Fragen & Antworten
So steht es um die touristische Kooperation von Bremen und Bremerhaven
Der Branchentreff in Bremerhaven wurde deutlich: Beide Städte bemühen sich darum, touristisch an einem Strang zu ziehen. Dennoch gibt es auch immer wieder Konflikte.
Zwei Städte, ein Land – heißt es im gemeinsamen Slogan fürs Land Bremen. Aber ein gemeinsamer Kurs im Tourismus, der ist über die Jahre nicht wirklich gefunden worden. Häufig gab es Reibereien, zum Beispiel über die gemeinsame Werbung, letztlich auch bei der Verteilung des Geldes für den wichtigen Wirtschaftsfaktor. Bei den Tourismustagen des Landes in Bremerhaven bemühen sich die Verantwortlichen um Einigkeit.
Wo stehen Bremerhaven und Bremen denn im Tourismus aktuell?
Nach der Corona-Krise und trotz der schwierigen Bedingungen durch den Ukraine-Krieg oder erhebliche Preissteigerungen, heißt es aus Bremen und Bremerhaven: Es gibt eine gute touristische Entwicklung bei den Ankünften und Übernachtungen. Im Vergleich zum Vorjahr gab es in Bremen-Stadt in den ersten acht Monaten laut Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt (Linke) ein Plus um 14 Prozent. Die Lage hat sich damit wieder stabilisiert. Gut eine Million Übernachtungen zählte Bremen übrigens im ersten Halbjahr – sogar ein neuer Rekord.
Auch Bremerhaven verzeichnet ein Plus mit 16 Prozent bei mehr als 200.000 Übernachtungen. Die Stadt profitiert aber besonders vom Tagestourismus, betonte Oberbürgermeister Melf Grantz (SPD). Knapp fünf Millionen Tagesgäste und rund eine halbe Million Übernachtungen waren es 2022. Daraus ergeben sich Tausende Arbeitsplätzen. Ohne Zweifel: Für das Land Bremen einer der entscheidenden Wirtschaftsfaktoren.
Machen beide Städte denn auch gemeinsame Sache oder läuft vieles weiterhin getrennt?
Immer wieder entsteht der Eindruck, dass man sich bei Veranstaltungen wie den Tourismustagen eher zusammenrauft. Es wird zum Beispiel auch ein gemeinsamer Tourismuspreis verliehen. Hinter den Kulissen gibt es jedoch oft Streit um die richtige Ausrichtung – vor allem bei der Tourismuswerbung für das Land. Ein Punkt in der Debatte: Bremerhaven ist mehr in Richtung niedersächsische Küste ausgerichtet und auch Mitglied in der Tano – der Tourismusagentur Nordsee.
Auf jeden Fall müssen wir auch auf Landesebene zusammenarbeiten. Wir präsentieren uns zum Beispiel gemeinsam auf der Messe ITB. Aber für uns ist es noch wichtiger, mit der Küste zusammen zu arbeiten. Es kommen keine Touristen aus Bremen nach Bremerhaven. Sondern aus Dunen, Döse, Sahlenburg, Buttjardingen, Wangerland – das sind die Gäste, die wir hier in die Stadt holen wollen.
Ralf Meyer, Bremerhavens ehemaliger Tourismuschef und Leiter des Amtes für Wirtschaftsförderung
In diesem Spannungsfeld bewegt sich die Diskussion. Einerseits sollen Bremerhaven und Bremen gut positioniert werden, etwa mit Bus- und Kreuzfahrtreisen. Andererseits geht es auch darum, Gäste aus Niedersachsen zu locken, die zum Beispiel bei Regenwetter das Klimahaus und das Auswandererhaus nutzen. Im Frühjahr soll es übrigens in Bremerhaven eine Tagung der niedersächsischen Tourismus-Experten geben.
Bremerhavens letzter Tourismuschef war nur acht Monate im Amt, nun kommt ein alter Bekannter zurück – was ist darüber bekannt?
Michael Gerber heißt der neue Tourismuschef. Er war über 20 Jahre lang in Bremerhaven zuständig für das Stadtmarketing. Dann ging er als Tourismuschef nach Garmisch-Patenkirchen in Bayern, nun kommt er zurück. Wann er anfängt, ist allerdings unklar, zuerst muss seine Abberufung in Garmisch erfolgen. Dann jedoch soll er Bremerhaven voranbringen, auch mit Blick auf die "Sail 2025".
Die Position als Tourismuschef in Bremerhaven ist sicher kein simpler Job und das Amt eine besondere Herausforderung. Es gilt viele Leute mitzunehmen. Neues umzusetzen ist allerdings nicht immer einfach, denn zum Teil sind die Strukturen noch verkrustet. Somit wird auch Gerber trotz seiner Vorgeschichte noch dicke Bretter zu bohren haben.
Worum geht es bei den Tourismustagen diesmal schwerpunktmäßig?
Das große Thema ist KI, also Künstliche Intelligenz. Wie wird sie künftig im Tourismus eingesetzt und was ist heute möglich? KI kann etwa noch mehr bei Buchungsprozessen eingebunden werden, kann potenzielle Gäste anwerben und beraten. Viele der Vertreter aus der Gastronomie, dem Hotelgewerbe und von Museen, die vor Ort waren, können sich da mehr vorstellen. Eine Teilnehmerin etwa nennt den Marketingbereich und Bilder zur Attraktivitätssteigerung. Ein anderer fügt einschränkend hinzu, KI werde niemals die persönliche Note von Menschen als Gastgebern ersetzen können.
Interessanter in diesem Zusammenhang: Das, wofür Menschen beispielsweise in einem Projekt drei Jahre Leistungskraft brauchen, kann es die KI in einem Tag umsetzen, schilderten Experten. Außerdem kommen immer mehr Roboter zum Einsatz, so gebe es heute schon Hotels, in denen zum Beispiel Kochroboter nachts eine Auswahl von bis zu 60 Gerichten zubereiten können.
Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Der Nachmittag, 9. November 16:45 Uhr