Weg vom Drogenmilieu: Bremer Verein hilft Menschen aus Guinea

Vier Männer sitzen an einem Tisch

Weg vom Drogenmilieu: Bremer Verein hilft Menschen aus Guinea

Bild: Radio Bremen

In den meisten Städten sind Bahnhöfe leider auch ein Hauptumschlagplatz für Drogen aller Art – das gilt für Bremen genauso. Laut Innenressort kommen viele Dealer aus Guinea.

Neben dem Steintorviertel sind am Bremer Hauptbahnhof besonders viele Drogendealer unterwegs. Die Menschen aus der Szene und der Kriminalität rauszuholen, ist eine große Herausforderung. Die Bremer Polizei und die Innenbehörde greifen bei dem Versuch dazu auf die Hilfe des Guineischen Vereins für Integration und Bildung in Deutschland zurück. Denn: Ein Teil der Drogendealer in Bremen stammt aus dem westafrikanischen Guinea.

Als Ibrahima Bah vor 15 Jahren aus Guinea nach Bremen kam, hätte er auch gern jemanden gehabt, der ihm beim Ankommen in Deutschland hilft. Seit 2015 engagiert er sich deshalb beim "Guineischen Verein für Integration und Bildung in Deutschland". Dort gibt es genau das: Hilfe für junge Neuankömmlinge von Menschen, die sich mit ihrer Situation auskennen. Zweimal die Woche ist die Beratung geöffnet und Bah kann hier genau das sein, was er selbst gebraucht hätte: Eine Anlaufstelle, an die man sich wenden kann. Zum Beispiel, wenn man Hilfe bei der Wohnungssuche oder bei der Ausbildung braucht.

Unterstützung in vielen Lebensbereichen

Diesmal sind zwei Jugendliche zu ihm in die Beratung bekommen. Sie wollen schneller Deutsch lernen, erzählt Bah: "Sie würden gern die Deutschkenntnisse verbessern und dafür fragen die uns, ob wir Tipps haben, ob wir Ideen haben, wie die das machen können. Nur die Schule reicht ihnen nicht."

Bah weiß wie wichtig es ist, in so einer Situation nicht alleingelassen zu werden und ein Vorbild zu haben – jemanden, der es geschafft hat, hier anzukommen. "Dass wir uns auch vor diese Menschen stellen können und sagen: 'Guck mal, ich hab das auch so erlebt, ich hab das auch schwer gehabt.' Dieser Vergleich ist auch sehr wichtig, weil sonst denken sie, dass sie die einzigen sind, die es schwer haben hier in dem Land."

Perspektiven sind wichtig

Bah ist es wichtig, den jungen Menschen, die zu ihm kommen, Perspektiven aufzuzeigen, damit die jungen Leute nicht in die Kriminalität abrutschen. Denn viele Geflüchtete aus Guinea haben den Druck, ihre Familien in der Heimat zu unterstützen, ihnen regelmäßig Geld zu schicken, weil viele in extremer Armut leben.

Es ist so: Wenn du gut integriert bist, wenn du selbst klarkommst, dann triffst du auch selber Entscheidungen. Das ist uns als Verein sehr, sehr wichtig, deswegen machen wir diese ganze Arbeit.

Ibrahima Bah

Innenbehörde unterstützt die Ziele

In einem gemeinsamen Projekt zwischen Innenbehörde und Guineischem Verein gab es kürzlich mehrere Workshops. Darin hat nicht nur die Innenbehörde dem Verein geholfen, das Beratungsangebot professioneller zu machen. Die Hilfe ging auch in die andere Richtung, erzählt Projektleiterin Caroline Ohlendorf: "Wir haben einen Workshop umgesetzt, in dem Mitglieder des Guineischen Vereins Polizistinnen und Polizisten aufgeklärt haben über Lebensrealitäten und Hintergründe von Menschen aus der guineischen Community in Bremen. Also wie es ist, wenn man hier ankommt, mit welchen Herausforderungen man konfrontiert ist."

Dieser Perspektivwechsel ist notwendig für eine ganzheitliche Lösung und eine differenzierte Betrachtung, um auch Bedürfnisse und Perspektiven von betroffenen Menschen zu verstehen.

Projektleiterin Caroline Ohlendorf

Außerdem sind im Projekt Flyer entstanden, die Ibrahima und seine Kollegen nun fleißig in Unterkünften, am Bahnhof, auf der Straße verteilen. Um noch mehr Menschen zu erreichen, sie zu ermuntern, in die Beratung zu kommen und in Deutschland anzukommen, sagt Bah: "Wir werden da erstmal nicht nachlassen. Wir werden immer wieder versuchen in der Hoffnung, dass wir irgendwann die meisten erreichen." 

Drogenhandel am Bahnhof: Präventivangebot für Menschen aus Guinea

Bild: Radio Bremen

Autorin

  • Katharina Mild
    Katharina Mild Autorin

Quelle: buten un binnen.

Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Das Wochenende, 24. März 2024, 14:40 Uhr