Immer mehr Menschen schlafen schlecht: Was dagegen helfen kann
Ein- und Durchschlafstörungen werden häufiger, das zeigen Zahlen der Krankenkassen. Eine Bremer Neurologin macht dafür auch die Corona-Krise verantwortlich.
Frau Bunten, was versteht man unter Schlafstörungen?
Es gibt einen eigenen Katalog an Schlafstörungen. Da gibt es acht Hauptkategorien, wie die Ein- und Durchschlafstörung. Dann gibt es die schlafbezogene Atmungsstörung, schlafbezogene Bewegungsstörung, Parasomnien. Dann machen Leute Dinge im Schlaf, also Schlafwandeln oder nachts ihre Träume ausleben. Dann gibt es noch rhythmische Bewegungsstörungen im Schlaf. Es gibt verschiedenste Schlafstörungen, die dann nochmal unterteilt werden in wieder andere. Die häufigste ist die Ein- und Durchschlafstörung und die schlafbezogene Atmungsstörung.
Warum leiden mehr Menschen an Schlafstörungen?
Es ist sicherlich so, dass in der heutigen Zeit mehr und mehr Leute Probleme haben und die äußeren Umstände auch schwieriger sind. Also wir haben das auch gemerkt in der Corona-Zeit. Da hat man auch viele Leute befragt, wie der Schlaf sich verändert hat. Und da gab es den sogenannten "Social Jet Leg". Da bin ich abends unterwegs, gehe noch essen und gehe sehr spät ins Bett. Das ist weniger geworden. Die Leute waren mehr zuhause, sie sind früher ins Bett gegangen, das war eher positiv. Aber sie haben sich viel mehr Sorgen gemacht und sind dann häufiger auch wach geworden oder haben angefangen zu grübeln.
Die meisten Menschen brauchen so sieben bis acht Stunden Schlaf.
Sabine Bunten, Neurologin und Schlafmedizinerin
Wie viel Schlaf ist genug?
Das ist für jeden natürlich ein bisschen unterschiedlich. Die meisten Menschen brauchen so sieben bis acht Stunden Schlaf. Es gibt ein paar Menschen, die haben Glück im Leben. Die brauchen nur fünf bis sechs Stunden, die haben einfach mehr von ihrem Tag. Die schaffen einfach mehr und haben auch mehr Zeit zur Verfügung. Und dann gibt es Leute, die brauchen zehn Stunden Schlaf, damit sie sich gut fühlen.
Wie finde ich heraus, wie viel Schlaf gut für mich ist?
Ein gutes Maß ist immer, wenn ich mir überlege wie ist denn das, wenn ich im Urlaub bin? Wenn ich frei von Verpflichtungen bin, wenn ich mir meinen Schlaf frei einteilen kann, wann geht es mit den tagsüber gut? Ich kann das auch machen, wenn ich nicht Urlaub habe. Wenn ich mal ein Schlaftagebuch führe und dann gucke: An welchen Tagen geht es mir gut? Wie gehe ich denn eigentlich mit meinem Schlaf um?
Wie schläft man besser?
Es gibt die Regeln der Schlafhygiene. Das Schlafzimmer darf nicht zu warm, nicht zu kalt sein. Es sollte dunkel sein, sodass ich damit gut zurechtkomme. Es sollte nicht zu laut sein. Das sind allgemeine Sachen. Aber was ich selber auch tun kann ist, dass ich mir überlege: Was mache ich denn, bevor ich in schlafen gehe? Fernsehen im Bett ist nicht gut. Wenn ich keine Schlafprobleme habe, dann ist es egal. Aber wenn ich Schwierigkeiten habe, einzuschlafen oder durchzuschlafen, dann ist es wirklich nicht sinnvoll im Bett fernzusehen. Das ist so, als ob ich am Schreibtisch sitze und meine Steuererklärung mache.
Neigen Frauen eher zu einer Schlafstörung?
Das wird man sicherlich pauschal so nicht sagen können. Man weiß, dass Frauen tendenziell eher dazu neigen Ein- und Durchschlafstörungen zu entwickeln und mehr Durchschlafstörungen zu haben. Da gibt es viele Erklärungsansätze, die man natürlich nicht so ohne weiteres beweisen kann. Teilweise sind Frauen auch darauf getrimmt wach zu werden, wenn die Kinder nachts wach werden. Aber es gibt auch Frauen, die haben keine Kinder und haben eine Ein- und Durchschlafstörung. Deshalb ist das vielleicht ein bisschen zu kurz gegriffen.
Ab wann sollte man zum Arzt gehen?
Wenn ich merke, dass mein fehlender Schlaf mich auch tagsüber einschränkt. Ich sollte mir aber auch ausreichend Zeit geben zum Schlafen. Wenn es jetzt so abläuft, dass ich nachts um elf ins Bett gehen und morgens um halb vier aufstehen muss, dann habe ich mir selber auch nicht die Chance gegeben genug zu schlafen. Ja, das kann man mal machen. Aber auf Dauer ist das vielleicht nicht genug.
Quelle: buten un binnen.
Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Der Morgen, 15. März 2024, 7:10 Uhr