Was bringen Melatonin-Sprays und Co? Bremer Expertin klärt auf
Das Schlafhormon Melatonin gibt es frei verkäuflich als Spray, Pille oder Gummibärchen. Es soll dabei helfen, in den Schlaf zu finden. Doch seine Wirkung ist umstritten.
Melatonin ist ein natürliches Schlafhormon, das der Körper selbstständig bildet. Allerdings kann man es auch in verschiedenen Formen kaufen. Aber hilft es wirklich beim abendlichen Einschlafen?
Sabine Bunten, Neurologin am Schlaflabor Bremen, sagt dazu: Wenn es dunkel wird, geht unser Körper ohnehin in eine natürliche abendliche Produktion des Hormons über. Weil die Produktion an diesen äußeren Taktgeber des Dunkelwerdens gebunden ist, werden wir im Winter früher müde und produzieren auch mehr Melatonin.
Das frei verkäufliche künstliche Melatonin – wie in Sprays oder Gummibärchen – ist allerdings unretardiert, so Bunten. Das bedeutet, es wird nur kurz im Körper freigesetzt. "Das sollte man so 30 bis 60 Minuten vor dem Einschlafen einnehmen und dann wird es wieder abgebaut." Im Gegensatz dazu gibt es rezeptpflichtige Präparate. Diese werden über die ganze Nacht freigesetzt und wirken länger.
Melatonin hilft laut Expertin durch den Placebo-Effekt
Zum Einschlafen oder bei Schlafstörungen empfiehlt Schlafforscherin Christine Blume im Interview mit Bremen Eins das Hormon jedoch nicht. Der Zusammenhang zwischen Melatonin und Schlaf ist gar nicht so eng, wie die Werbung uns glauben machen möchte, erklärt sie. Denn: "Wir können auch einen Powernap (Tagesschlaf, Anm. der Redaktion) machen, da gibt es gar kein Melatonin im Körper und es funktioniert trotzdem."
Hilfreich könne Melatonin aber sein, um wieder in den Schlafrhythmus zu finden – beispielsweise bei einem Jetleg. Da wirke es als Signal, das Zeit zum Schlafen ist. Auch nicht zu unterschätzen sei der Placebo-Effekt. Dann ist der Effekt aber unspezifisch und nicht der Effekt des Mittels, so Blume.
Gute Zutaten zum Einschlafen
Gut schlafen ist leichter gesagt als getan und gerade direkt einzuschalfen, wenn es die Uhrzeit vorgibt, ist schwierig. "Ich rate immer, den Zeitpunkt abzuwarten, an dem man sich müde genug fühlt, um schnell und gut einzuschlafen und nicht auf die Uhr zuschauen", erklärt Blume. Und ganz wichtig: warme Füße.
Gerade jetzt, wo die Temperaturen sinken, da werden die Füße oft am Abend kalt und mit kalten Füßen wird das Einschlafen einfach schwierig – ist auch wissenschaftlich nachgewiesen.
Christine Blume, Schlafforscherin
Auch Rituale helfen. Dazu gehören beispielsweise eine warme Dusche, ein Buch lesen oder auch eine Tasse Tee. Wovon Blume jedoch abrät, ist Schäfchen zählen, das sei zu langweilig und man könne wieder in das Gedankenkarussell abdriften. Besser sei es, eine Übung zu machen, wo man sich Wolken vorstellt und dort seine Gedanken bildlich aufsetzt und wegziehen lässt.
Quelle: buten un binnen.
Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Der Morgen, 9. Oktober 2024, 8:40 Uhr