"Hifi-Schätzchen": Diese Bremer Plattenspieler-Werkstatt boomt

Christian Tröger repariert einen Plattenspieler.

"Hifi-Schätzchen": Diese Bremer Plattenspieler-Werkstatt boomt

Bild: Radio Bremen | Emmy Thume

Schallplatten werden seit ein paar Jahren immer beliebter – auch bei jungen Menschen. Die wenigen Experten, die Plattenspieler reparieren, haben viel zu tun.


Immer wieder ertönt ein lautes Knistern, dann kurz Musik. Christian Tröger sitzt am Arbeitsplatz in seiner Werkstatt in Bremen-Walle. Umgeben von Werkzeugen, Spannungsmessgeräten und Lötkolben. Vor sich hat er einen zu reparierenden Verstärker. Der scheint einen Wackelkontakt zu haben. Er sprüht Eis-Spray aus einer Dose auf das Gerät, um es abzukühlen. So, als hätte man es gerade erst eingeschaltet. Das hilft bei der Fehleranalyse und Reparatur.

Christian Tröger sitzt an seinem Arbeitsplatz und werkelt an einem Plattenspieler.
In Christian Trögers Werkstatt werden geliebte Hifi-Geräte wieder zum Laufen gebracht. Bild: Radio Bremen | Emmy Thume

Von Lautsprechern über CD- und Plattenspieler bis hin zu Verstärkern – all diese Geräte werden in Christian Trögers Werkstatt wieder flott gemacht. Fast egal, welche Marke und auch fast egal, welches Baujahr. Solange es um Hifi geht, lehnt er kaum einen Auftrag ab.

Dabei sei es selten, dass er den Kunden nicht weiterhelfen könne. "Man kann eben viele Sachen noch retten. Diese alten Hifi-Schätzchen, die können viele Kollegen gar nicht mehr reparieren. Diese High-End-Sachen, da traut sich kaum einer mehr ran an die Geräte. Ich schon", sagt Christian Tröger und lächelt. Da kenne er nichts.

Die Auftragslage ist hoch

Seine Werkstatt für Hifi-Reparaturen ist eine von wenigen in der Region. Dabei ist die Nachfrage nach Reparaturen hoch. Teilweise senden Hifi-Fans ihm ihre Geräte für die Reparatur per Post zu. In den Ladenräumen der Werkstatt stehen meterlange Regale mit Geräten, die noch repariert werden, oder schon abgeholt werden können.

Die Auftragslage ist so hoch, dass Christian Tröger, der den Laden gemeinsam mit seiner Frau Barbara betreibt, eine Reparatur-Vorlaufzeit von drei bis vier Wochen hat. Leider, sagt er. Wenn es dann aber so weit ist und er sich einem Gerät widmet, dann dauert es bis zur Fertigstellung meistens nur noch wenige Tage. "Es sei denn, es müssen noch Ersatzteile bestellt werden", erklärt Tröger.

Schallplattenmarkt wächst, CD-Umsätze sinken

Seit dem Brexit bezieht der Radio- und Fernsehtechniker aus Bremen-Nord für die Reparaturen viele Ersatzteile aus Nordirland und Irland, teilweise auch aus China. Davor hat er Ersatzteile wie Transistoren hauptsächlich aus England bestellt.

Die Regale in Christian Trögers Werkstatt sind voll mit Plattenspielern und Verstärkern.
Die vollen Regale in Christian Trögers Werkstatt zeigen, wie viel er zu tun hat. Bild: Radio Bremen | Emmy Thume

Seine hohe Auftragslage lässt sich mit Statistiken des Bundesverbands Musikindustrie erklären. Die belegen, dass der Umsatz mit Vinyl-LPs seit einigen Jahren wieder ansteigt. Zwischen 2015 und 2023 hat er sich fast verdreifacht. In der ersten Jahreshälfte von 2024 machten Schallplatten nach einem erneuten Wachstum von gut fünf Prozent einen Marktanteil von fast sechs Prozent der Umsätze aus dem Musikverkauf aus. Während das Interesse an Schallplatten offenbar merklich wächst, sinken die CD-Umsätze wiederum stetig.

Viele junge Menschen bringen ihre Plattenspieler

Barbara Tröger sitzt an ihrem Büroplatz in der Werkstatt ihres Mannes.
Barbara Tröger ist zuständig für den Kontakt mit der Kundschaft, die immer jünger wird. Sie betreibt die Werkstatt gemeinsam mit ihrem Mann. Bild: Radio Bremen | Emmy Thume

Auffällig ist bei Christian Trögers Arbeit auch, dass sich die Kundschaft über die Jahre verändert hat. "Wir hatten früher einen Großteil ältere Leute. Das schwenkt jetzt seit zehn Jahren um auf teilweise ganz junge Leute. Mit 16, 17 Jahren kommen die hier zu Fuß mit einem Plattenspieler an", erzählt er. Oft kämen die jüngeren Kunden mit alten Geräten, die sie von ihren Eltern oder Großeltern übernommen hätten und jetzt wieder nutzen wollten. Der Trend hält schon seit einigen Jahren an, berichtet auch Barbara Tröger, die im Laden den Kundenkontakt übernimmt.

Der Laden besteht inzwischen seit 27 Jahren. Christian Tröger hatte sich damals mit Kollegen selbstständig gemacht, als die Bremer Unterhaltungselektronik-Firma Barlage pleiteging. Dort hatten seine Kollegen und er gearbeitet und gelernt. Ihre Vergangenheit bei Barlage war auch Namensgeber für den neuen Laden, den sie E.B.M. genannt haben. Die Abkürzung steht für "ehemalige Barlage Mitarbeiter".

Die Prämisse war erstmal: Reparieren statt wegwerfen und eben der Weg in die Selbstständigkeit statt Arbeitslosigkeit

Christian Tröger sitzt an seinem Arbeitsplatz und werkelt an einem Plattenspieler.
Christian Tröger, Besitzer einer Werkstatt für Hifi-Geräte

Die Geschäftsgründung habe er bis heute nicht bereut, zumal die Arbeit immer mehr werde. Perspektivisch möchte der 69-Jährige die Werkstatt aber abgeben. Eine Nachfolge zu finden, ist jedoch nicht einfach. Kaum jüngere Leute hätten ähnliche Kenntnisse für derartige Reparaturen, und auch Interesse an der Arbeit. Solange er niemanden findet, macht er erstmal weiter.

Für ein bisschen mehr Freizeit haben seine Frau und er die Öffnungszeiten seit einigen Jahren ein wenig eingegrenzt. Die Arbeit macht ihm einfach Spaß, sagt er und widmet sich wieder dem Innenleben des Verstärkers.

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Autorin

  • Emmy Thume
    Emmy Thume Autorin

Quelle: buten un binnen.

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Der Nachmittag, 16. Februar 2025, 15:14 Uhr