"Taser ist kein Allheilmittel": 25 Elektroschocker-Einsätze in Bremen
In Bremerhaven gehören Taser zur Standardausrüstung, in Bremen nutzen sie nur einige Beamte. Die Polizeibehörden ziehen eine fast durchweg positive Bilanz.
Die sogenannten Taser erzielten in den allermeisten Fällen die erwünschte Wirkung und verhinderten so unter anderem den Einsatz von Schusswaffen, teilen Sicherheitskräfte auf Anfrage von buten un binnen mit. 14 Mal hat die Polizei in Bremerhaven demnach den Taser eingesetzt, seit er 2018 zum ersten Mal in einem Pilotprojekt eingesetzt wurde. Bei jedem dieser Einsätze ist laut Pressestelle die gewünschte Wirkung eingetreten.
Fast 100 Mal wurde mit Tasern gedroht
Ein Taser soll die Zielperson durch einen Stromstoß vorübergehend lähmen. Das pistolenartig geformte Gerät verschießt dünne Drähte mit Widerhaken auf sein Ziel, durch die Spannungsimpulse von bis zu 50.000 Volt abgegeben werden. In Bremerhaven hat es laut Polizei in 98 Fällen sogar gereicht, dass der Tasereinsatz lediglich angedroht worden sei.
Das bedeutet, weder die einschreitenden Beamten, noch die Betroffenen wurden dabei verletzt, die gewünschte Maßnahme konnte durchgeführt und eine weitere Eskalation konnte verhindert werden.
Jens Ammermann, Sprecher der Polizei Bremerhaven
In Bremerhaven gehört der Taser mittlerweile zur Standardausrüstung des polizeilichen Einsatzdienstes. Bei der stadtbremischen Polizei verwenden lediglich Spezialeinsatzkräfte und gesondert geschulte Kräfte Taser. Entsprechend niedrig fällt die Zahl der Einsätze aus: Elfmal haben Bremer Polizeikräfte seit 2019 eine Elektroschockpistole eingesetzt. Der Taser habe sich bewährt, um gewalttätige, bewaffnete aber auch selbstgefährdende Personen zu überwältigen, teilt die Pressestelle mit.
Dass Taser allerdings nicht immer den gewünschten Effekt erzielen, zeigte ein Einsatz Anfang August. Ein 37-Jähriger randalierte bewaffnet mit einem Hammer in einer Bremer Polizeiwache. Der Versuch, ihn mit einer Elektroschockwaffe zu stoppen, scheiterte. Der Mann floh und wurde später mithilfe eines riesigen Polizeiaufgebots am Osterdeich festgenommen. Zu den genauen Hintergründen, warum der Taser seine Wirkung verfehlte, macht die Polizei aus taktischen Gründen keine genaueren Angaben.
Auch Taser können gefährlich sein
"Der Taser ist kein Allheimmittel", sagt Lars Winkelsdorf, Sachverständiger für Schusswaffen aus Hamburg. Voraussetzung für einen wirkungsvollen Stromstoß sei, dass die beiden Elektroden des Geräts, die Haut der Zielperson berührten. Gürtel oder Lederjacken könnten das durchaus verhindern. Trotzdem hält Lars Winkelsdorf die Elektroschockpistole für ein sinnvolles Einsatzmittel.
Ein Taser ist deutlich seltener tödlich als etwa eine klassische Polizeipistole.
Waffenexperte Lars Winkelsdorf
Auch für unbeteiligte Dritte sei der Taser-Einsatz sicherer, weil es keine Gefahr von Querschlägern gebe. Völlig ungefährlich sei aber auch die Elektroschockpistole nicht. "Ein Tasereinsatz kann in seltenen Fällen auch lebensgefährlich sein, in jedem Fall verursacht er brutale Schmerzen", sagt Winkelsdorf.
Er spricht aus Erfahrung. Im Rahmen einer Taserausbildung hat Winkelsdorf sich bereits mit einer Elektroschockpistole beschießen lassen. Er habe noch nie in seinem Leben solche Schmerzen verspürt. "Das ist die Hölle, ich wollte nur noch, dass es aufhört", erinnert er sich.
Quelle: buten un binnen.
Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 9. August 2024, 19:30 Uhr