Höchste Quote aller Bundesländer: Jeder vierte Bremer ist arm

Eine Rentnerin zählt das Geld in ihrer Geldbörse (Symbolbild)
Frauen im Rentenalter sind besonders häufig von Armut betroffen. Bild: Imago | Zoonar

Immer mehr Menschen in Deutschland sind arm. Besonders deutlich fällt der Anstieg im Land Bremen aus. Hier sind mehr als 25 Prozent der Bevölkerung betroffen.

Die Armut in Deutschland hat 2024 gegenüber dem Vorjahr noch einmal zugenommen. Das ergibt sich aus dem Paritätischen Armutsbericht, den der Wohlfahrtsverband am Dienstag vorgestellt hat. Demnach sind 15,5 Prozent der deutschen Bevölkerung arm. Voriges Jahr waren es 14,4 Prozent. In Bremen muss inzwischen gar jeder vierte zu den Armen gezählt werden (25,9 Prozent). Im Jahr 2023 waren es 21,5 Prozent. Der Armutsanstieg fällt im Zwei-Städte-Staat also wesentlich deutlicher aus als im Bundesdurchschnitt. Auch weist Bremen die höchste Armutsquote aller Bundesländer auf.

Ein Grund für die hohe Armutsquote speziell in Bremen sind die Wohnkosten. Als weiteren wichtigen Faktor nennt der Paritätische Wohlfahrtsverband den hohen Anteil prekär Beschäftigter im Land Bremen. Auch der Niedriglohnsektor sei im Zwei-Städte-Staat besonders groß – und in der Folge der Anteil derer, die von Altersarmut betroffen sind.

Joachim Schuster, Verbandsratsvorsitzender des Paritätischen Bremen, bezeichnet die Zahlen als "alarmierend": "Was wir dringend brauchen, ist eine vernünftige Armutspolitik auf Bundesebene. Hier muss die neue Bundesregierung deutlich nachlegen, denn sowohl im Wahlkampf als auch im Koalitionsvertrag kommt das Thema aus unserer Sicht viel zu kurz." Er sehe großen Handlungsbedarf vor allem bei der Bekämpfung von Wohn- und Familienarmut, der Stärkung der Rentenversicherung und dem Ausbau der Grundsicherung.

Armutsquoten in den Bundesländern in Prozent

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"Sozialstaat schützt immer schlechter vor Armut"

Von Armut betroffen sind laut Armutsbericht insbesondere Alleinerziehende, junge Erwachsene sowie Rentner, vor allem aber Rentnerinnen. Erstmals weist der Armutsbericht auch die Zahl derer aus, die in erheblicher materieller Entbehrung leben: 5,2 Millionen Menschen können sich etwa nicht leisten, die Wohnung warm zu halten oder alte Kleidung zu ersetzen. 

"Sorgen bereitet uns, dass der Sozialstaat immer schlechter vor Armut schützt", sagt Schuster. Armut müsse strukturell bekämpft werden. Denn sie sei die Ursache für viele weitere Probleme. Letztlich gefährde sie auch die Demokratie. "Das Land Bremen muss der Reduzierung der Armutsfolgen weiterhin Priorität einräumen, etwa bei der Förderung armutsbetroffener Kinder in Kita und Schule, in der Arbeitsmarktpolitik oder im Wohnungsbau", so Schuster.

Der Paritätische Armutsbericht "Verschärfung der Armut" ist der erste Teil einer neuen Reihe von Armutsberichten mit verschiedenen Schwerpunkten. Er stützt sich dabei auf die Mikrozensus-Unterstichprobe zu Einkommen und Lebensbedingungen vom Statistischen Bundesamt (MZ-SILC).

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Bild: Radio Bremen

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Quelle: buten un binnen.

Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 29. April 2025, 19.30 Uhr