Fragen & Antworten
Mittagsschlaf als Energie-Booster? Bremer Schlaf-Expertin klärt auf
Schlafmedizinerin Sabine Bunten vom Klinikum Bremen Ost kennt Tipps gegen Einschlafprobleme. Sie verrät, was wirklich hilft, um ausgeruhter durch den Tag zu kommen.
Machen Sie auch gerne mal ein Nickerchen nach dem Mittagessen? Dann sind in bester Gesellschaft! Ob Siesta, Powernap oder Inemuri – weltweit schwören viele Menschen auf ihre Ruhephase nach dem Mahl. Doch worauf sollte man hier achten, um auch nachts wieder einschlafen zu können? Oder um nicht stundenlang im Land der Träume zu verweilen?
Sabine Bunten ist leitende Oberärztin des neurologischen Schlaflabors am Klinikum Bremen Ost. Unter anderem behandelt sie hier Schlafprobleme und hat auf Bremen Eins ihre Tipps zum Mittagsschlaf verraten.
Viele legen sich tagsüber gerne noch mal für ein Mittagsschläfchen hin. Beginnt dann nicht so eine Art Teufelskreis, weil man abends zu wach ist?
Das hängt davon ab, wie man damit umgeht. Ich glaube, jeder hat es mal, dass er sagt, ich kann jetzt einfach nicht weitermachen. Wenn man nur so 15 oder 20 Minuten schläft und nicht spät am Nachmittag, dann klappt das.
Kommt man nach fünf oder sechs Uhr von der Arbeit und schläft noch eine halbe Stunde, ist man in so einem Teufelskreis. Dann klappt das mit dem Einschlafen in der Nacht nicht. Wenn ich die Möglichkeit habe, mich auf der Arbeit zurückzuziehen, dann kann ich mich nach 10 Minuten auch wieder besser fühlen. Manche unserer Patienten erzählen auch, dass sie sich kurz ins Auto setzen.
Sollten deshalb auch Arbeitgeber den Mittagsschlaf erlauben? Wir reden oft über Japan, wo der Mittagsschlaf am Arbeitsplatz sehr verbreitet ist. Sollte das überall so sein, wenn die Möglichkeit da ist?
Das wäre natürlich schön. Ich glaube, jeder merkt, wenn er ehrlich ist und auf den Tag zurückblickt, dass es Tiefs gab. Das ist auch normal. Wenn man dann ein kleines Nickerchen machen würde, würde man wahrscheinlich viel erholter weitermachen können.
Jetzt hört man aber auch immer häufiger von Menschen, die nachts durchschlafen, tagsüber aber trotzdem in ein Loch geraten, vor allem bei der Hitze. Wieviel Müdigkeit ist tagsüber eigentlich normal? Gibt es möglicherweise nach Corona sogar mehr Menschen, die schon mittags müde sind? Ist das belegt?
Nein, eigentlich nicht. Es gibt Erkrankungen, bei denen Patienten ein krankhaft gesteigertes Schlafbedürfnis haben. Da gibt es die Narkolepsie, das sind die Patienten, die wir auch im Schlaflabor untersuchen. (Anm. d. Red.: Narkolepsie ist eine neurologische Erkrankung, bei der die Schlaf-Wach-Regulation im Gehirn gestört ist. Betroffene sind tagsüber sehr müde, schlafen ein, ohne es kontrollieren zu können. Gleichzeitig reicht dieser Schlaf nicht aus, um die Müdigkeit beseitigen zu können.)
Eine wichtige Frage ist bei uns: In welchen Situationen schlafen Sie ungewollt ein? Ist das etwas, was auffällig ist? Oder ist das noch durchaus noch im normalen Rahmen? Wenn ich jetzt im Gespräch einschlafe, wäre es das zum Beispiel nicht mehr.
Was halten Sie vom sogenannten "Schlüsselschlaf"? Da setzt man sich hin und nimmt seinen Schlüsselbund in die Hand – und wenn der einem aus der Hand fällt, wacht macht man wieder auf. Der kurze Moment, den man weg war, soll dann eigentlich schon reichen.
Für manche kann das gut sein, für andere klappt das nicht so gut. Die brauchen eine andere Umgebung und können sich nicht auf ihren Bürostuhl setzen und schnell wegdämmern.
Das Interview führten die Bremen Eins-Moderatoren Katharina Guleikoff und Jens-Uwe Krause, aufgezeichnet von Mareike Hoeck.
Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Der Morgen, 21. Juni 2023, 7:40 Uhr