Fragen & Antworten

Bremen ist "Best Organic City" – das steckt hinter der Auszeichnung

Dank Bremer Bio-Betrieben: Bremen ist "best organic city"

Bild: dpa | Caro/Bastian

Für das Projekt "Biostadt" ist Bremen jetzt als "Best Organic City" ausgezeichnet worden. Warum das Mammutprojekt so viele Menschen in Bremen betrifft, erklären wir hier.

Bremen darf sich ab heute europaweit als "Best Organic City“ bezeichnen. Die entsprechende Auszeichnung nimmt Umweltsenatorin Kathrin Moosdorf (Die Grünen) an diesem Montag in Brüssel entgegen. Was es damit auf sich hat, erklären wir hier.

Was bedeutet der Award für Bremen?

Mit den "EU Organic Awards" zeichnen die Europäische Kommission und weitere involvierte EU-Gremien Regionen, Städte, Betriebe und Menschen entlang der ökologischen Wertschöpfungskette in sieben Kategorien aus. Bremen hat sich in der Kategorie "beste Biostadt" im Finale gegen Projekte aus Lissabon und Madrid durchgesetzt.

Ein Preisgeld gibt es zwar nicht. "Bremen steht mit der Auszeichnung aber im europäischen Rampenlicht und bekommt die Möglichkeit, Ansätze und Ideen zu zeigen", sagt Ramona Schlee, Sprecherin der Senatorin für Umwelt, Klima und Wissenschaft. Darüber hinaus könne die Stadt von den Erfahrungen anderer europäischer Städte profitieren.

Was steckt hinter dem Projekt "Biostadt"?

Seit 2015 engagiert sich Bremen als sogenannte Biostadt im 2010 gegründeten Netzwerk der deutschen Biostädte, das aktuell 30 Städte von Delmenhorst bis München umfasst. Dahinter steht das Ziel, durch mehr ökologischen Landbau die regionale Biodiversität und natürliche Ressourcen zu schützen.

Eine vom Bremer Senat eingerichtete und im Umweltressort angesiedelte Projektstelle erarbeitet seither ressortübergreifend Lösungen zur Stärkung regionaler ökologischer Strukturen. Zentraler Ansatz ist dabei die Umstellung der öffentlichen Beschaffung auf nachhaltige Kriterien.

Ein Schüler isst gesundes Essen im Restaurant der Bremer Jugendherberge.
Rund 2,9 Millionen Mahlzeiten im Jahr hat Bremen mittlerweile auf Bio-Ernährung umgestellt. Bild: dpa | Sina Schuldt

Was steckt hinter dem "Aktionsplan 2025"?

2018 hat der Senat den "Aktionsplan 2025 – Gesunde Ernährung in der Gemeinschaftsverpflegung der Stadtgemeinde Bremen" beschlossen. Durch ihn wird die öffentliche Beschaffung von Lebensmitteln erstmalig an ökologische Kriterien geknüpft. Außerdem wird nun in städtischen Betrieben auf gesundes Essen geachtet, entsprechend den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung.

Wer profitiert vom Projekt Biostadt?

Vom Umschwung in der Ernährung profitieren beispielsweise die Kindertagesstätten von Kita Bremen, rund 91 Schulen mit Essensversorgung sowie die vier Krankenhäuser des Bremer Klinikverbunds Geno. Dem Umweltressort zufolge gibt der Aktionsplan somit für knapp 2,9 Millionen Mahlzeiten pro Jahr den Rahmen für eine gesunde und ökologische Gemeinschaftsverpflegung vor.

  • Gemüsefrikadellen statt Schnitzel für Bremens Kinder

    Das Personal der Bremer Schulen und Kitas bildet sich fort: Heute stehen Gemüsefrikadellen mit Blumenkohl auf dem Plan.

Was kostet Bremen das Projekt?

Für das Projekt, das ohne EU-Fördermittel auskommen muss, sieht der laufende Haushalt des Landes Bremen laufende Kosten, also konsumtive Ausgaben, in Höhe von 500.000 Euro vor. Hinzu kommen Ausgaben für Projekte, die zwar direkten Einfluss auf Bremen als Biostadt haben, die aber über andere Haushaltsposten finanziert werden.

Was hat die Umstellung auf ökologische Landwirtschaft bislang bewirkt?

Seit 2015 ist die ökologische Landwirtschaft in Bremen stark gewachsen: Während 2015 noch etwa 9,5 Prozent der Betriebe und 14,9 Prozent der Flächen ökologisch bewirtschaftet wurden, waren es 2023 bereits 33,1 Prozent der Betriebe und 37,1 Prozent der Flächen.

Der Aktionsplan 2025 hat auch den regionalen Markt beeinflusst.

Ramona Schlee, Sprecherin der Senatorin für Umwelt, Klima und Wissenschaft

Die gestiegene öffentliche Nachfrage nach ökologischer Ernährung habe dem Umweltressort zufolge auch das Angebot an Bio-Catering bei regionalen Anbietern erhöht. "Es gibt inzwischen mehrere Cateringunternehmen, die ein 100-Prozent-Bio-Catering für die Schulverpflegung anbieten", sagt Ressortsprecherin Schlee.

Kürbisse werden auf dem Wochenmarkt auf dem Domshofin Bremen verkauft.
Der Umschwung der Stadt Bremen auf Bio-Ernährung hat dem Umweltressort zufolge bereits auf Angebot der Betriebe in um und um Bremen abgefärbt. Bild: dpa | Sina Schuldt

Die Erfüllungsquote für Bio-Lebensmittel in den Kitas von Kita Bremen liegt dem Umweltressort zufolge aktuell bei 35 Prozent. 19 Einrichtungen hätten bereits mehr als 60 Prozent Bio-Anteil erreicht. Bereinigt um Einrichtungen von Kita Bremen, die durch Catering-Unternehmen fremdverpflegt werden, lag der Anteil an Bio-Lebensmitteln Kita Bremen zufolge 2023 bei rund 49 Prozent, aktuell sind es gut 53 Prozent.

Bio-Quoten für die 91 Schulen mit Mensen oder Küchen liegen hingegen nicht vor. Denn diese würden von externen Caterern beliefert, heißt es aus dem Ressort.

Die vier Krankenhäuser der Geno wiederum seien bereits komplett auf Biomilch umgestellt worden. Bei anderen Lebensmitteln liege die Quote aktuell bei 15 Prozent. Bis Ende 2025 soll sie auf 30 Prozent steigen.

Wie geht es mit dem Projekt nach 2025 weiter?

Die Ziele und Fristen des bisherigen Aktionsplans laufen Ende 2025 ab. Wie es danach konkret weiter geht, ist noch offen. "Der Senat arbeitet derzeit unter der Federführung der Senatorin für Umwelt, Klima und Wissenschaft an einer Ernährungsstrategie für das gesamte Land Bremen", sagt Ressortsprecherin Schlee.

Wie gesund essen die Bremerinnen und Bremer?

Bild: Radio Bremen
  • Bremer Ernährungsberaterin räumt mit 9 Ernährungsmythen auf

    Heute ist der "Tag der gesunden Ernährung". Was aber ist gesund, was nicht? Wir haben unter den Bremern und Bremerinnen herum gefragt.

Autor

Quelle: buten un binnen.

Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Nachrichten, 23 September 2024, 16 Uhr