt noch nicht, ob ich das in sechs oder acht Wochen schaffe – oder in zehn Wochen.

Lennard Kämna im Gespräch mit der ARD

Kämna wechselt nach der Saison den Rennstall

Kämna hofft, dass er am Ende dieses Jahres vielleicht sogar noch ein Rennen fahren kann. Das wäre für ihn "ein absoluter Traum. Aber wenn es nicht klappt, ist es auch keine Riesenenttäuschung oder ein Weltuntergang. Dann geht es halt im nächsten Jahr weiter."

Seine weitere Zukunft hat Kämna indes trotz der Verletzungspause bereits geplant. "Es wäre gelogen, wenn man sagt, das wäre ganz weit weg. Das ist ja die Lebensgrundlage für mich, dass ich einen Vertrag habe." Den Rennstall Red Bull-Bora-Hansgrohe wird er nach dieser Saison auf eigenen Wunsch verlassen. Wo es für ihn weitergeht, ist noch nicht offiziell. Dem Vernehmen nach wird Kämna jedoch zum Rennstall Lidl-Trek wechseln.

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Quelle: buten un binnen.

Dieses Thema im Programm: buten un binnen mit sportblitz, 21. Juli 2024, 19:30 Uhr