Hätten Sie das gewusst? Recycling im Land Bremen für Fortgeschrittene

Wohin mit dem Teebeutel, was tun mit abgelaufenen Medikamenten? Korrektes Entsorgen und Recyceln ist schwierig. Hinzu kommt: In Bremen gelten andere Regeln als in Bremerhaven.

Fast acht Milliarden Menschen leben auf der Erde. Schätzungen der Vereinten Nationen zufolge könnten es im Jahr 2080 zehn Milliarden sein. Doch damit die Menschen künftig einen lebenswerten Planeten vorfinden, müssen die Menschen heute die Ressourcen schonen. Das beginnt beim Wiederverwerten intakter Produkte und geht bis zum fachgerechten Entsorgen von Gütern, die sich nicht erneut verwenden lassen. Richtiges Entsorgen und Recyceln aber will gelernt sein. Zumal es regionale Unterschiede gibt. Ein paar Tipps zum Recycling für Fortgeschrittene im Land Bremen.

Welche Irrtümer rund um das Thema Recycling sind in Bremen besonders verbreitet?

Wie Antje von Horn, Sprecherin der Bremer Stadtreinigung mitteilt, hält sich hartnäckig das Gerücht, dass Teebeutel in den Restmüll gehörten. "Sie kommen in die Biotonne, so wie sie sind", sagt von Horn dazu. Es sei auch nicht notwenig, das Schild vor dem Entsorgen vom Teebeutel abzureißen.

Nicht in den Biomüll gehörten dagegen kompostierbare Plastiktüten. Der Grund: "Man kann sie nicht von anderen Tüten unterscheiden", erklärt von Horn. Außerdem bräuchten die kompostierbaren Plastiktüten viel Zeit, um sich vollständig zu zersetzen – zu viel Zeit für Kompostierwerke. Die kompostierbaren Plastiktüten gehörten daher in den Restmüll.

Ebenfalls entgegen anders lautender Gerüchte soll man Kassenbons aus Thermopapier sowie abgerissene Tapeten im Restmüll entsorgen. Leere Behälter von Wandfarbe gehörten dagegen in den gelben Sack, so von Horn.

Was macht man im Land Bremen am besten mit einem ausgedienten Handy?

Noch im vorigen Jahr konnte man ausgediente Handys bei diversen Sammelstellen in eine so genannte "Mobile Box" stecken. Unter der Dachzeile "Handys für die Umwelt" sammelte die Deutsche Umwelthilfe die Geräte, um einige davon wieder auf Vordermann zu bringen und neuerlich zu verkaufen – und um die anderen so kleinteilig wie nur möglich zu recyceln. Zur Zeit aber pausiert die Sammlung von Privathandys durch die Deutsche Umwelthilfe. Denn die DHL und andere Transportunternehmen weigern sich, lose Handysammlungen zu transportieren, weil die darin unter Umständen enthaltenen Lithium-Ionen-Batterien Feuer fangen könnten.

Klaus Prietzel, Vorstandsvorsitzender des BUND Bremen, empfiehlt Bremern daher derzeit, ausgediente Handys, sofern sie sich nicht mehr reparieren ließen, zum Entsorgungsfachbetrieb Wertstoff Recycling West (WRW) zu geben. In Bremerhaven könne man sein Handy zum Wertstoffhof bringen. Dort würden die Geräte fachgerecht demontiert und entsorgt. Zuvor solle man seine persönlichen Daten vom Handy löschen sowie die SIM- und Speicherkarten entfernen – und möglichst wiederverwenden.

Apropos Wiederverwenden: "Grundsätzlich kommt es beim Recyceln von Elektrokleingeräten darauf an, dass man eine möglichst große Zerlegetiefe erreicht. Je kleinteiliger man Geräte auseinander nimmt, desto mehr Rohstoffe kann man zurückgewinnen", erklärt Prietzel. Entsprechend lohne es sich, sich im Vorfeld darüber zu informieren, wo wie recycelt wird. Er sagt aber auch: "Die meisten Gemeinden, die mit großen Entsorgen zusammenarbeiten, gehen viel rustikaler vor als Bremen", betont der Fachmann, der viele Jahre den Recycling-Hof Findorff geleitet hat.

Wie entsorge ich im Land Bremen Medikamente?

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung betont, dass es zum Schutz der Umwelt und der Gewässer besonders wichtig sei, Medikamente fachgerecht zu entsorgen – auch, um die Wirksamkeit der Arzneien zu erhalten, also um zu verhindern, dass sich resistente Erreger entwickeln. Man dürfe Medikamente keinesfalls über die Spüle oder die Toilette entsorgen. Doch wo dann?

Es gibt in Deutschland keine einheitliche Regelung dafür, wie man Arzneimittel entsorgt. Je nachdem, wo man wohnt, greifen unterschiedliche Regeln und es sind unterschiedliche Akteure zuständig. In der Stadt Bremen ist es die Bremer Stadtreinigung. Man soll hier abgelaufene Medikamente über den Hausmüll entsorgen.

Nicht so in Bremerhaven. Dort ist die Bremerhaven Entsorgungsgesellschaft für die Entsorgung von Arzneimitteln zuständig. Die Bewohnerinnen und Bewohner Bremerhavens sollen abgelaufene Medikamente entweder über Schadstoffmobile entsorgen oder über Apotheken, die die Arzneien auf freiwilliger Basis annehmen. Wer im Bremer Umland lebt und wissen möchte, was er mit seinen abgelaufenen Medikamenten machen sollte, findet mithilfe einer Suchmaske auf dieser Website die Antwort.

Wie entledigt man sich fachgerecht der blinkender Schuhe, die seit einigen Jahren in Mode sind?

Da derartige LED-Schuhe Lithium-Ionen-Akkus enthalten, darf man sie weder über den Restmüll entsorgen, noch gehören sie in die Altkleider-Sammlung, sagt Antje von Horn. "Wegen des Brandrisikos, das mit den Akkus einhergeht", fügt sie hinzu. Die Schuhe müssten zu Recyclingstationen gebracht werden. In Bremerhaven kann man LED-Schuhe auf dem Containerplatz der Bremerhavener Entsorgungsgesellschaft (Zur Hexenbrücke 16) abgeben.

Manches Kleingerät lässt sich vielleicht noch retten. Wo im Land Bremen kann ich den Toaster oder das Radio günstig reparieren lassen?

Sowohl in Bremen als auch in Bremerhaven gibt es regelmäßig so genannte Repair-Cafes. Hier versuchen Tüftler zu retten, was zu retten ist – und zwar kostenlos.

Die Repair-Cafes sind allerdings so gefragt, dass man sich unbedingt frühzeitig vorher anmelden sollte, rät von Horn.